“Und wann ist es soweit?” oder “Ach, Ihr wollt wohl keine Kinder?”. Diese oder ähnliche Fragen müssen sich junge Paare immer wieder von Verwandten und Freunden anhören. Aber was, wenn der langersehnte Kindersegen ausbleibt? Alleine in Deutschland sind rund zwei Millionen Paare von ungewollter Kinderlosigkeit betroffen. Und nicht nur Frauen, sondern auch Männer leiden unter Unfruchtbarkeit.
Schaut man(n) sich die Statistik an, verteilt sich die Ursache mit jeweils 30 bis 40 Prozent gleichermaßen auf Mann und Frau und nur bei 15 bis 30 Prozent der Fälle liegt es an beiden Partnern. Insgesamt bleibt jede 6. Ehe ungewollt kinderlos. Die Ursachen können unterschiedlicher Natur sein. Neben medizinischen Faktoren wie hormonellen Fehlfunktionen, undurchlässigen Eileitern oder einer verminderten Samenqualität, beeinflusst in vielen Fällen Stress die Fruchtbarkeit.
Der erste Weg führt zum Facharzt Lässt der langersehnte Nachwuchs auf sich warten, sollte frühzeitig ein Arzt konsultiert werden. “Ist es nach einem Jahr ungeschütztem und regelmäßigem Verkehr nicht zu einer Schwangerschaft gekommen, sollte ein Gynäkologe aufgesucht werden, der in einem persönlichen Gespräch über Ursachen und Möglichkeiten berät”, so die Mainzer Frauenärztin Dr. Henriette Hamm-Harzer. Darüber hinaus bieten auch die rund 100 IVF-Zentren - medizinische Einrichtungen, die sich auf künstliche Befruchtungen spezialisiert haben - Sprechstunden für Betroffene an. Es besteht kein Grund zur Sorge, wenn sich nicht auf Anhieb etwas “Kleines” ankündigt, denn heutzutage gibt es zahlreiche Möglichkeiten, zu einem Wunschkind zu gelangen. 60 - 80 Prozent der betroffenen Paare kann dank der modernen Medizin zu einem Kind verholfen werden. Aber welche Möglichkeiten gibt es? Das Spektrum ist breitgefächert und hängt jeweils von der Ursache ab.
Bei der Hormontherapie wird die Reifung der Eizelle durch sogenannte Fruchtbarkeitshormone stimuliert. Wurde bis vor einigen Jahren Urin von Frauen in den Wechseljahren als Ausgangsstoff für die Herstellung dieser Fruchtbarkeitshormone verwandt, so stehen heutzutage hochmoderne, biotechnisch gewonnene Präparate zur Verfügung, die höchste Reinheit und Verträglichkeit bieten. Liegt das Problem der Unfruchtbarkeit beim Mann, kann die Insemination Abhilfe schaffen. Die Insemination verspricht aber nur dann Erfolg, wenn eine leichte Zeugungsunfähigkeit in Form einer eingeschränkten Anzahl und Beweglichkeit der Spermien oder eine Verformung vorliegt. Bei dieser Methode werden die Samenzellen mittels eines dünnen Schlauches (Katheter) zum Zeitpunkt des Eisprungs direkt in die Gebärmutter geleitet. Um ein optimales Ergebnis zu erzielen, werden möglichst nur gut bewegliche Spermien verwandt. Eine zusätzliche Hormonstimulation der weiblichen Eizellen erhöht die Chance auf eine Schwangerschaft.
Die moderne Medizin zeigt neue Wege auf Hat keine der beiden Möglichkeiten zum ersehnten Ziel geführt, müssen die betroffenen Paare aber dennoch nicht verzweifeln. In diesem Fall bietet sich die IVF- Methode – In-vitro-Fertilisation – als weitere Behandlungsoption an, die auch bei einer stärkeren Zeugungsunfähigkeit des Mannes bzw. einer Eileiterschädigung der Frau angewandt wird. Bei der IVF erfolgt die Befruchtung außerhalb des Mutterleibes. Zunächst wird mit Fruchtbarkeitshormonen die Reifung mehrerer Eizellen angeregt. Anschließend werden mit Hilfe der Ultraschalltechnik und einer feinen Nadel die reifen Eizellen durch die Scheide gewonnen. In einer Glasschale, die mit Nährflüssigkeit gefüllt ist, werden sie mit den Samenzellen des Partners zusammengebracht. Nach zwei Tagen werden ein bis maximal drei befruchtete Eizellen in die Gebärmutter übertragen.
Liegt beim Mann eine stark eingeschränkte Fruchtbarkeitsstörung vor, kann mit der ICSI-Methode (Intracytoplasmatische Spermieninjektion), auch Mikroinjektion genannt, geholfen werden. Das ICSI-Verfahren unterscheidet sich von der IVF-Methode lediglich dadurch, dass ein einzelnes Spermium in eine dünne Pipette aufgezogen und direkt in die Eizelle eingebracht wird. Das ICSI-Verfahren ist die einzige Methode, die bei einer schweren männlichen Fruchtbarkeitsstörung zum Erfolg führen kann.
Der Leidensdruck ist enorm Die Medizin kann zwar wahre Wunder vollbringen, aber wer hilft, wenn die Seele leidet? Die betroffenen Paare stehen unter einem enormen Leidensdruck. Das Thema Unfruchtbarkeit wird in unserer Gesellschaft immer noch tabuisiert und ganz besonders Männer leiden darunter. Leider noch allzu oft gilt das Klischee: ein Mann ist nur ein ganzer Mann, wenn er in seinem Leben ein Haus gebaut, einen Baum gepflanzt und ein Kind gezeugt hat. “Die betroffenen Paare stehen nicht nur unter einer physischen Belastung, die psychische Belastung sollte nicht unterschätzt werden. Es kann u.a. zu Arbeitsplatzproblemen kommen, da die Behandlungen ja sehr zeitaufwendig sind und nicht jeder Arbeitgeber und vor allem nicht jeder Kollege Verständnis zeigt”, weiß Dr. Hamm-Harzer zu berichten. Aber wo findet man Hilfe sowie Menschen, die die Problematik verstehen und mit denen man sich austauschen kann? Hier können Selbsthilfegruppen wie beispielsweise WUNSCHKIND e.V. (Tel.-Nr. 030-69 04 08 39) unterstützend tätig werden. Der Austausch von Erfahrungen und das Gefühl, mit seinen Problemen, Ängsten und Sorgen nicht alleine zu sein, stehen hier im Vordergrund. Auch über das Medium Internet kann man sich rund um das Thema “Kinderwunsch” informieren (www.fertinet.de) sowie über eine Experten-Hotline, die Dienstags von 16.00 bis 18.00 Uhr unter der Telefonnummer 01805-171717, geschaltet ist.
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