Die Angst zu versagen oder sich vor seinem Publikum zu blamieren, z. B. durch Texthänger, lässt das Herz rasen, Schweiß ausbrechen und kann in extremer Form sogar zu einem Blackout führen. Leichtes Lampenfieber dagegen ist für den Schauspieler hilfreich. Vermehrtes Adrenalin, das wie ein Aufputschmittel wirkt, erhöht Konzentration und Körperspannung, was sich positiv auf die Leistung auswirken kann. Jeder Schauspieler geht mit seinem Lampenfieber unterschiedlich um. Ältere Kollegen klagen trotz ihrer großen Erfahrung oft über zunehmendes, unkontrolliertes Lampenfieber. Aber auch die Jüngeren sind nicht gegen starkes Lampenfieber gefeit.
Lampenfieber entsteht niemals, wenn man allein ist. Es tritt nur vor einem Publikum auf, wenn die Schauspieler sich ausgeliefert und schutzlos fühlen und sich fragen, ob sie die Erwartungen des Publikums erfüllen können. Lampenfieber ist also eine Form der Erwartungsangst. In der Lerntheorie ist die Erwartung ein wichtiger Faktor der Leistungsmotivation. Erfolgserwartung stärkt die Leistungsmotivation, Misserfolgserwartung schwächt sie und kann zu Fehlleistungen führen. Im Extremfall lässt sie keine leistungsbezogenen Handlungen mehr zustande kommen. Die Erwartungsangst bezeichnet einerseits die Angst vor bestimmten Ereignissen, z. B. einem öffentlichen Auftritt, andererseits die Angst vor dem Misslingen einer schon einmal (zufällig) misslungenen Handlung. In beiden Fällen können unterschiedlich ausgeprägte Hemmungen (z. B. Stottern) den Handlungsvollzug beeinträchtigen.
Eine gewisse Anspannung ist gut für die Konzentration und kann leistungsfördernd wirken. Wenn Schauspieler aber zu nervös werden, verschlägt es ihnen die Sprache, sie kommen mitten im Satz ins Stocken oder hyperventilieren. Dann ist es wichtig, einfach nur bewusst auszuatmen. Bei Nervosität wird häufig zu viel Luft ein- und zu wenig ausgeatmet. Irgendwann ist dann die Lunge voll und es verschlägt einem die Stimme. Ein guter Schauspieler-Trick ist, solange auszuatmen bis die Lunge sich leer anfühlt. Dann wird nur kurz eingeatmet und wieder lange ausgeatmet. Wenn das mehrfach wiederholt wird, hält sich das Lampenfieber in erträglichen Grenzen.