Glimepirid (Amaryl®) ist der erste Sulfonylharnstoff (SH), der sich durch eine besondere chemische Struktur von den anderen SH unterscheidet und dadurch ein eigenes Wirkprofil aufweist: Glimepirid wirkt sowohl insulinotrop als auch insulinmimetisch und geht dabei mit einem nahezu physiologischen Insulinsekretionsmuster einher. Glimepirid wird zur oralen Behandlung des Typ-2-Diabetes eingesetzt, wenn der Blutzuckerspiegel durch Diät, körperliche Aktivität und Gewichtsreduktion nicht hinreichend gut kontrolliert werden kann.
Glimepirid löst eine dosisabhängige und vom Blutzuckerspiegel getriggerte Insulinsekretion aus. Der moderne Sulfonylharnstoff zeichnet sich aufgrund seiner andersartigen chemischen Struktur durch ein besonderes pharmakologisches Profil aus, das sich deutlich von dem klassischer Sulfonylharnstoffe wie Glibenclamid unterscheidet. So bindet Glimepirid an einer anderen Untereinheit des Sulfonylharnstoff-Rezeptors am Kaliumkanal und weist eine höhere Bindungs- und Dissoziationskinetik auf. Die Substanz bindet 2,5 - 3 mal schneller am Rezeptor als Glibenclamid und dissoziiert 8 - 9 mal schneller aus der Proteinbindung. Die Bindungsaffinität von Glimepirid gegenüber der Membran der Betazelle ist 2 - 3 geringer als die von Glibenclamid. In dieser besonderen, beschleunigten Bindungsdynamik liegt ein wesentlicher Vorteil der Substanz: Die selektive und kurze Rezeptorbindung sorgt für ein nahezu physiologisches Insulinsekretionsmuster, das von der jeweiligen Glukosekonzentration abhängig. Die Insulinkonzentration sinkt rasch wieder ab.
Im Vergleich zu Glibenclamid werden in vivo unter äquimolaren Dosierungen niedrigere Insulinplasmaspiegel erzeugt, die jedoch zu einer gleich starken Senkung der Blutglukose und der HbA-Werte führen. Ein Überschießen der Insulinsekretion findet nicht statt und das Risiko für Hypoglykämien ist folglich geringer.