Pflanzliche Arzneimittel sind seit eh und je beliebt, da von ihnen keine starken unerwünschten Nebenwirkungen ausgehen, im Gegensatz zu den chemischen Vertretern der Medikamente.
Die alte Kräuterkunde ist aber im letzten Jahrzehnt zu einer Wissenschaft, der Phytotherapie, herangereift, da man heute mit modernen Forschungsmethoden die bis dahin nur erfahrungsmäßig bekannten Wirkungen der Pflanzen und ihrer Inhaltsstoffe nachweisen kann.
Ganz besondere Beachtung erfahren dabei die sogenannten Psycho-Phytopharmaka, das heißt pflanzliche Arzneimittel, die nervenberuhigend und antidepressiv wirken.
Ein herausragender Vertreter unter diesen Pflanzen ist das Johanniskraut mit dem lateinischen Namen Hypericum perforatum. Die Wirksamkeit einiger Johanniskrautextrakte ist mittlerweile durch eine Vielzahl von klinischen Studien belegt, auch die für diese Wirkung verantwortlichen Pflanzeninhaltsstoffe glaubte man, gefunden zu haben.
Neueste Untersuchungen bestätigten diese Ergebnisse, wobei sich herausstellte, dass zur Behandlung mittelschwerer bis schwerer Depressionen ein Gesamtextrakt aus der Pflanze am wirksamsten ist. Verglichen mit synthetischen antidepressiv wirkenden Medikamenten war die Wirkung des Pflanzenextraktes mindestens vergleichbar, seine Verträglichkeit jedoch weitaus besser. Eine Langzeitstudie zeigte überdies, dass eine Erhaltungstherapie mit Johanniskrautextrakt vor dem Auftreten einer neuen Krankheitsepisode schützt.
Da die moderne Behandlung der Depression nicht nur aus einer Therapie der akuten Krankheitsphase besteht, sondern auch danach eine mehrmonatige Prophylaxebehandlung vorsieht, um Rückfälle zu vermeiden, ist es besonders wichtig, für diese Langzeitbehandlung ein möglichst nebenwirkungsarmes Produkt anzuwenden. Die Studienergebnisse bestätigen, dass gerade für die Rückfallprophylaxe Johanniskrautextrakt deutliche Verbesserungen erzielen kann, ohne dass nennenswerte unerwünschte Wirkungen zu beobachten sind.
Der Beweis ist damit erbracht, dass Johanniskrautextrakt in allen Stadien der Behandlung eingesetzt werden kann, sowohl zur Behandlung akuter depressiver Episoden, als auch in der Erhaltungstherapie und der langfristigen Rückfallprophylaxe. Für Ärzte und Patienten ist zusätzlich auch die gute Verträglichkeit von Johanniskrautzubereitungen von Bedeutung.
Eine wichtige Rolle spielt aber die Qualität eines derartigen Pflanzenproduktes und dies ist gerade beim Johanniskraut ausschlaggebend. Die Vielzahl der auch im Drogeriemarkt angebotenen Produkte ist verwirrend und nicht immer halten diese Produkte, was sie versprechen. Schon allein eine zu geringe Dosis verhindert eine entsprechende Wirkung, was dem Johanniskraut manchmal den Ruf eingebracht hat, nicht zu wirken.
Nur regulär zugelassene Arzneimittel mit einer Zulassungsnummer auf der Umverpackung können als wirksam betrachtet werden und diese bekommt man am sichersten in der Apotheke. Zudem erhält man dort eine fachliche Beratung über Dosierung und Anwendungsdauer, sodass in jedem Fall eine Enttäuschung über eine nicht eintretende Wirkung vermieden wird.
Daher sollten sich Patienten, die eine Selbstmedikation mit Johanniskraut in Betracht ziehen, in jedem Fall in der Apotheke beraten lassen, bevor sie eine Kaufentscheidung treffen.