Schmerzen zählen zu den am weitesten verbreiteten Gesundheitsstörungen in unserem Alltag, allein an Spannungskopfschmerz leiden täglich rund2,5 Millionen Deutsche. Vor allem Frauen sind von dieser Art Schmerzen betroffen. Laut Robert-Koch-Institut gaben nur sechs Prozent der Frauen an, im vergangenen Jahr keine Schmerzen gehabt zu haben wohingegen es bei den Männern doppelt so viele waren.
Somit bestätigt sich auch die aktuelle Forschung, die feststellt, dass das „schwache Geschlecht“ häufiger und stärker unter Schmerzen leidet.
Dreimal häufiger sind Frauen von Migräne, zweimal häufiger von Rückenschmerzen betroffen als ihre männlichen Kollegen..
Professor Dr. Hartmut Göbel, Direktor der Schmerzklinik Kiel, meint dazu: „Durch Bild gebende Verfahren wissen wir heute, dass das männliche und weibliche Gehirn bei gleichen Schmerzreizen unterschiedlich reagieren. Die Geschlechter erleben Schmerzen unterschiedlich, und sie gehen auch sehr unterschiedlich damit um.“ Auch sei, laut Göbel, die verbreitete Vorstellung, Frauen könnten Schmerzen besser ertragen, ist so nicht mehr haltbar. Je frühzeitiger mit effektiven vorbeugenden Maßnahmen und einer verträglichen Behandlung Alltagsschmerzen bekämpft werden, desto besser für die Betroffenen.
Bewegung und Sport ist ein Schlüssel zur Vorbeugung und Bewältigung von Alltagsschmerzen, betont Dr. Klaus Völker, Direktor des Instituts für Sportmedizin des Universitätsklinikums Münster, und erklärt am Beispiel des Kopfschmerzes: „Es werden ständig neue positive Effekte der körperlichen Aktivität entdeckt. Egal wie spät und wie intensiv – es lohnt sich immer, in Bewegung zu kommen.“
So werden bei körperlicher Anstrengung Stoffe wie Serotonin und Endorphin ausgeschüttet, die die Schmerzwahrnehmung reduzieren, Ängste lösen und die Stimmung aufhellen. Auch der Zustand der Gefäße wird verbessert, was insbesondere bei Migränepatienten zu Verbesserungen der Symptomatik führen kann. Bei Spannungskopfschmerzen sollte man den Muskeln besondere Aufmerksamkeit schenken.
Warum, erklärt Dr. Völkers so: „Der moderne Mensch ist aus der Balance geraten. Wenn wir am PC kauern, müssen unsere Muskeln beispielsweise das Gewicht des Kopfes tragen, der unter normalen Umständen durch unser Skelett gestützt wird. Verspannungen und Kopfschmerzen sind bei einer Fehlhaltung die Folge.“
Die klassische Rückenschule aber auch das chinesische Qi Gong ist hier sehr effektiv und bei regelmäßiger Durchführung lassen sich die Beschwerden reduzieren. Übrigens sei das bequem zurückgelehnte „Lümmeln“ auf einem Stuhl mit Lehne rehabilitiert, denn eine neue Studie hat gezeigt, dass dabei die Bandscheiben weniger belastet werden als beim aufrechten Stehen.
Kommt es trotz aller vorbeugenden Massnahmen zum Auftreten von Schmerzen, muss auch die Einnahme eines verträglichen rezeptfreien Schmerzmittels erlaubt sein. „Schmerzen auszuhalten ist keine Tugend“, stellt hierzu Prof. Dr. Göbel klar: „Schmerzmittel schützen das Nervensystem im Akutfall vor übermäßiger Schmerzstimulation und Stress. So können chronische Schmerzen vermieden werden.“
Wichtig sei vor allem, dass ein Schmerzmittel mit nur einer einzigen Wirksubstanz verwendet wird: „Ein Medikament der ersten Wahl ist dabei die Acetylsalicylsäure. Der Aspirin-Wirkstoff lindert die Schmerzen, aktiviert die Schmerzabwehrmechanismen, hemmt Entzündungen und stoppt die Schmerzbotenstoffe.“ Von Kombinationspräparaten rät Göbel hingegen ab. Analysen aus seiner Klinik zeigen, dass Medikamente mit mehreren Wirkstoffen und Koffein häufig überdosiert würden, was zu einem Dauerkopfschmerz sowie einem erhöhten Risiko von Magen-, Nieren- und Leberschädigungen führen kann. Grundsätzlich sollten Schmerzmittel maximal an zehn Tagen pro Monat eingenommen werden. Wegen des besonderen Risikos eines Übergebrauchs hat die Internationale Kopfschmerzgesellschaft jedoch für Mischpräparate eine deutliche niedrigere Grenzschwelle angesetzt. „Bei Schmerzen, die partout nicht abklingen oder immer wieder auftreten, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen“, plädiert Göbel abschließend.
Weitere Informationen unter www.gegen-kopfschmerz.de und www.aspirin.de