Jeder Vierte über 60 Jahre ist von der AMD betroffen und jeder Zweite über 80.
Damit Vorsorge für die zunehmende Anzahl älterer Menschen umgesetzt werden kann, haben sich der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA), die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) und die Patientenorganisation Pro Retina e.V. mit der Unterstützung des Pharmaunternehmens Novartis Pharma GmbH zusammengetan: Seit Dezember 2005 bieten Augenärzte den Kassenpatienten eine private Gesundheitsleistung (so genannte Igel-Leistung) an, die 24 € kostet. Das Geld ist sicher gut angelegt. Denn mit der Untersuchung des Augenhintergrunds – wozu allerdings die Pupille weit getropft werden und man beim Augenarzt einen Extratermin vereinbaren muss - kann der Augenarzt schon erste AMD-Stadien erkennen, die beim Patienten noch gar keine Sehverschlechterung bewirken. Einem drohenden Sehverlust kann dann noch entgegengewirkt werden. Deshalb empfiehlt der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) allen Menschen ab 60 Jahren, die neue Früherkennungsuntersuchung alle 2 Jahre durchführen zu lassen. Ist der Patient an AMD erkrankt, sollte er jedes halbe Jahr einen Termin beim Augenarzt machen.
„Die Makula, die Stelle des schärfsten Sehens, erkrankt und es können dort Abbauprodukte nicht mehr richtig entsorgt werden,“ berichtete Dr. Uwe Kraffel, Vorsitzender des Berufsverbandes der Augenärzte. Risikofaktoren, die das begünstigen: Höheres Alter, Geschlecht (Frauen eher), Ernährung, Licht, Hautfarbe (Hellhäutige und Rothaarige sind stärker gefährdet), Vererbung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Rauchen!).
Die AMD tut nicht weh. Meist ist anfangs nur ein Auge von einem Gesichtsfeldausfall oder Metamorphopsien betroffen, was dazu führt, dass das gesunde Auge die fehlende Sehleistung ausgleicht. Irgendwann jedoch wird Lesen von Texten unmöglich, Kreuzworträtseln funktioniert nicht mehr. Die Patienten verlassen aus Angst nicht mehr das Haus. Oder wie Kraffel behauptet, die Patienten grüßen nicht mehr, weil sie Bekannte nicht mehr erkennen können!
„Man sollte die Kacheln im Bad betrachten, empfahl Dr. Klaus Heckmann, niedergelassener Augenarzt in Wiesbaden, zum Test. Würden gerade Linien krumm, könne dies ein erster Warnhinweis für AMD sein.
Die altersabhängige Makuladegeneration hat zwei Verlaufsformen. Die weitaus häufigere Form ist die so genannte „trockene“ mit langsam eintretender Sehverschlechterung. Umso wichtiger sind hier vorbeugende Maßnahmen, zu denen ein aktiver Lebensstil mit ausreichend Bewegung und einer gesunden, vitaminreichen Ernährung gehören. Patienten mit bestimmten frühen Stadien der trockenen AMD stehen Präparate mit antioxidativen Vitaminen und Zink zur Verfügung. Doch die trockene Form der AMD kann jederzeit und sehr schnell in die aggressiver verlaufende, so genannte „feuchte“ Variante übergehen.
In deren Verlauf kommt es zur Einsprossung von Gefäßen in die Netzhaut. „Das ist ein augenärztlicher Notfall,“ sagte Heckmann. Die feuchte Form der AMD kann je nach Lage der krankhaften Gefäßneubildungen in der Netzhaut nur noch mit einer Laserkoagulation, der Photodynamischen Therapie (PDT) oder neuerdings mit Angioneogenesehemmern behandelt werden. Man kann auch Kortison in den Glaskörper spritzen. Das geschieht in speziellen Zentren, wohin der Patient geschickt werden sollte – nicht irgendwann – sondern möglichst sofort, spätestens innerhalb von 2 Tagen. Die Laserkoagulation (heißer Laser) zerstört immer auch gesundes Gewebe und kann deshalb nicht im Zentrum der Netzhaut angewendet werden.
Die PDT = photodynamische Therapie mit Verteporfin (Visudyne) verschließt mit Hilfe eines nicht-thermischen („kalten“) Lasers gezielt die in die Netzhaut einsprossenden Gefäße und schont dabei die gesunden Teile der Netzhaut. Dadurch kann zumindest der fortschreitende Sehverlust in vielen Fällen gestoppt werden. Der Patient sollte sich allerdings einige Zeit nicht UV-Licht aussetzen, weil das Medikament lichtsensibilisierend wirkt. Diese Therapie wird seit fast sechs Jahren erfolgreich eingesetzt.
Doch voraussichtlich 2007 wird die Novartis Pharma GmbH das Medikament Lucentisauf den Markt bringen, das man wahrscheinlich kombiniert mit der PDT einsetzen wird. Das könnte den weltweit ca. 25-30 Millionen AMD-Betroffenen (in anderen Ländern ist Lucentis schon zugelassen!) und in Deutschland ca. 4,5 Millionen Patienten enorme Hoffnungen machen, denn die Daten seien sehr viel versprechend, verriet ein Firmenangehöriger.