MS ist die häufigste chronisch-entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems (ZNS), d.h. des Gehirns und des Rückenmarks und beginnt meist im jungen Erwachsenenalter zwischen 20 und 40 Jahren. Alleine in Deutschland sind etwa 130.000 Menschen betroffen, Frauen zwei- bis sogar dreimal so häufig wie Männer. Jährlich kommen rund 3.000 Neuerkrankungen hinzu. Auch wenn die Heilung der MS bisher nicht in Sicht ist - dank großer Fortschritte in der medizinischen Forschung ermöglichen moderne Medikamente heute eine gute Behandlung.
Die Angst vor dem nächsten Schub und einem Leben im Rollstuhl - darunter leiden Patienten mit Multipler Sklerose (MS) besonders. Denn hinter jedem neuen Schub verbirgt sich die Gefahr, dass Behinderungen zurück bleiben. „Auch unter der herkömmlichen Basistherapie haben viele meiner Patienten noch Schübe”, berichtet PD Dr. med. Volker Limmroth, Klinikum Köln-Merheim auf einer Pressekonferenz. „Gerade diesen MS-Betroffenen mit einer hochaktiven Verlaufsform gibt der Antikörper Natalizumab wieder Hoffnung”, führte Dr. med. Tjalf Ziemssen, Universitätsklinikum Dresden, weiter aus. Bis Juli 2007 wurden weltweit bereits 14.000 Menschen in der täglichen Praxis mit der Antikörpertherapie behandelt: Die überzeugenden Wirkergebnisse konnten hier bestätigt werden.
Bei der Multiplen Sklerose handelt es sich um eine so genannte Autoimmunerkrankung, bei der körpereigene Immunzellen fehlgesteuert die Schutzhüllen von Nervenfasern (Myelinscheiden) angreifen und zerstören. Der Angriff auf die Myelinscheiden der Nerven wird dadurch möglich, dass es den fehlgeleiteten Immunzellen gelingt, die Blut-Hirn-Schranke - die natürliche Schutzbarriere des Gehirns - zu durchwandern. Im Gehirn angekommen, lösen die Immunzellen verschiedene Mechanismen aus, dadurch kommt es zu den MS-typischen Entzündungen im Gehirn und Rückenmark und zu einer dauerhaften Schädigung der Nervenzellen. Als Folge davon werden Signale nur noch unvollständig oder gar nicht weitergeleitet. Dadurch treten MS-typische Symptome wie Seh-, Gang- oder Empfindungsstörungen und auch schwere Behinderungen auf. Natalizumab ist ein neuartiges Medikament, das anders wirkt als die bisher eingesetzten Arzneimittel: Der monoklonale Antikörper dockt an die fehlgesteuerten körpereigenen Immunzel¬len an und verhindert, dass diese durch die Blut-Hirn-Schranke und damit in das zentrale Nervensystem gelangen. Entzündungsreaktionen werden so verringert.
Die Antikörpertherapie wird als Monotherapie bei Betroffenen mit hochaktiver, schubförmig remittierender MS eingesetzt. Hochaktiv heißt, dass Patienten ohne Therapie zwei oder mehr Schübe, unter einem Standardmedikament ein oder mehr Schübe in den letzten 12 Monaten hatten, was bei ca. 50% der Patienten der Fall ist. Natalizumab bedeutet für diese Patientengruppe eine deutliche Verbesserung in der Therapie, da es dem Fortschreiten der Erkrankung rasch entgegenwirkt und das Auftreten bleibender Schäden im Gehirn und Rückenmark deutlich verlangsamen kann.
Nicht immer an die eigene Krankheit denken zu müssen - das wünschen sich viele Betroffenen. Im Gegensatz zu anderen Medikamenten, die täglich oder mindestens einmal pro Woche gespritzt werden müssen, wird Natalizumab alle vier Wochen als Infusion gegeben. Die Infusion dauert nur eine Stunde, danach folgt eine ebenfalls einstündige Nachbeobachtungszeit. Viele Kliniken und MS-Praxen haben Infusionsrunden eingerichtet, für Berufstätige häufig auch vor oder nach der Arbeit oder in der Mittagspause. So lässt sich die Therapie problemlos in den Alltag integrieren. Ein weiterer Vorteil: Die MS-Betroffenen sehen regelmäßig ihren Arzt. Ein Austausch über die Erkrankung und eine gute Betreuung sind so sicher gestellt.
Die Vorstellung an einer unheilbaren Krankheit zu leiden und nicht zu wissen, was auf sie zukommt, wirft viele Betroffene nach der Diagnose meist völlig aus der Bahn. Die neue Broschüre „Von Antikörper bis ZNS” beantwortet die ersten und drängendsten Fragen zu MS. Ergänzt durch persönliche Anmerkungen einer MS-Patientin möchte der Ratgeber Betroffene auf Ihrem Weg, ihre Krankheit besser zu verstehen, begleiten.
Die Broschüre kann kostenlos bei
Weitere Informationen zum Thema erhalten Patienten und Interessierte auch auf der Website www.ms-life.de