Alternative Heilmethoden wie Handauflegen, Pendeln, Eigenblutbehandlung, Bioresonanz- und Bachblüten-Therapie sorgen als Wundermittel gegen Allergien immer wieder für Schlagzeilen. Doch bei vielen der unter dem Deckmantel “Naturheilverfahren” angepriesenen Methoden handelt es sich um “an Betrug grenzende Verfahren, die lediglich die Leichtgläubigkeit Betroffener ausnutzen.” Das ist das Urteil von Professor Johannes Ring und Professor Walter Dorsch vom Arbeitskreis Komplementärmedizin der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAI). Sie haben in der Fachzeitschrift “Allergo Journal” eine Bewertung alternativer Heilmethoden bei Allergien veröffentlicht. Alternative Verfahren seien allenfalls als Ergänzung zu wissenschaftlich belegten schulmedizinischen Methoden akzeptabel.
Im besten Fall schaden alternative Methoden zwar nicht der Gesundheit. Doch der Gang zu Laientherapeuten und Naturheilern hält leider viele Patienten von der fachärztlichen Behandlung bei einem Allergologen ab. “Das Vertrauen auf dubiose Heilmethoden hindert Allergiker oft daran, wirksame Therapien zu nutzen,” warnt auch DGAI-Präsident Professor Gerhard Schultze-Werninghaus, Bochum. “Für Patienten mit einer heftigen Allergie auf Insektengift oder bestimmte Nahrungsmittel kann der Glaube an Heilung durch Alternativmethoden sogar lebensgefährlich sein. Denn bei erneutem Kontakt mit dem Allergieauslöser kann es zu einem allergischen Schock kommen.” Die DGAI rät daher dringend davon ab, Heilmethoden anzuwenden, die ihre Wirksamkeit bisher nicht in wissenschaftlichen Studien unter Beweis stellen konnten. Dazu gehören Bioresonanztherapie, Elektro-Akupunktur, Kinesiologie, Pendeln und Bach-Blütentherapie.
Für einige Alternativmethoden konnte allerdings die Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen werden. Dies gilt beispielsweise für Kneipp´sche Verfahren und Badetherapien, Entspannungsmethoden und eine seriöse Ernährungstherapie. Auch Schulmediziner wenden diese Methoden als sinnvolle Ergänzung klassischer Therapieformen an. Die alternativen Verfahren sind jedoch keine echte Alternative, sondern allenfalls eine Ergänzung der Standardtherapie.
“In der Allergologie stehen heute ausreichend wirksame Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, so dass niemand mehr unter allergischen Symptomen leiden muss”, betont Professor Schultze-Werninghaus. Neuentwicklungen haben dafür gesorgt, dass antiallergische Medikamente inzwischen sehr effektiv und verträglich sind. Eine langfristige Besserung oder sogar Heilung der Allergie kann mit der spezifischen Immuntherapie (Hyposensibilisierung, Allergie-Impfung) erreicht werden. Die Immuntherapie mit modernen, standardisierten Allergen-Präparaten ist die bisher einzige ursächliche Therapie gegen allergische Atemwegserkrankungen. Sie weist eine Erfolgsrate von bis zu 90 Prozent auf. Professor Schultze-Werninghaus empfiehlt Patienten mit Allergien daher unbedingt die Behandlung durch einen Facharzt. “Nur etwa 10 Prozent der Allergiekranken werden fachärztlich behandelt und viel zu wenige erhalten eine spezifische Immuntherapie. Hier besteht dringender Aufklärungsbedarf.”