Ayurveda heißt wörtlich übersetzt „Wissen vom Leben“ und ist eine seit etwa 5000 Jahren in Indien entwickelte Lehre darüber, wie das Leben zu gestalten sei. Die ayurvedische Medizin war im Vergleich zur westlichen Medizin immer sehr weit fortgeschritten und kennt mittlerweile 500 Erkrankungen an der Zahl, die sie aber anders definiert.
„Vorbeugung wird am ehesten dadurch erreicht, dass die körperliche Konstitution im ausgeglichenem Zustand ist“, sagte Przuntek. Die Balance muss im Körper zwischen all den Kräften gehalten werden, die auf ihn einströmen. Gifte oder Stress sollen möglichst ferngehalten werden. Durch die frische Zubereitung von Kräutern oder Reis soll der ersehnte ausgeglichene seelische Zustand erreicht werden.
Der Bedarf nach komplementären Behandlungsformen (zusätzliche Therapien zur Schulmedizin) nehme in Deutschland stark zu, so Przuntek weiter. Denn die Patienten würden zunehmend die Grenzen der Schulmedizin erkennen. So würden auch asiatische Therapieverfahren bei chronischen bösartigen Erkrankungen (zum Beispiel Krebs) von Jahr zu Jahr beliebter, weil die Patienten erfahren, dass sich damit ihr Zustand verbessert.
Auch bei Ayurveda gehört eine Befragung des Patienten (Anamnese) und körperliche Untersuchung dazu. Weiterhin werden ausführliche Verfahren zur Entgiftung ergänzt (weil immer mehr Toxine bekannt sind) und zur Ernährungstherapie. Dabei beruft sich Ayurveda auf hedonistische = erfreuliche Elemente und tut das stärker im Vergleich zu den Naturheilverfahren. Ayurveda legt ganz besonderen Wert auf die Stimulation der Sinne und damit das Wohlbefinden des Körper.
Wissenschaftlich gesichert (evidenzbasiert) sind diese Effekte bislang nicht, aber sie lassen sich bestimmt auch messen. Zumindest wird man das künftig in Studien anstreben. Przuntek berichtete von einem Patienten, der sämtliche Schulmediziner - über die gesamte Bundesrepublik verstreut - aufgesucht hatte, weil er an sehr häufigen, täglichen Durchfällen litt. Keine der schulmedizinischen Untersuchungen brachte eine Diagnose, aber zweifelsohne war der Leidensdruck des Patienten sehr groß. Przuntek, der mit einem ayurvedischen Therapeuten in Berlin kooperiert, bestellte den Bochumer Patienten dorthin. Nachdem der Behandler ihn gesehen hatte, berichtete der Patient, er habe auf der Fahrt von Bochum nach Berlin sieben Mal auf die Toilette gemusst, nach Anwendung von Ayurveda habe er auf der Rückfahrt die Toilette gar nicht mehr aufsuchen müssen. Der Durchfall-Patient bezeichnete sich bereits als geheilt!
Der Typ-2-Diabetes kommt auch häufig in Indien vor, dort leiden mittlerweile 20% der Bevölkerung daran. Interessanterweise, so Przuntek, gäbe es in Indien eine Region, in der man den Diabetes nicht kennt: Dort trinken die Menschen vor allem Kamelmilch. Ob man nun daraus den Schluss ziehen kann, dass man mit dieser Kamelmilch nicht an Diabetes erkrankt, ist noch zu gewagt. Doch man könne durch die Änderung von Ernährungsgewohnheiten tatsächlich Krankheiten verhindern, meint Przuntek. Ayurveda habe seiner Meinung nach Einfluss auf chronische Verstopfung, Polyneuropathien, Nierenerkrankungen, Bluthochdruck, Parkinson, Kleinhirnerkrankungen Schlaganfall, Herzinsuffizienz, Psychosen, perinatale Schäden und Störungen der Sexualität. Auch die Schuppenflechte (Psoriasis) spricht enorm gut auf ayurvedische Therapie an. Viele Psychosomatiker empfehlen eine ayurvedische Massage, bevor es zum Gespräch kommt.
„Es gibt Fälle, da kehren die Parkinsonpatienten von der Ayurveda-Kur zurück und benötigen nur noch die Hälfte der Medikamente“, sagte der Referent.
Er selbst habe fast alle Entgiftungsmaßnahmen erlebt (Einläufe) und die Reinigung der Nase mit Pfeffer und Öl als besonders angenehm empfunden. Die Massagen dienen dazu, Gifte zu eliminieren und Medikamente über den ganzen Körper zu verteilen. Trotzdem: Man könne eine ayurvedische Kur nicht über zwei Wochen machen, sondern die indische Heilkunst müsse ins Leben integriert werden, um erfolgreich zu sein. Dabei seien die Ölmassagen, am besten mit Sesamöl, nicht (nur) zur Muskelentspannung gedacht, sondern immer mit speziellen Behandlungen (mit Kräutern angereichertes Öl) verbunden, sowie mit typischen Stellungen aus dem Yoga. Positive Wirkungen auf Halbseitenlähmungen (Hemiplegie) und rheumatische Beschwerden sollen die Folge sein.
Bedeutsam sind für Ayurveda weiterhin Vitalpunkte: In der Vorlesung für Studenten halte der Professor das Huhn hoch, erzählte Przuntek, schlägt es auf den so genannten Vitalpunkt und das Huhn fällt tot in sich zusammen. Massiert er einen anderen Vitalpunkt, flattert das Huhn wieder durch das Zimmer, sehr zur Verblüffung der Studenten.
Die Universität Giessen kooperiert mit Jalalabad, einer Ayurveda-Universität. Die Ausbildung dauert in Indien fünfeinhalb Jahre, bis man sich Ayurvedadoktor nennen darf. Es gibt dort momentan 2189 Krankenhäuser, in denen Ayurveda gemacht wird.
Zudem sei Kerala (Indien) eine Provinz, in der 80% aller Pflanzen der gesamten Welt vorkommen: Derzeit sind dort große Firmen wegen der viel versprechenden Phytopharmakologie an dieser Region stark interessiert.
Für die Inder liegt das menschliche Hochleistungsvermögen – das Optimum – zwischen dem 28. und 32. Lebensjahr. Das also sei der beste Zeitpunkt, um den Giften entgegenzuwirken und damit effektive Vorbeugung zu erzielen.
Um jedoch 120 Jahre alt zu werden, ist es sicher nie zu spät, um sich mit Ayurveda zu beschäftigen. Denn schaden kann es sicher nicht!