Noch vor einigen Jahren wurde sie den Frauen als der Schlüssel für ein beschwerdefreies Leben vor, während und nach der Menopause verkauft – düstere Szenarien hingegenentwickelt, wenn Frau sich diesem Lobgesang nicht freiwillig anschließen wollte. Witwenbuckel, Knochenfrakturen, Frigidität, drohende Herzkrankheiten, Schlaganfall, Glaukom und Harninkontinenz waren nur einige der prognostizierten Folgen. Hingegen linderte man mit der HRT/HET - H ormon R eplace T herapy/ H ormon E rsatz T herapie - nicht nur die gefürchteten Wechseljahresbeschwerden, sondern tat auch noch etwas zur Vorsorge gegen Morbus Alzheimer oder linderte depressive Verstimmungen. Die Pharmaindustrie perfektionierte die gewinnbringende HRT/HET, Östrogene wurden in “konjugierter”, natürlicher Form zugeführt undverringerte die empfohlene Wirkstoffmenge im Laufe der Jahrzehnte. So wurden aus den einstigen Wirkstoffbomben der siebziger Jahre minimaldosierte Pflästerchen, Gels, Pillen usw. – doch auch sie vermochten den angerichteten Schaden nicht wieder gut zu machen der sich anbahnte.
Während Deutschlands Frauenärzte noch eifrig Östrogen/Gestagen-Präparate verordneten, wurden in USA und England zwei groß angelegte Studien abgebrochen, weil die sich zeigenden Ergebnisse in ihren Konsequenzen so katastrophal waren, dass kein Gynäkologe seine Patientinnen damit länger belasten wollte – zumal vor allem die amerikanischen Frauenärzte mit exorbitanten Schadenersatzforderungen zu rechnen gehabt hätten.
Aber trafen die beiden Studienergebnisse unsere Ärzteschaft wirklich aus heiterem Himmel? Waren die entrüstenden Bemerkungen, dass man dies ja kaum hatte ahnen können, wirklich so gemeint? Wohl kaum, denn bei den Recherchearbeiten zum Thema fanden wir u.a. einen Beitrag des Bürger-Forum vom 20. Oktober 2000 in welchem es heißt: „…bekannt ist seit Studien aus dem Jahr 1997, dass sieben von 1000 Patientinnen unter der Hormontherapie im Zeitraum von zehn Jahren einen Brustkrebs entwickeln können, an dem sie aber nicht sterben und dafür vor vielen anderen Risiken, zu denen Herzinfarkt und Osteoporose gehören, geschützter sind“. Der Münchner Professor Dr. Dr. E.R. Weissenbacher führte zu diesem Punkt im Jahre 2000 beim Kongress „Frau und gesunde Lebensführung aus: “In der überwiegenden Anzahl der Fälle sind die Nachteile weitaus geringer als die Vorteile, die Frauen ein längeres, gesünderes und nicht zuletzt auch schöneres Leben garantieren.”
Ja, so sahen die Herren Professoren - denn Prof. Weissenbacher stand mit seiner Meinung absolut nicht alleine - das noch im Jahre 2000 – vermutlich erinnern sie sich heute jedoch nicht mehr gerne an ihre damaligen Aussagen, denn “Hormone sind ein Segen für die Frauen. Und wir Männer müssten eigentlich eifersüchtig sein auf die Frauen, weil wir - bis jetzt jedenfalls - noch keine Hormone nehmen“ das hat sich zwischenzeitlich geändert, es gibt nun auch ein Hormonpflaster für den Herrn!.
Zwischenzeitlich hat sich viel getan – fieberhaft wird geforscht, untersucht und verglichen. Und: Fast durchwegs sind die Frauenärzte heutebei der Verordnung der gängigen Präparate weit weniger großzügig als noch vor einigen Jahren. In einer kürzlich veröffentlichten Pressemitteilung der DGGG heißt es zur Überprüfung der Leitlinien fürdie Hormonersatztherapie: „Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) bleibt in den Kernaussagen jedoch bei ihren bisherigen Empfehlungen zur HRT. Danach soll die HRT nur bei vorhandener Indikation , also etwa bei starken klimakterischen Beschwerden , angewendet werden. Und: Sie sollte nur so lange wie nötig und möglichst niedrig dosiert eingesetzt werden.
Eine der Studien, die die Gynäkologen zur Überprüfung der bisherigen Leitlinien veranlasst haben, ist die One Million Women Study (Lancet 362, 2003, 419). Die Ergebnisse bestätigen die erhöhte Brustkrebsrate bei langfristiger HRT. Enttäuschend sind auch die Ergebnisse des zweiten Teils der WHI-Studie zur Östrogen-Monotherapie und KHK - koronare Herz-Krankheiten - Prävention (JAMA 291, 2004, 1701). So war die Rate kardiovaskulärer Ereignisse bei einer Monotherapie mit einem konjugierten Östrogen ähnlich wie mit Placebo. Die Brustkrebsrate war mit HRT etwas, aber nicht statistisch signifikant geringer als mit Placebo. Die Schlaganfallrate war mit HRT signifikant erhöht.
Die Daten bestätigen aber die hohe Wirksamkeit der HRT bei klimakterischen Beschwerden sowie den Schutz vor Frakturen. Nicht geeignet sei die HRT nach der derzeitigen Datenlage jedoch zur Primär- oder Sekundärprävention der KHK und des Schlaganfalls. Es sei außerdem deutlich geworden , dass die HRT mit Risiken verbunden ist: So treten etwa Thrombosen, Schlaganfälle sowie Brustkrebs bei Frauen, die Hormone nehmen, häufiger auf als bei anderen Frauen.