Gedächtnisstörungen, Abnahme des Denkvermögens, Persönlichkeits- und Verhaltensänderungen und damit einher gehende Beeinträchtigungen der selbständigen Lebensführung sind charakteristische Symptome einer Demenzerkrankung.
Daneben treten aber noch häufig weitere Krankheitserscheinungen auf, die auch bei Nicht-Demenzkranken erhebliche Probleme bereiten.
Zu allererst ist hier die Inkontinenz zu nennen, die ebenso wie die Demenz zu den typischen altersabhängigen Defiziten gehört. Beide können getrennt voneinander auftreten, aber häufig tritt Inkontinenz auch im fortgeschrittenen Demenzverlauf auf. Das ist erklärbar, da die Kontinenz im Gehirn gesteuert wird und mit der Abnahme dieser Steuerungsfunktion durch die Demenzerkrankung nimmt auch die Kognition ab. Das bedeutet, dass ein Blasendrang entweder nicht mehr oder zu spät erkannt wird. Dazu kommt häufig die Tatsache, dass auch der Orientierungssinn verloren gegangen ist und der Weg zur Toilette nicht mehr gefunden wird.
Durch eine Basisdiagnostik ( Harnuntersuchung, Restharnbestimmung, Blutuntersuchung )sollte frühzeitig festgestellt werden, ob eine demenzabhängige Inkontinenz besteht oder ob die Blasenschwäche andere krankhafte Ursachen hat. Im ersteren Fall können antidementive Medikamente, die die Kognition verbessern, auch die Kontrolle über Blase und Darm positiv beeinflussen. Das Auftreten von Hautirritationen als Folge der Inkontinenzverringert sich ebenfalls und die Pflege der Demenzkranken wird erleichtert.
Mit dem Antidementivum Memantine wurde eine deutliche Besserung der Inkontinenz bei Demenzkranken festgestellt, wie durch Studien belegt wurde. Wenn diese medikamentöse Therapie durch eine Verhaltenstherapie mit einer Reihe von Maßnahmen, wie Miktions- , Blasen- und Toilettentraining, ergänzt wird, so kommt man dem Ziel der Kontinenz in vielen Fällen wieder näher.
Eine erfolgreiche Therapie der Inkontinenz bei demenzkranken Patienten erfodert also immer eine „Paketlösung“, die Professor Dr. Ingo Füsgen, Wuppertal, in vier Komponenten sieht: Einer ganzheitlicher Demenztherapie, einer spezieller Drang-Inkontinenz-Therapie, einer Verhaltenstherapie und in weiteren Allgemeinmaßnahmen, wie eine betreute Kontinenz durch Hilfsmittel und Pflege.
Ein weiteres Problem bei demenzkranken Patienten stellt die Schmerztherapie dar. Mit Erschrecken wurde festgestellt, dass diese Patienten im Vergleich zu anderen Patienten der gleichen Altersgruppe weit weniger Schmerzmittel verordnet bekommen. Mit der Eingangsbemerkung „Demenz ist kein Analgetikum“ machte der Geriatriker Professor Dr. Roland Hardt, Mainz, auf dieses Phänomen aufmerksam. Er erklärte, dass Demenzkranke oft nicht mehr in der Lage seien, Schmerzerleben sprachlich auszudrücken und deshalb auf schmerzassoziiertes Verhalten in Mimik, Körper- und Lautsprache geachtet werden müsse.
Dass dabei methodische Schwierigkeiten auftreten, sei klar, jedoch gibt es in jüngster Zeit etliche Skalen, mit deren Hilfe man die Einordnung der Schmerzausdrucksformen versuchen kann. In Zweifelsfällen sollte man, so Prof. Hardt, einen Versuch mit einem wirkungsvollen Schmerzmittel unternehmen, um dann eine eventuelle Verbesserung der Situation beobachten zu können. Man sieht also, dass hier erst Anfänge gemacht werden, aber es ist immerhin soviel klar, dass gerade bei Demenzkranken auch an eine Schmerztherapie gedacht werden muss. Diese unterscheidet sich, ebenso wie die Schmerzursachen ( z.B. Arthrose, Polyathritis,) nicht wesentlich von der bei nicht dementen Patienten.
Ein weiteres gravierendes Zusatzproblem bei Demenzerkrankungen ist die Mangelernährung , die fast immer im Verlauf der Erkrankung auftritt. Aufmerksame Beobachter können bereits in der Frühphase einer Demenzerkrankung, oft sogar schon vor der Diagnosestellung, eine ungewollte Gewichtsabnahme feststellen. Es wird daher vermutet, dass zu diesem Zeitpunkt bereits bestehende kognitive Defizite für eine Änderung des Essverhaltens und einen dadurch bedingten Gewichtsverlust verantwortlich sind. Zu der im Alter ohnehin schwieriger werdenden Ernährungssituation durch Kau- und Schluckstörungen, Veränderungen der Geruchs- und Geschmackswahrnehmung und anderes mehr können bei Demenzkranken eine gestörte Appetitregulation und damit eine unzureichende Nahrungsaufnahme, sowie ein erhöhter Energieverbrauch durch Unruhe hinzukommen.
Deshalb bedürfen Demenzkranke , wie Dr. Rainer Wirth, Chefarzt des St. Marien-Hospitals Borken, erklärte, einer sorgfältigen Überwachung ihres Ernährungsstatus, um weiteren Begleiterkrankungen, wie Dekubitus und Infektionen nicht hilflos ausgeliefert zu sein.
Dass es viele Möglichkeiten der Zubereitung und Verabreichung geeigneter Nahrungsmittel und Supplemente gibt, wurde von der ernährungsmedizinischen Beraterin Ute Furmanek anhand von Beispielen dargestellt, die allerdings Einfühlungsvermögen, Zeit und ernährungsmedizinische Kenntnisse erfordern.
Da seit Oktober 2005 der Einsatz von Trinknahrungen bei Patienten mit eingeschränkter Fähigkeit zu normaler Ernährung gesetzlich neu geregelt wurde, trägt auch dies zur Sicherung des Ernährungszustandes demenzkranker Patienten bei.