In Deutschland leben 9,3 Millionen Menschen, die zuviel Alkohol trinken, so die aktuellen Zahlen aus dem Jahr 2002 der Bundesärztekammer.
Der Pro-Kopf-Verbrauch an Alkohol liegt derzeit etwa bei 11 Liter reinem Alkohol pro Bundesbürger und Jahr. Durch die Folgen des Alkoholismus wie Produktionsausfall, Frühberentung und Behandlungskosten entsteht der Volkswirtschaft ein jährlicher Schaden in Höhe von circa 20 Milliarden Euro. Etwa die Hälfte aller Straftaten wird unter Alkoholeinfluss verübt und jedes Jahr werden ungefähr 280 000 Führerscheine wegen Überschreitung der zulässigen Promillegrenze eingezogen.
Ein riskanter Alkoholkonsum liegt vor, wenn:
Männer täglich mehr als 30 Gramm reinen Alkohol trinken oder
Frauen täglich mehr als 20 Gramm reinen Alkohol trinken.
Werden diese Grenzwerte dauerhaft überschritten, können alkoholbedingte körperliche Schäden, bei deutlicher Überschreitung der Grenzwerte Alkoholmissbrauch oder Alkoholabhängigkeit entstehen.
Getränk | Alkoholgehalt | Menge reiner Alkohol |
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Bier | ca. 5 Vol. % | 0,2 l ca. 8,0 g |
Wein | ca. 10 Vol. % | 2 cl ca. 4,8 g |
Fruchtlikör | ca. 30 Vol. % | 2 cl ca. 4,8 g |
Korn | ca. 32 Vol. % | 2 cl 5,0 g |
Obstler | ca. 35 Vol. % | 2 cl ca. 5,6 g |
Weinbrand | ca. 40 Vol. % | 2 cl ca. 6,4 g |
Ein schädlicher Gebrauch von Alkohol liegt vor, wenn der Alkoholkonsum zu körperlichen, psychischen und sozialen Folgen geführt hat.
Eine Alkoholabhängigkeit wird vom Arzt oder einem Suchtberater anhand von Kriterien einer Krankheits-Klassifikation festgestellt, die er im Gespräch mit dem Rat-Suchenden erfragt.
Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass die ambulante Therapie von Alkoholkranken kaum Erfolgschancen hat. Dem widerspricht der Suchtexperte Prof. Dr. Karl Mann, Lehrstuhl für Suchtforschung, Universität Heidelberg, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim, energisch! Heutzutage kann dank neuer Methoden etwa jeder zweite Alkoholiker geheilt werden.
Hat man früher geglaubt, der Alkoholiker müsse erst ganz unten in der Gosse angekommen sein, um “einsichtig und therapierbar” zu sein, wissen wir heute, dass bei jedem Entzug Nervenzellen zerstört werden. Dazu kommt, dass jede neue Entgiftung schwerere körperliche Folgen haben kann wie zum Beispiel Krampfanfälle. Deshalb gilt heutzutage “Je früher etwas gegen Alkholmissbrauch oder –abhängigkeit getan wird, umso besser”.
Für Alkoholabhängige gilt nach wie vor die Abstinenz als Ziel. Diese soll allerdings - dem chronischen Charakter der Alkoholerkrankung entsprechend - über verschiedene Zwischenziele erreicht werden. Dieses Vorgehen, wurde aus der Behandlung von intravenös Drogenabhängigen übernommen und motiviert sowohl den Abhängigen als auch den behandelnden Arzt, das Fernziel “dauerhafte Abstinenz” nicht aus den Augen zu verlieren.
Bei “schädlichem Gebrauch”, bei dem noch kein Kontrollverlust vorliegt, kann das Ziel auch lauten, die getrunkene Alkoholmenge zu reduzieren. Auch dieses abzuwägende, individuelle Vorgehen kann man als Neuheit einstufen.