Meine Krankheitsgeschichte der MS begann im Januar 1999. Damals wusste ich allerdings nicht, dass meine Symptome die Anfänge einer MS waren.
Zuerst spürte ich Rückenschmerzen und hatte von einem auf den anderen Tag ein Taubheitsgefühl auf der rechten hinteren Körperseite unterhalb der Rippen. Außerdem war mein Temperaturempfinden in diesem Bereich gestört. Alle Symptome verschwanden von selbst. So machte ich mir keine größeren Sorgen, obwohl mein Hausarzt schon damals einen Verdacht aussprach und mich zum Neurologen überwies, der in der Kernspintomographie aber nichts fand.
Dann folgten jeweils im Abstand von zwei Monaten vier Schübe hintereinander, die mit Kortison behandelt wurden. Die Symptome waren Taubheitsgefühle, Schwäche in den Beinen, Blasenstörung, extreme Erschöpfung und eine Sehnerventzündung (ich sah auf dem linken Auge nichts mehr).
Die Diagnose MS stellte im August 1999 ein MS-Spezialist aufgrund der immer wiederkehrenden Schübe und der Entzündungsherde, die nun in der Kernspintomographie zu sehen waren. Alle Symptome verschwanden mit Hilfe des Kortisons. Zurück blieben bei mir nur die Gewissheit, dass ich eine Krankheit habe, die sich Multiple Sklerose nennt und große Ängste, die der Name der Krankheit bei mir auslöste. Zermürbend war vor allen Dingen die Ungewissheit, wann kommt der nächste Schub und wie soll ich damit umgehen?
Für mich brach eine Welt zusammen. All meine Zukunftspläne schienen sich in Luft aufzulösen, denn wie sollte ich mit diesem Gesundheitszustand auf einer Bühne stehen und singen?
In dieser Zeit der Ungewissheit führte ich viele Gespräche mit Betroffenen und Ärzten. Ich suchte Informationen im Internet und nahm Kontakt mit einer Beratungsstelle der DMSG (Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft) auf. Wusste ich vorher nur von Behinderungen, Rollstühlen, ja sogar einem Todesfall der von mir sehr geschätzten Cellistin Jaqueline Du Prés, so bekam ich nun auch neue, andere Eindrücke der Krankheit MS. Ich lernte, dass es durchaus viele Menschen gibt, die mit dieser Krankheit ein „normales“ Leben leben, die entweder keine oder nur leichtere Behinderungen haben. Ich beschloss, alles zu tun, um mich selbst nicht aufzugeben und – so abgedroschen das klingen mag – „positiv zu denken“. Es wurde ein langer, schwieriger Prozess, denn die Angst im Nacken ist nicht leicht zu verdrängen und selbst heute schleicht sie sich manchmal leise und unerwartet in mein Leben.
Aus der Angst wird jedoch heute nicht mehr so leicht Panik und das verdanke ich einer Reihe von Maßnahmen (und auch einer großen Portion Glück), die ich ergriff, um nicht aufzugeben:
Für mich waren es aus heutiger Sicht genau die richtigen Entscheidungen, denn meine Schubrate verringerte sich schlagartig. Statt fünf Schüben in einem Jahr hatte ich zwei sehr leichte in vier Jahren und die Müdigkeit des ersten Jahres war weg.
Inzwischen arbeite ich seit fünf ein halb Jahren als Opernsängerin und Gesangslehrerin. Ich bin mit einem wunderbaren Mann, Malte Kroidl, verheiratet. Wir haben im Februar unser erstes Kind, Mara Luise bekommen, das uns unbeschreiblich große Freude bereitet.
Insgesamt kann ich wirklich behaupten, dass ich ein „normales“, glückliches Leben führe.
Infos: www.mscollege.de