Die bekannte Münchner Onkologin Prof. Dr. Nadia Harbeck brachte vom jährlichen ASCO-Kongress in San Antonio/Texas, wichtige neue Erkenntnisse mit, die Sie nachstehend kurz zusammenfasste:
“In den westlichen Industrieländern erkrankt jede 8.-10. Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Im Frühstadium ist Brustkrebs prinzipiell eine heilbare Erkrankung. Jedoch können bereits zum Zeitpunkt der Erstdiagnose einzelne Tumorzellen im Körper verstreut sein, auch wenn klinisch und apparativ keine Fernmetastasen nachweisbar sind. Deshalb muss Brustkrebs als Erkrankung des ganzen Körpers angesehen werden. Ein wesentlicher Baustein einer modernen, auf Heilung ausgerichteten Erstbehandlung ist daher neben loko-regionären Maßnahmen (Operation, ggf. Bestrahlung) eine vorbeugende („adjuvante”) medikamentöse Therapie (endokrine Therapie, Chemotherapie). Durch die Auswertung der Behandlungsdaten von etwa 150.000 Patientinnen mit frühem Brustkrebs wissen wir, dass eine adjuvante Therapie mit den in den letzten 10-20 Jahren zur Verfügung stehenden Medikamenten (Tamoxifen, anthrazyklin-haltige Chemotherapie) die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu versterben, um etwa die Hälfte senken kann_(EBCTCG. Lancet, 2005)._
Neue Daten deuten nun daraufhin, dass durch den gemeinsamen Einsatz der derzeit wirksamsten Chemotherapie-Substanzen (Anthrazykline und Taxane) bereits bei Erstbehandlung eine weitere Verbesserung der Heilungschancen für Brustkrebs-Patientinnen erreicht werden kann. Vor kurzem wurde die BCIRG-001 (TAX 316) Studie in der angesehenen Fachzeitschrift New England Journal veröffentlicht (Martin et al, NEJM 2005). Nach etwa 5 Jahren Nachbeobachtungszeit zeigte sich, dass bei Patientinnen mit befallenen Achsel-Lymphknoten durch die Hinzunahme von Doce-taxel, einem Taxan, die Rückfallrate und die Wahrscheinlichkeit, an der Brustkrebserkrankung zu versterben jeweils um etwa ein Drittel gegenüber einer rein anthra-zyklinhaltigen Standardtherapie gesenkt werden konnte. Auch drei weitere Studien (PACS 01, CALGB 9344, NSABP-B28) bestätigen eine Verringerung der Rückfallwahrscheinlichkeit bei Gabe eines Taxans nach anthrazyklinhaltiger Standardtherapie. Auch bei der präoperativen („neoadjuvanten”) Chemotherapie ist der gemeinsame Einsatz von Taxanen und Anthrazyklinen vorteilhaft: Mehr Patientinnen können brusterhaltend operiert werden und die Wahrscheinlichkeit, dass bei der Operation nach der Chemotherapie keine aktiven Tumorzellen mehr nachweisbar sind, ist deutlich erhöht.
Die vielversprechenden Daten aus der BCIRG-006 Studie zur Kombination von Taxotere® und dem Antikörper Herceptin® wurden auf dem 28. jährlichen San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS Brustkrebssymposium) in San Antonio, Texas, USA, vorgestellt (Slamon et al, 2005). Die erste Zwischenanalyse dieser Studie zeigt eine deutliche Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens durch die Behandlung mit Taxotere® und Herceptin® unmittelbar nach der Operation bei Frauen mit HER2-positivem Brustkrebs im Frühstadium. Das Rückfallrisikon den ersten 3 Jahren konnte so im Vergleich zu einer Standardtherapie ohne Her-ceptin® um etwa die Hälfte gesenkt werden. Auch für Brustkrebspatientinnen, bei denen unter einer anthrazyklinhaltigen Therapie Nebenwirkungen am Herz zu befürchten sind, bietet die BCIRG 006 Studie mit einer anthrazyklinfreien Kombinationstherapie von Taxotere®, einem Platinpräparat und Herceptin®eine wirksame Alternative.
Zusammenfassend erlauben diese vielversprechenden neuen Daten die begründete Aussicht auf erhöhte Heilungschancen bei Brustkrebs durch den frühzeitigen Einsatz von Taxanen und Anthrazyklinen bereits bei der Erstbehandlung. In Deutschland empfiehlt die „Mamma”-Organkommission der AGO (Arbeitsgemeinschaft für gynäkologische Onkologie) Taxane zusätzlich zu Anthrazyklinen bereits als adjuvante Chemotherapie bei Brustkrebs-Patientinnen mit befallenen Achsel-Lymphknoten. Bei Patientinnen mit HER2 positivem Tumoren und einer adjuvanten Chemotherapie empfiehlt die AGO unabhängig vom Befall der Achsellymphknoten eine insgesamt einjährige adjuvante Herceptin® Therapie gleichzeitig beginnend oder im Anschluss an die Chemotherapie. Die neuen Daten aus San Antonio zeigen, dass die Kombination von Taxotere® und Herceptin® eine äußerst wirksame Therapiemöglichkeit darstellt.”