Diese Tatsache wird ja wohl niemand ernsthaft bezweifeln wollen: Die Verhütung ist vorwiegend Sache der Frau. Von mehreren Möglichkeiten steht dabei die Pille im Vordergrund. Aber weltweit, so ist der „New York Times” zu entnehmen, wollen Frauen auch auf diesem Sektor mehr Gleichberechtigung, wollen sie an dieser Bürde die Männer mehr beteiligt sehen.
Abgesehen von Kondomen, die er auch nicht immer zur Hand hat, gibt es für ihn bisher nur die Vasektomie, in deutschen Lexika auch Samenleiterresektion genannt. Das ist ein chirurgischer Eingriff, dem Mann sich nur ungern unterzieht. Erstens muss operiert werden, zweitens gibt es nicht immer - wenn auf einmal Kinder erwünscht sind - die Umkehr, die Refertilisation, also die Wiederherstellung der Zeugungsfähigkeit. Im Verlauf einer Vasektomie wird schließlich die Samenleiter durchtrennt und aus ihr ein zwei bis drei Zentimeter langes Stück entfernt. Hinzu kommt etwas, was weitestgehend unbekannt ist: Ein Mann ist in den ersten drei Monaten nach einem solchen Eingriff durchaus noch zeugungsfähig, weil sich in seinen unteren Samenwegen durchaus noch Spermienvorräte befinden.
Seit Jahren arbeiten Wissenschaftler an einer Methode, auf unkomplizierte, aber auch einfach rückgängig zu machende Weise beim Mann eine Zeugungsunfähigkeit zu erzielen, ohne dass etwa Trieb, Lust und Ausdauer geschwächt werden. „Bisher dachten wir”, sagt dazu der an entsprechenden Forschungen beteiligte Dr. John Amory von der University of Washington, „es dauert noch fünf bis zehn Jahre - ich blinzle bei einer solchen Feststellung heute bewusst und überzeugt mit den Augen”. Denn neuerdings zeichnet sich bei diesen Bemühungen Erfolg ab, gleich zwei neue Testreihen geben Anlass zu Hoffnungen:
In jede der beiden Verbindungen zwischen Hoden und Harnleiter werden kleine Pfropfen implantiert, so dass Sperma absolut nicht passieren kann. Derartige Tests sind im US-Bundesstaat Louisiana im Gange. Die eingesetzten „Korken” oder „Stöpsel” - aus völlig unschädlichen Plastikstoffen - lassen sich schnell und unkompliziert wieder entfernen.
Über das erste Teststadium hinaus sind chinesische Versuche an genau eintausend Männern gediehen. Sie erhielten Testosteroninjektionen, wurden also mit dem Sexualhormon des Mannes „behandelt”. Von den 733 Personen, die die Tests bis zum Ende mitmachten, waren 95 Prozent zeitweise zeugungsunfähig. So Dr. Yi-Qun Gu, federführend an diesen Versuchen beteiligt.
Mit Testosteron übrigens wird auch an den Universitätskliniken von Washington State und Kalifornien (Los Angeles) gearbeitet. Hier wird das Hormon den Testpersonen in Verbindung mit einem weiblichen Sexualhormon in Form eines Hautgel auf den Unterarm aufgetragen. Das reduzierte bei den beteiligten Männer die Spermaproduktion drastisch - und nur wenige Tage nach Einstellung der Gelbehandlung war die volle Spermaproduktion zurück.
Es tut sich also Vielversprechendes auf diesem Sektor. Männer sind übrigens immer weniger abgeneigt, die Geburtenkontrolle vorwiegend den Frauen zu überlassen. Einer internationalen Studie zufolge war die Mehrheit von 1 500 Befragten willens, neue Formen der Verhütung zu praktizieren - lediglich zwölf Prozent sprachen sich strikt dagegen aus.