Gut zwei Drittel aller Krebspatienten – und das sind in Deutschland knapp 500.000 pro Jahr – entschließen sich nach neueren Erkenntnissen für ergänzende Methoden zur Verbesserung ihrer Krankheitssituation und zur Erhöhung ihrer Lebensqualität. Dabei spielt die Naturheilkunde eine herausragende Rolle, auch Bewegung und Ernährung haben daneben ihren Platz.
Integrative Therapie
Gewandelt hat sich der Ansatz der Behandlung: Galt früher ein Entweder – Oder bei den Methoden, so heißt es heute vielfach in modern ausgerichteten onkologischen Praxen: möglichst beides gleichzeitig, also Chemotherapie und Naturheilkunde. Diese sogenannte integrative Therapie bietet den Vorteil, dass aus dem passiven Patienten ein aktiver Patient wird, der sich an der Behandlung beteiligt. Solche Patienten haben nicht nur bessere Heilungsaussichten, sondern sie können auch ihre Lebensqualität positiv beeinflussen.
„Dabei geht es darum, dem Patienten zu helfen, sein eigener Heiler zu werden“, meint Dr. Anette Jänsch, Berlin, der eine Vorreiterrolle bei der Integrativen Medizin zukommt.. Die Ärztin für Innere Medizin, die einen Lehrstuhl für Naturheilkunde an der Charité Berlin innehat, beschäftigt sich seit Jahren mit der biologischen Tumortherapie. Dabei legt sie besonderes Gewicht auf den Einsatz von Pflanzen und deren Einfluss auf das menschliche Immunsystem.
Die Mistel in der Krebstherapie
Eine immer wichtigere Rolle in der Integrativen Medizin spielt die Misteltherapie, die der Begründer der anthroposophischen Medizin Rudolf Steiner zur Behandlung von Krebstumoren entdeckt und erforscht hat. Die besonderen Eigenschaften dieser Pflanze kennt man schon lange und hat sie seit Jahrtausenden genutzt. Die zahlreichen Iinhaltsstoffe dieses auf einer Wirtspflanze lebenden Halbschmarotzers haben unterschiedliche Wirkungen, allerdings setzt man in der medizinischen Verwendung auf den Gesamtextrakt der Pflanze, bestehend aus Zweigen, Blättern und Beeren.
Wirkungen des Mistelextraktes
Klinische Studien belegen, dass Mistelextrakte das Immunsystem, das besonders durch eine Chemotherapie geschädigt wird, stärken und stabilisieren, Aufgrund dieser Eigenschaft werden durch eine Misteltherapie die Nebenwirkungen der konventionellen Behandlungen, wie Bestrahlungen und Chemotherapie, reduziert und die Lebensqualität des Patienten weniger beeinträchtigt. Damit ist der Patient einem Behandlungserfolg einen Schritt näher gekommen.
Seine Wirksamkeit entfaltet der Mistelextrakt nur beim Spritzen unter die Haut, eine orale Einnahme, in welcher Form auch immer ( Tee, Tropfen ) von Mistelprodukten hat auf die Tumortherapie keinerlei Einfluss. Das mag vielleicht eine Hemmschwelle für manche Patienten bedeuten, lässt sich aber, ähnlich wie das Insulinspritzen bei Diabetikern, leicht erlernen.
Selbstverständlich muss der behandelnde Arzt die Therapie überwachen und die Dosis festlegen, die sehr individuell angepasst werden muss.
Wer wagt, gewinnt
Die Mistel gehört zu den wissenschaftlich am besten untersuchten Heilpflanzen und hat ihre Wirkung in über 130 klinischen Studien bewiesen. Sie ist als Therapieform etabliert.
Wer sich also der Diagnose Krebs stellen muss, hat durch eine Integrative Therapie die Möglichkeit, seine Heilungschancen zu beeinflussen. Es gilt, dieses Konzept mit seinem Arzt zu besprechen und selbst aktiv an der Behandlung mitzuwirken.