Die Alzheimer-Erkrankung ist nicht heilbar, sagt Prof. Dr. rer. nat. Tobias Hartmann, Homburg. Und Möglichkeiten der Behandlung bleiben wenig zufrieden stellend und bislang nur begrenzt auf eine Milderung der Symptome. Denn schon zwanzig bis dreißig Jahre bevor Alzheimer auftritt, entstehen so genannte Amyloid-Ablagerungen (Aß42) im Gehirn. Das sind giftige Eiweiße, die sich im Gehirn sammeln und dort dann Mülldeponien (Plaques) bilden. An diesen Stellen wird das Denken unmöglich. Es kommt immer mehr zum Hirnabbau und damit kompletten Funktionsverlust.
„Zehn Jahre Verzögerung der Erkrankung würde die Gefahr von Alzheimer vollständig entfernen können,” meint Hartmann. Er will darauf hinaus, dass man dann den Ausbruch der Erkrankung gar nicht mehr erleben würde.
Es gibt zwei davon. Entweder man verhindert die Produktion des Amyloid oder aber versucht, die schon bestehenden giftigen Plaques zu entsorgen (die Müllhalden also aus dem Körper aufräumen).
Oder Vorbeugung: Eine Impfung, so Hartmann, ist zwar theoretisch die beste Therapie und daher auch die am stärksten verfolgte Denkrichtung in der Medizin. Sie ist aber noch am wenigsten erfolgreich, weil nach Versuchen mit Menschen schwere Nebenwirkungen aufgetreten sind. Sie ist auch technisch kaum umsetzbar.
Prinzipiell ist das Amyloid Aß jedoch gut als medikamentöses Ziel geeignet, da davon ausgegangen wird, dass schon geringfügige Erniedrigungen der Aß42 Menge ausreichen könnten, eine Schutzwirkung zu erzielen.
„Das kann sehr interessant werden, weil diese Medikamente die krankhafte Aß-Produktion zu einer weniger gefährlichen Sorte verändern können,” berichtet Hartmann. Im Tierversuch sah man, dass statt dem giftigen Aß42 plötzlich Aß38 gebildet wurde. Es weiß aber noch keiner einzuordnen, ob Aß38 giftig ist oder natürlich? Diese Senkung des Aß42 ist völlig unabhängig von der Cyclooxygenase (also COX-unabhängig). Wenn jemand Rheumamedikamente nimmt, weiß er jetzt, was damit gemeint ist.
Bekannt als Schmerzmittel: Zu Flurizan (r-Flurbiprofen) und Ibuprofen laufen jeweils Studien. Sie verringern die Plaquebildung im Mausmodell. Diese Medikamente sind schon lange bekannt und auch noch gut verträglich. Ein schützender Effekt soll jedoch - wenn überhaupt - frühestens nach 18 Monaten Behandlung auftreten. „Man wird sehen, ob das eine Alternative darstellt,” so Hartmann.
Vollständig neue Substanzen. Bislang nur im Reagenzglas gut. Leider dort zunächst Absinken des Amyloids, später dann um ein Vielfaches eine noch stärkere Zunahme. Das nennt der Mediziner dann einen biphasischen Effekt. Klingt jedenfalls nicht gut. Zudem enorme Nebenwirkungen.
(Bisher einziger Zugang, um auch im fortgeschrittenen Stadium der Alzheimer-Erkrankung noch etwas zu erreichen)
Bindung des Aß wird verringert, die Struktur kann sich nicht mehr ausbilden. Aussagen zu Wirksamkeit und Dauerhaftigkeit der Effekte steht noch aus.
hat man früher bei der Seekrankheit verwendet. Dann hat es seine Zulassung verloren, wegen starker Nebenwirkungen. Es bindet Kupfer und Zink und löst im Tierversuch Amyloid auf. Beruht auf der Idee, dass Amyloid Kupfer bindet. Es soll das Kupfer- und Zinkgleichgewicht im Gehirn positiv beeinflussen. Vorläufige Tests mit Menschen lieferten ganz dezent gute Ergebnisse.
wird zugeführt und zeigte im Tierversuch auch eine Amyloid verringernde Wirkung. Experten der Universität Saarland arbeiten daran (Studie).
hoch dosiert führen sie dazu, dass innerhalb kürzester Zeit die Aß-Produktion sinkt. Nimmt man Statine weg, steigt die Aß-Produktion auch wieder. Für einen Grundlagenforscher wie Hartmann ist das hoch interessant. Statine haben kaum Nebenwirkungen.
Omega-3-Fettsäuren. Oh ja, sie wirken neuroprotektiv. Wenn, dann haben sie aber nur eine vorbeugende Wirkung. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung, so Hartmann, haben sie sicher kaum einen Effekt.
Bei den Fettsäuren wie DHA und EPA sind keine Nebenwirkungen zu erwarten, sie könnten aber vorbeugend wirksam sein, wie in einer Studie mit „very mild Alzheimer-Kranken” erst kürzlich berichtetet wurde.
setzen Mediziner große Hoffnungen darauf. Immerhin laufen Phase II-Studien.
Nimmt man eigentlich, um den trockenen Mund zu behandeln. In Japan, so Hartmann, erste Erfahrungen: Es verringert auch die Aß-Produktion und die Plaquebildung im Mausmodell.
Das Curcumin soll Cholesterin senkend und entzündungshemmend wirken und auch noch als Antioxidant. Schmeckt auch noch gut! Hartmann enthielt sich jedoch eines Kommentars.