Wenn Sie eine der vorhergehenden Fragen mit “Ja” beantworten können, sollten sie einen Arzt aufsuchen.
Das Immunsystem schützt den menschlichen Körper vor Krankheitserregern. Doch nicht immer sind die Abwehrkräfte so leistungsfähig wie sie sein sollten. Versagt die körpereigene Abwehr, spricht man von einem Immundefekt. Er kann sowohl angeboren wie auch erworben sein. Bei erworbenen Immundefekten spielen möglicherweise Faktoren wie eine fehlerhafte Ernährung oder eine starke Einwirkung von UV-Strahlen eine Rolle. Sie können den Körper angreifbar machen. Auch Krankheitserreger können das Immunsystem schädigen, ebenso wie die Folgen von Autoimmun- oder Krebserkrankungen.
Aber wie viel “Kranksein” ist normal? Sind häufige Erkältungen oder andere Infektionen bereits ein Alarmsignal? Kinder werden ohnehin öfter krank als Erwachsene, weil ihr Immunsystem erst noch trainieren muss. Doch die Frage, ab wann von einem defekten Immunsystem gesprochen werden kann, ist nicht einfach zu beantworten. Erst gezielte Untersuchungen zeigen, ob ein Immundefekt vorliegt, wodurch er verursacht wurde und wie schwer er ausgeprägt ist.
Eine rechtzeitige Diagnose kann besonders bei angeborenen Immundefekten Leben retten. Wird eine solche Erkrankung zu spät erkannt und behandelt, kann das schwerwiegende oder gar lebensbedrohliche Folgen haben. Man kennt rund 100 verschiedene Immundefekte, die unterschiedliche Teile des Immunsystems außer Gefecht setzen können. Sind beispielsweise diejenigen Zellen betroffen, die Antikörper bilden, kommt es zu einem Mangel eines wichtigen Bestandteils der Immunabwehr. Patienten mit einem so genannten schweren kombinierten Immundefekt (SCID) weisen außerdem einen Mangel an essentiellen Immunzellen auf: Diese Betroffenen sind extrem anfällig für Infektionen.(Oktober 2003)
Kindern legt die Natur zunächst nur eine Art “Grundausstattung” der Immunabwehr in die Wiege. Besonders die spezifische Abwehr wird vom kindlichen Immunsystem erst noch erlernt. Im Mutterleib und während der Stillzeit ist der Nachwuchs zunächst durch die Immunglobuline der Mutter geschützt. Sie gelangen durch die Plazenta ins Blut des Kindes und verrichten ihre Aufgabe dort genauso zuverlässig wie im Körper der Mutter. Auch beim Stillen werden über die Muttermilch schützende Antikörper an den Säugling weitergegeben. Ein zusätzlicher Trick von Mutter Natur sorgt dafür, dass die Immunglobuline auch in die Blutbahn des Kindes gelangen: Anders als Erwachsene können Kleinkinder Antikörper noch aus ihrem Magen-Darm-Trakt aufnehmen. Später geht diese Fähigkeit verloren. Das ist auch der Grund dafür, dass Immunglobulinpräparate gespritzt werden müssen.
Doch der Schutz der Mutter hält nicht lange vor: Wenige Wochen nach dem Abstillen ist die kindliche Abwehr auf sich selbst gestellt. Alle Erreger, die das Kleinkind nun infizieren, sieht das Immunsystem zum ersten Mal. Und viele davon schaffen es, das Kind vorübergehend krank zu machen. Derweil tüftelt das Immunsystem an passenden Verteidigungsstrategien. Gedächtniszellen arbeiten auf Hochtouren und speichern wichtige Informationen über die unterschiedlichsten Erregertypen. Bei einer erneuten Infektion werden die ungebetenen Gäste schnell wieder erkannt und “maßgeschneidert” bekämpft.
Eine erhöhte Rate an Infektionen ist also in einem gewissen Alter völlig normal. Bedenklich wird es erst, wenn Kinder häufiger krank werden als Gleichaltrige, die unter ähnlichen Lebensumständen aufwachsen. In diesem Fall sollte ärztlicher Rat gesucht werden, um abzuklären, ob es sich eventuell um einen Immundefekt handeln könnte. Hier wäre eine frühzeitige Diagnose und Behandlung möglicherweise lebensrettend.(Oktober 2003)
Immundefekt - was hilft?
Immundefekte - ob erworben oder angeboren - können durch eine gezielte Unterstützung des Immunsystems therapiert werden. Besonders bei den angeborenen Defekten kommt es dabei auf die Art des Defektes an.
