Immerhin sind Depressionen bei Senioren eine der häufigsten Erkrankungen. Doch nur zu oft wird die Antriebslosigkeit gerne auf den Alterungsprozess geschoben. „Ach Herr Doktor, ich mag nicht mehr“, ist ein oft gehörter Ausspruch, berichtete Dr. Gerhard D. Roth, Ostfildern, auf einem Pressegespräch von Wyeth Pharma in Hamburg. Eindrucksvoll belegte er seine Erfahrungen mit einer Patientin in einem Film, die zunächst deutliche Anzeichen einer Depression wie Schwermut, Einsamkeitsgefühle, „Nutzlosigkeit“ und Antriebslosigkeit zeigte und dazu befragt worden war. Nachdem Dr. Roth die Patientin mit einem nebenwirkungsarmen Antidepressivum behandelt hatte, wurde sie nach ein paar Wochen erneut interviewt. Da war plötzlich ein ganz anderer Mensch zu sehen und hören: Jemand, der sich gerne über Politik unterhielt, der wieder fernsehen konnte und der wirklich Freude am Leben verspürte.
Doch viele der depressiven älteren Patienten beklagen eher körperliche Symptome wie ein Rückenleiden und werden von Ärzten dann beispielsweise mit Schmerzmedikamenten nur „ruhig gestellt“.
Ebenfalls, nach Meinung des Psychiaters Dr. Gabriel Eckermann, Kaufbeuren, werden Wechselwirkungen von Medikamenten von den Ärzten entweder unterschätzt oder aber aus Angst vor möglichen Nebenwirkungen bei den Senioren gar nicht erst verordnet. Denn ein älterer Mensch ja oft nicht mehr ganz gesund, sondern bereits herzkrank oder beklagt andere chronische Leiden. So beläuft sich der Schaden für Patient und Arzt, der durch die Folgen solcher Arzneimittelwechselwirkungen entstehen kann, derzeit in Deutschland auf bis zu 88 Millionen € direkte Kosten. Wie das zustande kommt? Der Patient muss beispielsweise als „Notfall“ ins Krankenhaus eingewiesen werden, weil nicht berücksichtigt wurde, dass ein Medikament das andere zusätzlich verabreichte Medikament in der Wirkung verstärken oder vermindern kann. Auf der Liste solcher „Verstärker“ können auch Phytotherapeutika stehen und Patienten sind dann oft nicht ganz „schuldlos“: Johanniskraut oder Gingko biloba befinden sich ganz oben (bitte aufpassen, insbesondere weil sie freiverkäuflich sind!).
Altersgerechte Antidepressiva mit niedrigem Nebenwirkungs- und Interaktionsprofil sind also gefragt. Das sind duale sSNRI wie Venlafaxin Sie sind zur Langzeittherapie der Depression im Alter besonders gut geeignet. Sie sind sicher für das Herz, erhöhen den Blutdruck kaum und der Patient darf auch noch weiter rauchen! Der Behandlungseffekt setzt nach ca. 2-4 Wochen ein.
Zu beachten ist nur ein Klasseneffekt der sSNRI: sie können das Blutungsrisiko erhöhen. Antikoagulierte Patienten sollten aufpassen.