Die Rolle der Frau als Fürsorgerin der Familie wird beeinträchtigt, wenn sie selbst an Diabetes leidet oder sich um einen Menschen mit Diabetes kümmert. Das bestätigen aktuelle Ergebnisse der International Women’s Diabetes Survey, die zum diesjährigen Weltdiabetestag am 14. November veröffentlicht wurden. Ziel der von Novo Nordisk unterstützten Umfrage war es, mehr über die Einstellungen und Gefühle von Frauen mit Diabetes zu erfahren und darüber, wie die Krankheit ihr Leben beeinflusst. Im Rahmen persönlicher Telefoninterviews wurden 120 Frauen in insgesamt 12 Ländern befragt. 50 Prozent von ihnen waren selbst Typ 2 Diabetikerinnen, die andere Hälfte betreute eine Person mit Diabetes. Die Ergebnisse machen deutlich, dass die medizinischen und psychologischen Bedürfnisse von Frauen mit Diabetes künftig noch eingehender untersucht werden müssen, da sie die Krankheit anders erleben als Männer.
Wie in den Befragungen deutlich wurde, haben Diabetikerinnen vor allem mit den durch die Ernährungsumstellung verbundenen Einschränkungen, konstanter Müdigkeit sowie der Angst vor Komplikationen wie zum Beispiel einer Erblindung zu kämpfen. Frauen, die eine Person mit Diabetes versorgen, gaben an, dass sie Probleme mit den Stimmungsschwankungen des Diabetikers haben. Eines dieser Umfrageergebnisse bestätigt auch Hella Albers aus Hamburg, bei der vor 12 Jahren ein Typ 2 Diabetes diagnostiziert wurde: “Die Krankheit beherrscht mein Leben und das meiner Familie. Wir mussten unsere Lebensführung auf vielerlei Weise verändern, insbesondere im Hinblick auf unsere Ernährung und den Zeitpunkt der Mahlzeiten.”
Was die Angst vor diabetesbedingten Folgeerkrankungen angeht, fürchten sich mehr als 50 Prozent der befragten Diabetikerinnen vor einer Erblindung, von der Frauen offensichtlich stärker betroffen sind als Männer. In den westlichen Ländern ist die diabetische Retinopathie bei Patienten unter 65 Jahrendie häufigste Form der Blindheit. Das ist auch der Grund, warum die International Diabetes Federation (IDF) die diabetische Augenerkrankung als diesjähriges Thema des Weltdiabetestages ausgewählt hat.
“Frauen erleben Diabetes anders als Männer. Außerdem spielt die Frau in vielen Kulturen die tragende Rolle im Familienverband. Deshalb kann es auf das Familienleben enorme Auswirkungen haben, wenn bei einer Frau eine langfristige Komplikation auftritt, beispielsweise wenn ihre Sehkraft abnimmt”. “Durch die Einführung neuer, wirkungsvollerer Behandlungen und bequemerer Insulininjektionssysteme zusammen mit strukturierten Vorsorgeprogrammen haben diese Frauen heutzutage mehr Chancen, ein normaleres Leben zu führen”.
Die gewonnenen Erkenntnisse unterstützen bereits existierende Daten groß angelegter Studien1 wie der Global Diabetes Patient Studies von RoperASW und DAWN, in denen mehr als 6000 Frauen aus der ganzen Welt befragt wurden. Frauen in der RoperASW 2000 Studie gaben an, dass es für sie schwerer als für Männer ist, ihren Diabetes zu kontrollieren, dass sie mehr Angst vor Komplikationen wie beispielsweise dem Verlust ihrer Sehkraft haben und dass die Krankheit vor allem die Beziehungen zu Familie und Freunden sowie den Erfolg im Beruf beeinflusst hat. Die ersten Ergebnisse von DAWN (Diabetes, Attitudes, Wishes and Needs), der bislang größten weltweiten psychosozialen Diabetes-Studie, zeigen, dass Diabetiker der Ansicht sind, dass ihr Umfeld, insbesondere ihre Betreuerinnen, sie und ihre Bedürfnisse missverstehen. Aus der Studie geht aber auch hervor, dass soziale Unterstützung und emotionales Wohlbefinden sowie eine angemessene medizinische Versorgung für eine wirksame Selbsttherapie ausschlaggebend sind.
Typ 2 Diabetes kommt bei Frauen häufiger vor als bei Männern, insbesondere bei Frauen, die zwischen 60 und 74 Jahre alt sind. Noch wichtiger ist jedoch, dass die Krankheit bei Frauen schwerer verläuft als bei Männern. So ist beispielsweise die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung einer Herz-Kreislauferkrankung in Verbindung mit Diabetes bei Frauen doppelt so hoch wie bei Männern. Wie Forschungsergebnisse zeigen, kann eine engmaschige Kontrolle des Blutzuckerspiegels langfristige diabetesbedingte Komplikationen hinauszögern oder sogar verhindern. Eine besondere Rolle spielen dabei nicht zuletzt die Blutzuckerwerte nach dem Essen: “Leider wird dem sogenannten postprandialen Blutzucker im Praxisalltag immer noch viel zu wenig Beachtung geschenkt. Dabei weisen gerade die Blutzuckerspitzen nach einer Mahlzeit auf ein erhöhtes Risiko für die gefürchteten Folgeerkrankungen, wie zum Beispiel Augenleiden, Herzinfarkt oder Schlaganfall hin”, kommentiert Elke Berg, Internistin in einem Hamburger Diabetes Zentrum.
Die Studie wurde in folgenden 12 Ländern durchgeführt: Australien, Frankreich, China, Deutschland, Indien, Italien, Niederlande, Polen, Spanien, Schweden, Großbritannien, USA ↩