Von 52.000 Menschen, die jedes Jahr in Deutschland an Dickdarmkrebs erkranken, sterben mehr als die Hälfte. Rettung gibt es meist nur für die, die Angebote zur Früherkennung nutzen.
Anlässlich des “Darmkrebsmonats März” lud die Stiftung LebensBlicke“Früherkennung Darmkrebs” zu einer öffentlichen Veranstaltung in Ludwigshafen ein. Stiftungsgründer und Vorstandsmitglied Prof. Dr. Jürgen F. Riemann, Ludwigshafen, wies darauf hin, dass Dickdarm-Tumoren eine Heilungschance von nahezu 100 Prozent haben können, wenn sie frühzeitig erkannt werden. Damit dies häufiger möglich wird, sollte sich ein jeder überwinden, die angebotenen Früherkennungsmaßnahmen für sich in Anspruch zu nehmen.
Warum so wenige? Viele Menschen wissen nicht, dass es einfache Möglichkeiten gibt, eine Krebserkrankung im Darm schon früh zu erkennen und sie scheuen sich sogar ihrem Arzt gegenüber, offen über das Thema zu sprechen. Unkompliziert und schnell funktioniert der Okkultbluttest, der verstecktes Blut im Stuhl erkennt und beim Hausarzt erhältlich ist. Ab dem 56. Lebensjahr übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine Darmspiegelung, die die einzige Möglichkeit bietet, Vorstufen des Krebses sicher zu erkennen und dann frühzeitig zu reagieren.
Wird bei einem Patienten ein schon fortgeschrittener Tumor entdeckt, folgt auf die Diagnose in der Regel die Operation. Diese muss auch heute noch möglichst radikal erfolgen, d. h. der gesamte befallene Darmabschnitt muss entfernt werden, betonte Prof. Dr. Christian Herfarth aus Heidelberg. Dabei ist es besonders wichtig, dass der Operateur erfahren ist, sehr sorgfältig vorgeht und sich an festgelegten Standards orientiert: “Eine radikale Operation steigert das Überleben deutlich”, fasste Professor Herfarth zusammen.
Mit einer an die Operation anschließenden Chemotherapie kann die Medizin mittlerweile gute Erfolge erzielen. Nach langen Jahren, in denen nur eine einzige Substanz, das so genannte 5-FU, zur Behandlung des Darmkrebses zur Verfügung stand, bieten neue Substanzen, wie zum Beispiel das Krebsmedikament Campto , gute Möglichkeiten, über einen langen Zeitraum eine gute Lebensqualität für die Betroffenen zu erhalten, berichtete Prof. Dr. Hansjochen Wilke aus Essen. Er betonte, dass sich die Situation der Patienten durch den Einsatz neuer Substanzen in den vergangenen Jahren deutlich verbessert hat. So können tumorbedingte Schmerzen gelindert, die Mobilität der Betroffenen erhalten und eine gute Lebensqualität erreicht werden.
Elfie Wörner, Ehefrau des ehemaligen NATO-Generalsekretärs Manfred Wörner, berichtete in bewegenden Worten über die bei ihrem Mann erst spät entdeckte Erkrankung, den langen Weg des Hoffens und Bangens: “Mein Mann war vorher nie krank, er trieb Sport und wir lebten gesund.” Manfred Wörner beachtete wie viele Menschen die ersten Anzeichen wie Durchfall, Verstopfung und Abgeschlagenheit nicht und lebte sein Leben weiter. Als der Krebs entdeckt wurde, konnte er nicht mehr geheilt werden. “Die Chemotherapie war für ihn die Möglichkeit, weiter zu arbeiten. Das war ganz wichtig und gut in dieser Zeit”, sagte Elfie Wörner.
Elfie Wörner selbst war durch die Krankheit ihres Mannes sensibilisiert und deutete erste Anzeichen richtig. Bei ihr konnten Vorstufen des Darmkrebses rechtzeitig entfernt werden: “Mein Mann hat durch seine Krankheit mein Leben gerettet,” sagte sie und rief die Anwesenden auf, sich nicht aufgrund falscher Schamgefühle oder aus Angst vor einer unangenehmen Untersuchung vor der Früherkennung zu “drücken”.
Ein Risikofaktor erhöht die Wahrscheinlichkeit dafür, dass bei einer Person eine bestimmte Erkrankung, wie beispielsweise Krebs, auftritt. Bei verschiedenen Krebsarten gibt es unterschiedliche Risikofaktoren. So ist beispielsweise der ungeschützte Aufenthalt in starkem Sonnenlicht ein Risikofaktor für die Entstehung von Hautkrebs und das Rauchen ein Risikofaktor für Krebserkrankungen in Lunge, Luftröhre, Mund, Rachen, Ösophagus, Nieren, Harnblase und mehreren anderen Organen. Die Forschung konnte mehrere Faktoren identifizieren, die die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines kolorektalen Karzinoms erhöhen. Auf einige dieser Risikofaktoren kann der Mensch Einfluss nehmen (ungesunde Ernährung, Alkoholmissbrauch, ungenügende körperliche Aktivität) und das Risiko für die Entstehung eines kolorektalen Karzinoms durch Vermeidung der prädisponierenden Faktoren herabsetzen. Andere Risikofaktoren, wie beispielsweise Darmpolypen, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder gehäuftes Vorkommen kolorektaler Tumore bei Familienangehörigen lassen sich nicht vermeiden. Trotzdem können Personen, die diese Risikofaktoren aufweisen, einiges dafür tun, um ihr Krebsrisiko senken.
Etwa 90% der Personen mit einem kolorektalen Karzinom sind über 50 Jahre alt.
Eine Ernährung, die sich hauptsächlich aus sehr fettreichen Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs zusammensetzt, kann das Risiko für ein kolorektales Karzinom erhöhen. Statt dessen empfiehlt die Amerikanische Krebsgesellschaft (ACS; American Cancer Society), die Nahrung solle sich überwiegend aus Produkten pflanzlicher Herkunft zusammensetzen und die Zufuhr von fettreichen Lebensmitteln, wie beispielsweise solche tierischen Ursprungs, zu begrenzen. Die ACS empfiehlt auch, mindestens fünfmal täglich Obst und Gemüse und sechsmal andere Nahrungsmittel pflanzlichen Ursprungs zu essen, wie beispielsweise Brot, Cerealien, Vollkornprodukte, Reis, Nudeln oder Bohnen.
Eine überwiegend sitzende Lebensweise ohne zumindest mäßige körperliche Aktivität erhöht ebenfalls das Risiko für die Entstehung von Kolonkarzinomen.