Neben der Behandlung der Erkrankungsursache, also dem Venenleiden, ist es notwendig, auch eine Lokalbehandlung der Wunde durchzuführen. Man sollte die Wunde in keinem Fall vernachlässigen, da sich der Heilungsprozess dann stark verzögert oder überhaupt nicht eintreten kann. Zu allererst gilt es, eine Wundinfektion zu verhindern. Deshalb muss die Wunde gründlich gereinigt und desinfiziert werden, bevor weitere Behandlungsschritte folgen. Dazu werden antiseptische Substanzen – Antiseptika - verwendet, die eine bakterielle Wundinfektion verhindern helfen.
Ein klassisches Antiseptikum ist das Rivanol®, chemisch Ethacridinlactat, das bereits seit 1930 erfolgreich verwendet wird. Seither wurde es millionenfach verschrieben und zur Wundbehandlung angewendet, immer mit guten Resultaten. Da die Substanz im allgemeinen keine Allergien hervorruft und keine unerwünschten Ereignisse im Zusammenhang mit ihr beobachtet wurden, erscheint ihre Anwendungauch heute noch als sinnvoll, besonders im klinischen Bereich.
Durch diese positiven Erfahrungen aufmerksam geworden, hat man sich von Seiten der Herstellerfirma, der Deutschen Chinosolfabrik, entschlossen, die Eigenschaften des Rivanols und seine Wirkungen weiter zu erforschen. Das Ergebnis war verblüffend: Mit Hilfe namhafter Wissenschaftler, wie Prof. Dr. Isaak Effendy, dem Leiter der Städtischen Hautklinik Bielefeld, und Dr. Manfred Schmolz, EDI Reutlingen, wurdenWirkungen von Rivanol® auf das menschliche Immunsystem ermittelt. Wie die placebokontrollierte Studie zeigt, sind besonders die stimulierenden Effekte auf die Abwehrmechanismen des Körpers erstaunlich. Mit der Entdeckung dieser immunologischen Wirkungen lassen sich die guten Ergebnisse einer Rivanolbehandlung von Ulcus cruris noch besser verstehen, denn die bisher bekannten Rivanol-Wirkungen werden dadurch in harmonischer Weise ergänzt.
Zum einen desinfiziert Rivanol® die bakterielle Belastung des Wundgebietes und zum anderen wird das Immunsystem angeregt, damit es seine anti-entzündlichen Aktivitäten verstärkt. Ergänzend zu den antiseptischen Eigenschaften kommt also die Anregung der Abwehrkräftehinzu und dadurch auch eine positive Wirkung auf die Wundheilung zustande.
Es hat sich einmal mehr gezeigt, dass es lohnend ist, altbekannte Stoffe aus dem Arzneischatz früherer Jahre, die sich als wirksam erwiesen haben, aber denen ein dokumentierter Wirksamkeitsnachweis bisher fehlte, mit Hilfe moderner wissenschaftlicher Verfahren zu untersuchen. Dabei werden sehr oft die aus Erfahrung bekannten positiven Eigenschaften sowohl bestätigt als auch neue Erkenntnisse hinzu gewonnen, die einen Einsatz des entsprechenden Arzneimittels wissenschaftlich untermauern.
Von der Tatsache ausgehend, dass sich im Laufe des jahrzehntelangen Einsatzes von Rivanolâ nicht Millionen Behandelter und Behandelnder geirrt haben können, war der nun erfolgte Nachweis auf wissenschaftlichem Fundament ein weiterer wichtiger Schritt zur Etablierung dieser effektiven Wundbehandlung.