Viele kennen das Gefühl: Schon auf dem ersten oder zweiten Treppenabsatz fliegt der Atem, rast das Herz. Während andere Menschen vorbei eilen, holt man selbst erst einmal Luft. Dann geht es langsam weiter auf dem beschwerlichen Weg hinauf. Die Ursache für Kurzatmigkeit und Schwächegefühl bei geringen Anstrengungen ist häufig Herzmuskelschwäche. Etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland leiden an dieser Krankheit, die medizinisch Herzinsuffizienz genannt wird. Bisher waren die Aussichten für die Betroffenen alles andere als rosig; viele sterben wenige Jahre, nachdem die Krankheit festgestellt wurde. Das kann sich ändern: Betablocker heißt die Hoffnung gegen Herzschwäche. Diese Medikamente, die seit Langem schon gegen Bluthochdruck und andere Herzkrankheiten eingesetzt werden, erwiesen sich in neueren Studien als sehr erfolgreich gegen Herzschwäche. Die Anzahl der Todesfälle ging zurück, auch mussten weniger Patientenwegen einer Verschlechterung ihres Zustandes in ein Krankenhaus eingewiesen werden.
Herzmuskelschwäche wird meist durch andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Verkalkung der Herzkranzgefäße oder Herzinfarktausgelöst. Häufig ist auch eine Herzmuskelentzündung, die etwa bei einer scheinbar harmlosen Grippe auftreten kann, Ursache des Leidens. Ältere Menschen sind häufiger betroffen als jüngere. Aufgrund der verminderten Herzleistung wird der Körper nicht mehr ausreichend mit Blut und dem lebensnotwendigen Sauerstoff versorgt - die Folge: starker Leistungsabfall, ständige Erschöpfung und Atemnot. Es bilden sich Flüssigkeitseinlagerungen in den Beinen oder in der Lunge (Ödeme).Ein erhöhter Puls und Herzrhythmusstörungen gehen fast immer mit Herzinsuffizienz einher.
Trotz des Einsatzes effektiver Medikamente ist es bislang nicht gelungen, die Situation der Patienten entscheidend zu verbessern. In neueren, internationalen Studien wie der CIBIS-II-Studie konnte jedoch gezeigt werden, dass die zusätzliche Gabe eines Betablockers zu den Standardmedikamenten zu beeindruckenden Ergebnissen führte: Die Sterblichkeitsrate ging insgesamt um ein Drittel zurück, die Wahrscheinlichkeit des plötzlichen Herztodes halbierte sich sogar beinahe. Außerdem musste knapp ein Drittel der Patienten weniger ins Krankenhaus eingewiesen werden.
Ein solcher Betablocker wird noch in diesem Jahr unter dem Namen ConcorCOR in Deutschland zur Behandlung der Herzinsuffizienz zugelassen. Das Pharmaunternehmen Merck möchte damit den Patienten ein längeres, angenehmeres Leben und den Krankenkassen Kosteneinsparungen ermöglichen.
Neben der regelmäßigen Einnahme der Medikamente genau nach den Empfehlungen des Arztes können die Patienten auch selbst etwas tun: wenig Salz zu sich nehmen und auf das Gewicht achten. Jedes überflüssige Kilo belastet das Herz zusätzlich. Regelmäßige, schonende Bewegung wie Spaziergänge oder gemütliches Radfahren kräftigen das Herz.
Bei einer Herzmuskelschwäche werden die Organe des Körpers nicht mehr mit genügend Blut und dem darin enthaltenen, lebenswichtigen Sauerstoff versorgt. Als Folge wird das vegetative Nervensystemaktiviert und schüttet stetig die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin aus. Diese bewirken, dass das Herz schneller schlägt. Über kurze Zeit oder bei körperlicher Anstrengung ist dieser Mechanismus zunächst sinnvoll. Auf die Dauer belastet und schwächt diese “Mehrarbeit” das Herz aber zusätzlich. Seine Leistung lässt weiter nach, und es wird noch weniger Blut durch die Gefäße gepumpt. Der Körperreagiert daraufhin mit einer weiteren Erhöhung der Herzfrequenz -ein Teufelskreis beginnt.
Mit Hilfe von spezifisch wirkenden Betablockern wie Bisoprolol kann dieser Regelkreis unterbrochen werden. Dieser Wirkstoff schwächt speziell die Verbindungen zwischen dem vegetativen Nervensystem und dem Herzen und dämpft somit die Wirkung der Stresshormone. Dadurch sinkt der Puls und das Herz erhält längere Erholungsphasen zwischen den Schlägen. Zudem verringern Betablocker gefährliche Herzrhythmusstörungen.
In klinischen Studien wie CIBIS II wurde diese Wirkung so eindrucksvoll bestätigt, dass die Versuche vorzeitig abgebrochen werden konnten, damit alle Patienten mit Betablockern behandelt werden konnten.