Sie waren in der Chemotherapie gefürchtet: Erbrechen (med. Emesis)und Übelkeit (med. Nausea) zwei Schutzreflexe des Körpers , die dazu dienen, ihn vor der Resorption von Giften zu schützen. Er reagiert bei Aufnahme giftiger bzw. anscheinend giftiger Stoffe, die z. B. besonders übel schmecken, durch Erbrechen und entfernt sie dadurchwieder aus dem Magen.
Die Ursachen für Übelkeit und Erbrechen sind häufig vielschichtig , und so kann neben metabolischen Ursachen wie z.B. Urämie und Leberinsuffizienz oder auch durch Chemotherapien Erbrechen ausgelöst werden. Besonders nach der Einführung von Cisplatin in den 1970er Jahren wurde das Problem des Zytostatika-induzierten Erbrechens besonders deutlich. Aufgrund der häufigen Brechepisoden unter dem hoch-emetogenen Cisplatin mussten Therapien aus medizinischen Gründen oft abgebrochen werden,nicht selten weigerten sich auchdie Patienten die Behandlung länger zu ertragen.
Erst Anfang der 1990er Jahre verloren Erbrechen und Übelkeit bis zu einem gewissen Grad dank der Entwicklung der Setrone ihren Schrecken. Nichtsdestotrotz können diese Nebenwirkungen auch heute noch ein Problem in der Tumortherapie darstellen, denn unzureichend behandelt gehören sie immer noch zu den Nebenwirkungen , welche Patienten am stärksten belasten.
Man unterscheidet verschiedene Formen der Chemotherapie-induzierten Emesis:
Übelkeit und Erbrechen können zu gravierenden medizinischen Problemen bei Tumorpatienten führen. Als Folge von starkem Flüssigkeitsverlust durch Erbrechen kann es zu Dehydration, Hypotonie und in schweren Fällen zu Verwirrtheit kommen. Bedingt durch die Dehydration kann die Nierentoxizität mancher Zytostatika verstärkt werden. Außerdem tritt dann häufig eine Elektrolytverschiebung auf. In schweren Fällen führt diese wiederum zu Alkalose, Urämie oder Muskelkrämpfen.
Andauernde Übelkeit und Erbrechen können bei Tumorpatienten den Erfolg der Therapie gefährden. Neben akut lebensbedrohlichen Komplikationen sollten auch die seelischen Auswirkungen auf die Patienten nicht vergessen werden. Insbesondere bei Krebspatienten liegt ein großes Problem darin, dass es bei sehr starkem Therapie-induziertem Erbrechen häufig zu einer völligen Ablehnung der Therapie kommt. Darüber hinaus kann der Therapieabbruch aber medizinisch notwendig werden, wenn lebensbedrohliche Komplikationen durch starke Emesis auftreten. Aus diesen Gründen wird deutlich, dass eine antiemetische Prophylaxe heute standardmäßig zu einem onkologischen Behandlungskonzept gehört.
Die Wirksamkeit der Serotonin-Antagonisten und deren Rolle bei der Therapie der Emesis basiert auf der Erkenntnis, dass der für das akute Chemotherapie-induzierte Erbrechen wichtigste Neurotransmitter das Serotonin (5-Hydroxy-tryptamin, 5-HT) ist. Die Basis der heutigen antiemetischen Therapie stellen selektive 5-HT-Antagonisten in
Kombination mit Glucocorticoiden dar. Mit dieser modernen antiemetischen Therapie kann heute bei über zwei Drittel aller Patienten Übelkeit und Erbrechen vollständig vermieden werden. Fachorganisationen in den USA und Europa haben mittlerweile Therapie-Empfehlungen zu der Thematik „Übelkeit und Erbrechen “ erarbeitet (USA: NCCN-Guideline, Europa: MASCC-Guideline), die sie jährlich überarbeiten und an den aktuellen Stand des Wissens anpassen. Seit Zulassung des ersten Serotonin-Antagonsiten 1991, damals ein Meilenstein für die Supportiv-Therapie, wurden weitere Serotonin-Antagonisten entwickelt und zugelassen, die u.a. hinsichtlich ihrer Rezeptorspezifität, Rezeptoraffinität und Plasmahalbwertszeit optimiert wurden. Während bei den meisten Serotonin-Antagonisten in den Therapie-Empfehlungen noch eine zusätzliche orale Medikation an den folgenden Tagen empfohlen wird, muss z.B. mittlerweile der modernste Vertreter unter den Setronen nur mehr einmal pro Chemotherapiezyklus intravenös verabreicht werden. Eine zusätzliche orale Medikation ist nicht mehr notwendig. Bei den hoch emetogenen Chemotherapien wird von den Fachleuten zudem heutzutage zum Teil bereits eine Kombination unterschiedlich wirkender Substanzen empfohlen, um möglichst viele Mitstreiter im emetogenen Geschehen zu blockieren und damit Übelkeit und Erbrechen zu verhindern. So rät man z.B. in den Therapie-Empfehlungen zu einer Kombination eines Serotonin-Antagonisten mit einem Neurokinin-Antagonisten, der die Wirkung der sogenannten Substanz P, ein weiterer Botenstoff im Geschehen von Übelkeit und Erbrechen, verhindert.
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