Gut drauf mit gesunder Schilddrüse? Mit einer gezielten Vorbeugung und Früherkennung könnten das viel mehr Menschen in Deutschland sein. Aber Millionen haben keine gesunde Schilddrüse: Jeder Dritte ist an der Schilddrüse erkrankt. 15 Millionen Menschen weisen eine als Kropf vergrößerte Schilddrüse auf. Davon könnte vielen durch eine rechtzeitige Behandlung mit Jodtabletten bzw. “Thyroxin”-Tabletten, also Schilddrüsenhormonen, geholfen werden.
Aber: Jährlich werden in Deutschland immer noch 100.000 Schilddrüsen-Operationen durchgeführt , von denen viele vermeidbar wären. Und nicht zuletzt: Die durch Schilddrüsenkrankheiten entstehenden Folgekosten werden auf über eine Milliarde Euro pro Jahr geschätzt, interessant vor dem Hintergrund des Kostendrucks im Gesundheitswesen.
Das kleine Organ Schilddrüse bildet das Hormon Thyroxin (in den Formen T3 und T4), das den ganzen Stoffwechsel steuert. Ohne dieses Hormon kann der Körper Nahrung nicht in Energie umwandeln. Thyroxin hat zum Beispiel einen Einfluss auf Herz und Kreislauf, Wärmeregulation, Sexualität, Wachstum, Gewichtsentwicklung und körperliche Leistungsfähigkeit. Um das Hormon herzustellen, ist die Schilddrüse auf die Zufuhr ihres wichtigsten Bausteins Jod angewiesen. Der Bedarf von Erwachsenen liegt bei 180 bis 200 Mikrogramm pro Tag, wobei die meisten deutlich weniger aufnehmen. Dieser Mangel kann durch die Nutzung von Jodsalz oder die Einnahme von Jodtabletten ausgeglichen werden.
Als Folge einer deutlichen Jodunterversorgung kann ein Kropf auftreten - die Schilddrüse bildet vermehrt hormonproduzierende Zellen. Bilden sich im Kropf dann noch sogenannte autonome Knoten, die vollkommen ungesteuert und unkontrolliert Hormone produzieren, entwickelt sich außerdem eine Schilddrüsenüberfunktion : Auf die Entstehung eines Kropfes kann zum Beispiel ein Druck- und Engegefühl im Hals hinweisen. Anzeichen für eine Überfunktion können häufiges Herzklopfen, innere Unruhe, häufige und durchfallartige Stuhlentleerungen, verstärktes Schwitzen, ein mäßiger Bluthochdruck und eine unerklärliche Gewichtsabnahme sein. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion werden dagegen zu wenig Hormone gebildet, der Stoffwechsel läuft nur gedrosselt. Hinweise auf eine Unterfunktion können Antriebsarmut, Gewichtszunahme, ein langsamer Puls, niedriger Blutdruck und Kälteempfindlichkeit sein.
Wer solche und schlimmere Folgen einer Schilddrüsenkrankheit verhindern oder zumindest in Grenzen halten will, sollte seine Schilddrüse möglichst frühzeitig, schon bei den ersten Anzeichen, vom Arzt untersuchen lassen. Er kann im Bedarfsfall nebenwirksamkeitsarme, generell gut verträgliche Medikamente verschreiben: Jodtabletten bei Jodmangel; “Thyreostatika” bei Schilddrüsenüberfunktion, um die Hormonbildung zu bremsen; “Thyroxin”-Tabletten, also Schilddrüsenhormone zum Ausgleich eines Hormonmangels. In vielen Fällen verschwinden belastende Symptome dann relativ rasch.
Wenn zum Beispiel bei großen Kröpfen und knotigen Veränderungen die medikamentöse Therapie zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis führt, gibt es zwei weitere sichere Behandlungsmöglichkeiten: die Operation und die Radiojod-Therapie. Eine Radiojod-Therapie kann in vielen Fällen die Operation ersetzen und führt auf schonende Weise zu einer Normalisierung des Stoffwechsels und zur Verkleinerung der Schilddrüse. Bei einer Operation wird die Schilddrüse entfernt, meist bis auf einen geringen Rest, so dass ein kleiner Teil der Schilddrüsenhormone vom Körper selbst hergestellt wird. Der restliche Mangel muss durch Schilddrüsenhormontabletten (Thyroxin) ausgeglichen werden. Beide Behandlungsverfahren haben ihre Vorteile, aber auch Nachteile. Die Entscheidung kann nur im Einzelfall nach Abwägung aller Faktoren – z.B. der genauen Diagnose, dem Alter und Allgemeinzustand des Patienten sowie der Prognose – gefällt werden.
Als Bevölkerungsgruppe, die ihre Schilddrüsengesundheit besonders im Auge behalten muss, seien beispielhaft die Frauen genannt, insbesondere Schwangere, Stillende, Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch, Mütter und solche, die die Pille nehmen bzw. Östrogene substituieren. Schließlich bildet das kleine Organ Schilddrüse Hormone, die den ganzen Stoffwechsel steuern. Wenn dieser nicht im Gleichgewicht ist, kann etwa in der Schwangerschaft – hier ist der Jodbedarf 50 Prozent höher - durch die besondere Belastung schnell eine Erkrankung als Folge von Jodmangel eintreten. Bleibt der Mangel bestehen, kann sich nicht nur bei der Mutter, sondern unter Umständen auch beim ungeborenen Kind ein Kropf entwickeln. Und der Jodmangel kann sich nachteilig auf die Entwicklung des Kindes auswirken. Deshalb ist es nach der Geburt ratsam, dass die Mütter auch für die Schilddrüsengesundheit ihrer Kinder sorgen und unter Umständen ihren Arzt von sich aus darauf ansprechen.
Das “Forum Schilddrüse e.V.” setzt sich seit 1988 deshalb mit Nachdruck für eine bessere Aufklärung über Ursachen, Symptome, Prophylaxe, Diagnose und Therapie von Schilddrüsenkrankheiten ein. Unterstützt wird das Forum von einem wissenschaftlichen Beirat aus den Fachrichtungen Innere Medizin, Gynäkologie, Pädiatrie, Nuklearmedizin, Chirurgie, Pharmazie. Ein Hauptziel ist es, in der Öffentlichkeit ein breites Bewusstsein dafür zu erreichen, dass Schilddrüsenkrankheiten jeden betreffen können. Denn vielen ist nicht klar, dass es sich um eine “Volkskrankheit” handelt, die vielfach verhindert werden kann. Interessierte können Informations-Broschüren bestellen oder spezielle Anfragen – diese immer schriftlich – an das Forum richten:
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