Die Hoffmann-La Roche AG gab am 11. April 2003 die Zulassung des Antiemetikums Kevatril (Granisetron) in Deutschland in einer Dosierung von einem Milligramm für die Infusionslösung bekannt. Bisher wurde das zu der Substanzgruppe der 5-HT-Rezeptor-Antagonisten gehörende Kevatril seit der Erstzulassung in Deutschland 1995 nur in der Dosierung von 3mg i. v. empfohlen. Die erweiterte Zulassung bietet eine kosteneffektive Prophylaxe von Chemotherapie-assoziierter Übelkeit und Erbrechen.
Übelkeit und Erbrechen zählen zu den häufigsten und unangenehmsten Begleiterscheinungen der zytostatischen Therapie und beeinträchtigen die Patienten in ihrer Lebensqualität sehr stark. Die Kontrolle der Übelkeit und des Erbrechens ist eine wesentliche Voraussetzung für die Compliance der Patienten. Eine effektive Antiemese-Therapie verbessert daher nicht nur die unangenehmen Nebenwirkungen der Chemotherapie, sondern senkt auch die Kosten , die durch Hospitalisierung und Begleitmedikation entstehen.
Angesichts des steigenden Kostendrucks in der klinischen Praxis setzt die Zulassung von 1 mg i. v. einen neuen Standard in der effektiven und pharmaökonomisch sinnvollen antiemetischen Therapie zu deutlich verringerten Kosten. Dr. Wolfgang Kämmerer , Direktor der Apotheke der Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken, Klinikum der Landeshauptstadt Wiesbaden: “Wirtschaftliche Überlegungen beim Einsatz von Arzneimitteln in der Klinik gewinnen immer mehr an Bedeutung. Bei der pharmakoökonomischen Betrachtung von 5-HT-Rezeptor-Antagonisten hat sich gezeigt, dass die einmalige Gabe von 1 mg Granisetron die günstigste Therapiealternative darstellt.”
“Die Gabe von 1 mg Infusionslösung Kevatril wird international schon seit Jahren in allen geltenden evidenzbasierten Konsensusempfehlungen als die niedrigste aber dennoch voll wirksame Dosierung angesehen”, betont Prof. Dr. Dr. A. A. Fauser , Leiter der Klinik für Knochenmarktransplantation und Hämatologie/Onkologie GmbH in Idar-Oberstein. Bereits 1997 empfahl die internationale Antiemesis-Konferenz in Perugia (MASCC) bei hochemetogenen Therapien 10 µg/kg i.v. Granisetron. 1999 sprach sich auch ein Expertengremium der Amerikanischen Gesellschaft für Klinische Onkologie (ASCO) für eine Prophylaxe mit 10 µg/kg i. v. oder 1 mg i. v. Granisetron aus.
Der emetische Reflex wird über die Freisetzung von Serotonin (5-HT) aus Zellen im Gastrointestinaltrakt erzeugt. Das freigesetzte Serotonin aktiviert die an den vagalen Afferenzen lokalisierten 5-HT-Rezeptoren. Die 5-HT-Rezeptor-Antagonisten sind starke Hemmstoffe dieser Rezeptoren und verhindern die Anbindung von Setotonin – Übelkeit und Erbrechen werden unterdrückt. Als Goldstandard in der Prophylaxe und der Therapie der Emesis und der Nausea gelten die 5-HT-Rezeptor-Antagonisten in Kombination mit Dexamethason. Kevatril (Granisetron) ist der weltweit zweithäufigst eingesetzte 5-HT-Antagonist. “Die Unterschiede bei den 5-HT-Rezeptor-Antagonisten liegen in ihren klinischen Profilen. Im Vergleich zu anderen Vertretern dieser Arzneimittelklasse hat Granisetron die günstigsten pharmakologischen Eigenschaften , weil es eine hohe Affinität und Selektivität zu den 5-HT-Rezeptoren hat”, so Dr. Matti Aapro von der Clinique de Genolier Institut Multidisciplinaire d’ Oncologie in Genolier/Schweiz.
Die Effektivität von Kevatril wurde in über 280 klinischen Studien mit mehr als 27.000 Patienten geprüft. Mit einer Plasmahalbwertszeit von 9 bis 11,6 Stunden besitzt Granisetron eine zum Teil deutlich längere Halbwertszeit als vergleichbare Präparate. Außerdem werden die vagalen 5-HT-Rezeptoren von Granisetron nichtkompetitiv gehemmt. Dadurch wird Granisetron auch bei hohen Serotoninkonzentrationen, die unter Chemotherapie auftreten können, nicht vom Rezeptor verdrängt und bleibt wirksam. Die lange Halbwertzeit und die zuverlässige Rezeptorbindung senken die Notwendigkeit von Nachdosierungen und damit die Kosten der Therapie. Kevatril gewährleistet nach einmaliger Gabe eine wirksame Antiemese über 24 Stunden.