Weltweit sind rund 300 Millionen Menschen von Erektionsstörungen/ Erektiler Dysfunktion (ED) betroffen, 150 Millionen Männer und ebenso viele Partnerinnen. Obwohl seit der Markteinführung des ersten oralen Medikamentes viel über Erektionsstörungen gesagt und geschrieben wurde, fühlen sich Frauen nach wie vor schlecht informiert. Dies ist das Ergebnis einer Studie, an der Partnerinnen von Männern mit Erektionsstörungen teilnahmen. “Hätten wir mehr über Erektionsstörungen gewusst, wären wir schon viel eher zum Arzt gegangen”, so eine Studienteilnehmerin. Warum wollen gerade Frauen als indirekt Betroffene informiert sein? Welche Rolle spielt Sexualität für Frauen? Was wissen deutsche Frauen heute über Erektionsstörungen? Was sollte eine “Pille gegen Erektionsstörungen” heute leisten?
Wenn ein Mensch krank ist, geht er zum Arzt – so ist die Regel. Handelt es sich um sexuelle Probleme, dann gehen Frauen meist relativ schnell zum Arzt, Männer spät oder gar nicht. Von den Männern, die zum Arzt gehen, werden etwa die Hälfte von der Frau dazu angetrieben. Dies ist kein Ammenmärchen, sondern Realität, so die Ergebnisse einer Studie zur Einstellung von Frauen zu Erektionsstörungen ihrer Partner.
Probleme mit der Erektion sind unter Männern stigmatisiert, glauben die Partnerinnen. Mehr “leicht verfügbare” Informationen über Erektionsstörungen könnten das Stigma reduzieren. Wenn Männer wüssten, wie häufig Erektionsstörungen sind, hätten sie weniger Probleme damit, meinen betroffene Partnerinnen. Dabei kursieren über Erektionsstörungen auch bei den Frauen viele Gerüchte. So meinen Frauen beispielsweise, Erektionsstörungen wären rein stressbedingt und würden häufig durch die beruflichen Anforderungen verursacht. Dabei ist nur jeder Fünfte von psychisch bedingten Erektionsstörungen betroffen. In 80 Prozent der Fälle gibt es körperliche Gründe: Jeder dritte Mann mit Erektionsstörungen ist beispielsweise ein Diabetiker, jeder Vierte hat Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Wenn deutsche Frauen von Erektionsstörungen sprechen, dann meinen sie, dass ihr Partner keine Erektion mehr bekommt – der Penis bleibt völlig schlaff. Tatsächlich bedeutet ED aber, dass die Gliedsteife nicht mehr für befriedigende sexuelle Aktivitäten ausreicht.
Wenn es im Bett nicht mehr stimmt, sind es die Frauen, die das Thema ansprechen. Ob persönliche Unzufriedenheit oder Harmoniesucht, Frauen spüren, dass ihre Partner unter der mangelnden “Sexfähigkeit” leiden. “Sein Selbstvertrauen hat nachgelassen”, bemerken die meisten, “er glaubt, kein Mann mehr zu sein”, deuten viele die Situation. Frauen leiden unter der Spannung in der Beziehung, sind traurig und empfinden im Laufe der Jahre eine immer größere Distanz zu ihrem Partner. Sexualität ist für beide Partner wichtig. Funktioniert der Geschlechtsverkehr nicht mehr reibungslos, kann das einen Einfluss auf alle Aspekte des Zusammenlebens haben. Grund genug für eine Frau, mit ihrem Partner darüber zu reden.
Die meisten Frauen fühlen sich nach dem Gespräch mit ihrem Partner erleichtert, während er sich frustriert, verletzt, voller Scham oder unangenehm berührt zeigt. Ist der Bann gebrochen und können beide über die Erektionsstörungen reden, geht es meist um die Lösung des Problems: “Ich musste ihm förmlich in den Hintern treten, damit er zum Arzt geht”, berichtet die Hälfte aller befragten Frauen. “Als endlich etwas geschah, fühlte ich mich richtig erleichtert”, so beinahe alle Frauen weiter.
Die meisten Frauen stellen fest, dass sie vielleicht eher mit ihren Partnern darüber gesprochen hätten, wenn sie mehr über die Erkrankung und die Behandlungsmöglichkeiten gewusst hätten. Einige Frauen haben mit ihrem Haus- oder Frauenarzt über Erektionsstörungen gesprochen. Die meisten haben versucht, sich über Zeitschriften, TV-Spots und das Internet zu informieren. Derzeit dauert es im Mittel etwa drei Jahre, bis ein Paar sich Erektionsstörungen eingesteht. Dann vergehen im Schnitt noch neun Monate, bis er einen Arzt aufsucht. Dabei ist der Besuch beim Arzt der erste Schritt zur Lösung des Problems. Denn je früher eine Erektionsstörung erkannt und behandelt wird, desto besser für das Selbstbewusstsein, die Gesundheit und die Partnerschaft.