Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes starben allein in Deutschland im Jahr 2001 rund 160.000 Männer und 231.000 Frauen an Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems. Damit sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den westlichen Industrienationen nach wie vor die Todesursache Nr. 1 – weit vor Krebs. Das entspricht 42% der Todesfälle beim männlichen und bzw. 52% der Todesfälle beim weiblichen Geschlecht. Ausgangspunkt der koronaren Herzkrankheit bei Männern wie bei Frauen ist – genauso wie beim Schlaganfall und der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit – der pathologische Prozeß der Arteriosklerose. Die Arteriosklerose ist eine chronisch fortschreitende Veränderung der Gefäßwand, einhergehend mit Wucherungen des Bindegewebes und Ablagerungen (arteriosklerotischen Plaques). Nach neuesten Erkenntnissen ist der zentrale Ausgangspunkt für die Entwicklung einer Arteriosklerose eine Entzündungsreaktion mit einer damit einher gehenden Dysfunktion des Gefäßendothels.
Bei Frauen entwickelt sich die KHK durchschnittlich 10 bis 15 Jahre später als beim Mann, da Frauen in der Prämenopause unter dem Schutz kardioprotektiver, endogener Steroidhormone stehen. Erst nach der Menopause steigt das kardiovaskuläre Risiko von Frauen stark an. Tatsächlich geht die Menopause mit einer Reihe metabolischer, biochemischer und physiologischer Veränderungen einher, die als atherogene Risikofaktoren diskutiert werden. So steigen Gesamt- und LDL-Cholesterin sowie Triglyceride an, das kardioprotektive HDL-Cholesterin fällt leicht ab und der Glucosemetabolismus verschlechtert sich.
Bei Frauen offenbart sich ein Herzinfarkt – anders als bei Männern – oftmals nicht durch den klassischen Brustschmerz mit Ausstrahlung in den linken Arm. Häufiger zeigt sich die Infarktsymptomatik durch Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen im Nacken bzw. zwischen den Schulterblättern, Oberbauchschmerzen oder Atemnot. Die Symptom-Konstellation lässt eher an gastrointestinale oder orthopädische Erkrankungen als an Herzinfarkt denken. So lässt sich erklären, dass Frauen mit Herzinfarkt rund eine Stunde später in die Klinik eingewiesen werden als Männer und geeignete Therapieoptionen seltener und später angewandt werden.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden wesentlich von der Ernährung mitbestimmt. Als kardioprotektiv gilt eine Ernährungsweise mit viel pflanzlicher Kost, also Obst und Gemüse,Meeresfische sowie Soja- und Vollkornprodukte. Eine solche Kost enthält reichliche Mengen herz- und gefäßaktiver Mikronährstoffe. Prospektive Kohortenstudien zeigen, dass der regelmäßige Verzehr von frischem Obst und Gemüse das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen mindert. Insbesondere Frauen profitieren in kardiovaskulärer Hinsicht massiv von einer mikronährstoffreichen Ernährungsweise. Das Problem: Der Obst- und Gemüseverzehr in Deutschland bleibt mit durchschnittlich 260 g pro Tag weit hinter den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) mit 650 g zurück. Deutlich unter den DGE-Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr – auch und gerade bei Frauen – liegt die Versorgung mit Vitaminen (Vitamin E, Folsäure, Vitamin D) sowie Jod. Daneben mangelt es an Omega-3- Fettsäuren und Ballaststoffen. Die mitteleuropäische Kost ist traditionell arm an Sojaprodukten. Soja hat kardioprotektive Eigenschaften, was u.a. auf den Gehalt an Phytoöstrogenen vom Isoflavon-Typ zurückzuführen ist. Die bei uns durchschnittlich verzehrte Menge an Sojaprotein und Isoflavonen reicht bei weitem nicht aus, um positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System zu erzielen. Überzeugend ist u.a. die Wirksamkeit von Omega-3-Fettsäuren oder Vitaminen des B-Komplexes bei der diätetischen Behandlung von kardiovaskulären Erkrankungen. Gut dokumentierte epidemiologische Daten unterstützen den Nutzen einer diätetischen Behandlung mit Mikronährstoffen im Herz-Kreislauf-Bereich.
Infos: www.frauenherz.info