Domenico Corrado von der Universität Padua warnt im Rahmen des Wiener Kardiologenkongresses vor dem großen Gesundheitsrisiko für Sportler und empfiehlt regelmäßige Untersuchungen, um die Gefahr zu minimieren. Italien ist bislang das einzige Land, das alle Athleten zu Herzkontrollen verpflichtet. “Es gibt in Österreich regelmäßige Untersuchungen, die in den einzelnen Fachverbänden durchgeführt werden. Diese Vorsorgemaßnahmen sind für die Athleten kostenlos”, so Ulrike Gruber vom Allgemeinen Sportverband Österreichs (ASVÖ) im Gespräch mit pressetext. Die Kontrollen seien jedoch weder zentral organisiert noch flächendeckend verpflichtend, bestätigt Gruber. “Es gibt Unterschiede in den einzelnen Verbänden. In manchen Sportarten dürfen nur Athleten antreten, die sich der Untersuchung unterzogen haben.”
Seit 1981 gilt in Italien die offizielle Verpflichtung zur regelmäßigen Kontrolle. Die Häufigkeit von tödlichen Herzinfarkten unter Sportlern konnte dadurch von vier aus 100.000 Fällen auf 0,4 gesenkt werden. Ohne Tests könnten Athleten, die erblich bedingt zu Herzrhythmusstörungen neigen, ihren gefährlichen Zustand nicht bemerken, bevor es zu spät ist, so die Experten. Die vermehrte Adrenalin-Ausschüttung während des Trainings könne das Herz überfordern. “Der Sport ist der Auslöser”, so Corrado.
Für den Normalbürger spielen andere Risikofaktoren jedoch eine weit größere Rolle. Bluthochdruck, hohe LDL-Cholesterinwerte, niedriges HDL-Cholesterin, Zigarettenkonsum und Diabetes seien zusammen für 74 Prozent aller neuen Fälle von schwerer koronarer Herzkrankheit verantwortlich, berichten französische Forscher im Rahmen des Kardiologenkongresses. Die meist chronische Erkrankung gilt als häufige Ursache für Herzrythmusstörungen, Herzinsuffizienz und Herzinfarkt. “Die Zahl der Erkrankungsfälle ließe sich also auf ein Viertel reduzieren, wenn sich Bluthochdruck, ungünstige Blutfettwerte, Rauchen und Diabetes ganz vermeiden ließen”, so Vanina Bongard von der Universitätskinik Toulouse.
Im Rahmen einer Studie wurden insgesamt 7.161 Männer im Alter von 50 bis 59 Jahren untersucht. Bluthochdruck hat mit 29 Prozent den stärksten Einfluss auf die Erkrankung. Diabetes wirkt sich immer noch mit fünf Prozent auf die koronare Herzkrankheit aus. “Unsere Daten bestätigen, dass die meisten Fälle vermeidbar wären und es im wesentlichen von Strategien der Primärprävention abhängt, ob sich die Epidemie unter Kontrolle bringen lässt”, so Bongard.