Bei einem schweren kombinierten Immundefekt sind verschiedene wichtige Immunzellen betroffen (sowohl B- wie auch T-Lymphozyten). Hier versucht man normalerweise, dem Patienten durch eine Knochenmarktransplantation Stammzellen einzupflanzen, aus denen sich beide Zelltypen entwickeln. Verläuft die Transplantation erfolgreich, verfügt der Patient ab jetzt über eine intakte Immunabwehr. Er ist geheilt.
Bei vielen Patienten mit einem Immundefekt ist der natürliche Antikörperspiegel im Blut zu niedrig (bspw. durch einen Defekt der B-Lymphozyten). Das führt zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen. Hier hilft man dem Körper mit den Antikörpern gesunder Menschen aus. Diese Immunglobuline, wie Antikörper auch genannt werden, werden aus Plasmaspenden (ließe sich hier ein Link zur Plasmaspende einbinden?) gewonnen. Immunglobuline können intravenös (in die Vene), intramuskulär (in das Muskelgewebe) und subkutan (unter die Haut) gespritzt werden.
Je nach Schweregrad des Immundefektes werden die Immunglobuline in Abständen von zwei bis vier Wochen verabreicht, meist intravenös. Dazu war es bisher nötig, einen Arzt bzw. eine Klinik aufsuchen. Seit Anfang des Jahres 2003 ist eine subkutane Therapieform verfügbar. Die Patienten können sich nun ihr Medikament mit Hilfe einer kleinen Injektionspumpe selbst unter die Haut zu spritzen. Klinikbesuche sind nicht mehr so häufig nötig und die Betroffenen damit sehr viel unabhängiger. Während bei der intravenösen Gabe eine größere Menge gespritzt wird, verabreicht man subkutan kleine Mengen, das aber öfter. So ist der Blutspiegel der Immunglobuline sehr viel gleichmäßiger: eine wichtige Voraussetzung für einen gleich bleibend stabilen Schutz der Betroffenen.
Doch nicht nur angeborene Immundefekte lassen sich mit Immunglobulinen behandeln: Die Präparate können bei unterschiedlichsten Erkrankungen, die mit einem Antikörpermangel assoziiert sind, angewendet werden. Dazu zählen auch erworbene Immundefekte oder ein vorübergehender Antikörpermangel.
Die Anzeichen eines Antikörpermangels sind nicht ohne weiteres zu erkennen. Am leichtesten tut man sich, wenn man die Patienten mit Menschen vergleicht, die sich in ähnlichen Lebensumständen befinden. Leiden solche Menschen an vergleichsweise häufig wiederkehrenden Infektionen, sollte der Arzt hellhörig werden. Im Fall von vielen Viren-Infekten kann mit Immunglobulinen der Krankheitsverlauf abgemildert oder sogar der Ausbruch einer Infektion verhindert werden. Das hängt davon ab, wie früh mit der Therapie begonnen werden konnte. (Oktober 2003)
Das Immunsystem übernimmt eine lebenswichtige Funktion für den menschlichen Körper: Die Abwehr von Krankheitserregern. Aber nicht immer funktioniert die körpereigene Verteidigung reibungslos. Ein vorübergehendes Nachlassen der Immunabwehr, ein angeborener Defekt oder die Folgen von Autoimmunerkrankungen können eine Unterstützung von außen nötig machen. Die zusätzliche Gabe von Immunglobulinen, d. h. von Antikörpern, ist inzwischen aus Praxis und Klinik nicht mehr wegzudenken.
Immunglobuline sind gegen eine Vielzahl von viralen und bakteriellen Erregern wirksam. Den Hauptanteil bilden dabei die Antikörper des Immunglobulin G-Typs, die im menschlichen Körper in größerer Menge als alle anderen Immunglobuline gebildet werden. Bei einem erneuten Kontakt mit dem Erreger entsteht fast ausschließlich Immunglobulin dieses Typs. Angewendet werden Immunglobuline in erster Linie bei angeborenem oder erworbenem Antikörpermangel oder zur Prophylaxe bzw. zur Therapie von Virusinfektionen (z. B. Hepatitis A oder Masern). Die Applikation erfolgt in die Vene, in das Muskelgewebe oder seit Anfang des Jahres 2003 auch unter die Haut. Immunglobuline sind Klassiker. Sie werden in der Klinik seit Jahrzehnten zur Immununterstützung verabreicht und zeichnen sich in vielfältigen Anwendungsgebieten durch positive Erfahrungen, den raschen Therapieerfolg sowie die gute Verträglichkeit aus.
Bei der Gewinnung von Immunglobulinen ist man auf gespendetes menschliches Plasma angewiesen. Eine Plasmaspende ist u. a. möglich bei kommunalen Blutspendediensten sowie den Plasmapherese-Zentren der pharmazeutischen Industrie und bei selbstständigen Spendezentren.