Um sich vor unliebsamer Konkurrenz zu schützen, sondern die Wurzeln von Apfelbäumen eine zunächst unwirksame Substanz ab, die von der Mikroflora des Bodens in aktive Verbindungen umgewandelt wird. Diese Umwandlungsprodukte verhindern, dass Apfelkerne in der Nähe des Baumes keimen und zu Nährstoffkonkurrenten werden können. Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie sich Pflanzen mit Hilfe verschiedener so genannter Sekundärstoffe in ihrer Umwelt behaupten. Für den Menschen haben viele dieser Stoffe – in den richtigen Dosierungen eingesetzt – heilende oder lindernde Wirkungen. Dabei können diese Wirkungen so vielfältig sein, wie die Funktionen, die diese Stoffe in der Pflanze haben.
Es kann kämpfen oder beißen, aber auch weglaufen oder sich verstecken. Sind die Angreifer Mikroorganismen, wird es durch sein Immunsystem geschützt. Aber was macht eine Pflanze? Weglaufen kann sie nicht: Sie ist angewurzelt und damit ihrer Umwelt ausgeliefert – aber beileibe nicht schutzlos. Denn Pflanzen haben sehr vielfältige Mechanismen entwickelt, um sich in ihrer Umwelt zu behaupten. Dabei müssen sie sich aber nicht nur gegen Fraßfeinde wehren, sondern sie mussten im Laufe der Evolution auch lernen, mit anderen widrigen Lebensbedingungen fertig zu werden, wie z. B. extremen Temperaturen, Trockenheit und starker Sonneneinstrahlung.
So spielen z. B. bestimmte Verbindungen aus den Gruppen der Flavonoide und der Carotinoide eine wichtige Rolle als Lichtschutzpigmente, d. h. sie schützen den empfindlichen Photosyntheseapparat, der für die Umwandlung von Licht in Kohlenhydrate zuständig ist, vor zuviel Sonneneinstrahlung. Normalerweise können wir diese Farbstoffe in den Blättern nicht sehen – erst im Herbst, wenn das Blattgrün abgebaut wird, werden sie für uns als rote und gelbe Laubfärbung sichtbar. Flavonoide können aber auch eine ganz andere Rolle spielen: So sind einige Vertreter dieser großen Stoffklasse für die Färbung von Blütenblättern verantwortlich – um Blütenbesucher zur Bestäubung anzulocken. Demselben Zweck dienen auch ätherische Öle, die über ihren Geruch Blütenbesucher anlocken.
Eine der größten Bedrohungen für eine Pflanze sind Pflanzenkrankheiten. Verschiedene Mikroorganismen, wie Viren, Bakterien oder Pilze, können ganz erhebliche Schäden hervorrufen. Die effektivste Abwehrstrategie ist es natürlich, es erst gar nicht zu einer Infektion kommen zu lassen. Pflanzenzellen verfügen über eine Zellwand, die – neben anderen Funktionen – ein mechanisches Hindernis bildet, häufig wird sie noch durch aufgelagerte Schichten aus Wachs oder ähnlichen Substanzen verstärkt. Falls diese mechanische Barriere doch überwunden wird, steht der Pflanze ein ganzes Arsenal an Substanzen zur Verfügung, die dem Parasiten das Leben schwer machen können: Der Eindringling wird mit einem “breit streuenden Schrotschuss” empfangen. Dazu zählen neben ätherischen Ölen z. B. auch Gerbstoffe. Harze, die von Bäumen produziert werden, verhindern die Ansiedelung und Vermehrung von Pilzen und Bakterien und wirken so Fäulnis entgegen.
Ein effektiver Schutz gegen das Gefressenwerden ist es, schlecht zu schmecken. So verleiden verschiedene Inhaltsstoffe dem Angreifer den Appetit, sobald er in die Pflanze beißt; häufig schmecken diese Stoffe bitter oder scharf. Wir machen uns diese Eigenschaft zunutze, indem wir Pflanzen mit starken Bitter- oder Scharfstoffen – in geringen Dosen – als Gewürze einsetzen. Neben ihrer Würzwirkung regen diese Stoffe oft auch die Speichel-, Magensaft- oder Galleausschüttung an, so dass sie die Verdauung fördern.
Die Vertreter einer weiteren Substanzgruppe, der Alkaloide, schmecken nicht nur bitter, sondern sorgen auch dafür, dass es Feinden schlecht ergeht – Erbrechen und Schweißausbrüche sind dabei noch die angenehmsten Wirkungen.
Schon kleinste Mengen Pflanzengift können unter Umständen auch für erwachsene Menschen gefährlich werden: Der Eisenhut ist eine der giftigsten Pflanzen auf unserem Kontinent.