„Meine Großmutter war ständig in Bewegung,“ erinnert sich Anke S., „Sie klagte vor allem abends über Kribbeln in den Beinen. Wir dachten immer, es wäre eine Macke von ihr. Erst als meine Mutter auch mit dem Gezappel anfing, wussten wir, dass mehr dahinter steckt.“ Es ist wie Ameisenlaufen, ein Ziehen und Stechen und Kribbeln in den Beinen, manchmal auch in den Armen. Die Symptome treten nur in Ruhe auf, am Abend und in der Nacht. Anke S. weiß genau, wovon die Rede ist: „Als ich ungefähr 20 Jahre alt war, stellten sich auch bei mir die ersten Symptome ein. In dieser Zeit habe ich bemerkt, dass ich mein Bett für mich allein brauche, damit ich mich in der Einschlafphase uneingeschränkt bewegen kann. Denn nur so konnte ich das permanente Kribbeln in den Beinen ertragen und überhaupt erst einschlafen.“
So oder so ähnlich geht es vielen Menschen. Meist sind die Schlafstörungen bei Krankheitsbeginn auch noch nicht so gravierend. Die Patienten merken, dass sich in den Beinen „etwas tut“, sie schlafen aber irgendwie darüber ein. Mit der Zeit kann sich jedoch das Beschwerdemuster ändern. Anke S. erinnert sich: „ Die beschwerdefreien Intervalle wurden mit der Zeit kürzer und die Phasen mit den Schlafproblemen verlängerten sich. Nur durch kaltes Abduschen und Umherlaufen konnte ich mir Linderung verschaffen. Im Extremfall sind sogar meine Arme von den Missempfindungen betroffen gewesen. Ich war völlig ratlos.“
Die Beschwerden des „Restless Legs Syndrom“ (RLS) werden von vielen Ärzten fälschlicherweise auf Durchblutungsstörungen, Venenleiden, mangelnde körperliche Aktivität oder psychische Probleme zurückgeführt. Viele Betroffene gehen deshalb nicht zum Arzt.
„Die Erkenntnis, dass ich unter RLS leiden könnte, habe ich einem großen Zufall zu verdanken,“ erzählt Anke S., „ Ich ging wieder einmal mit einem Rezept zur Apotheke, um mir meine Schlaftabletten abzuholen. Dort nahm ich mir die aktuelle Kundenzeitschrift mit und konnte es kaum fassen, als ich einen ausführlichen Beitrag über das RLS und die Aktivitäten einer Selbsthilfegruppe darin fand. Ich war völlig perplex, dass es so etwas gibt. Ich war glücklich wie lange nicht und ließ mir sofort alle Unterlagen schicken.“
Anhand der Unterlagen konnte Anke S. die nötigen Schritte einleiten. Ihr erster Gang war der zum Neurologen, der dann endlich ein eindeutiges RLS diagnostizierte. Mittlerweile hatte sie ein fast 20-jähriges Martyrium hinter sich. Übrigens profitierte nicht nur sie von der Diagnosestellung: „Wir kamen darauf, dass auch meine Großmutter und meine Mutter seit Jahrzehnten vom RLS betroffen waren,“ stellt Anke S. fest.
„Mir hat dann die Therapie mit L-Dopa sehr gut geholfen und der Wirkstoff ist gut verträglich. Es war wirklich eindrucksvoll, wie sich die Symptome besserten. Heute bin ich beschwerdefrei.“ Auf die Frage inwiefern sich ihr Leben nach der Therapie geändert habe, schmunzelt Anke S: „Meine gesamte Lebensqualität hat sich durch das Medikament unglaublich gebessert. Nur mit dem Schlafen ist das immer noch so eine Sache. Wenn ich eine gewisse Zeit wachliege – auch ohne diese Missempfindungen in den Beinen – ist da immer noch die Versuchung, aus Gewohnheit aufzustehen. Doch dann frage ich mich, wozu ich mein Bett verlassen soll? Der Weg zurück zur Normalität ist oft gar nicht so einfach ….“