Hypoakkomodation ist eine Sehschwäche im Nahbereich, die sich äußerlich – etwa durch Schielen – nicht zu erkennen gibt, deren Ursache letztlich unbekannt ist, deren Krankheitsbild jedoch in letzter Zeit immer häufiger beobachtet wird. Der Augenarzt wird nach Stellung der Diagnose den kleinen Patienten an den Orthoptisten weiterleiten, der zusammen mit dem Augenarzt Kinder und Erwachsene behandelt, die unter Schielen, Bewegungsstörungen der Augen, Augenzittern und Sehschwächen leiden. Zur Therapie bieten sich Bifokalbrillen, auch Zweistärken-Brillen genannt, an. Sie bestehen aus zwei Halblinsen, die ein scharfes Sehen in der Nähe und Ferne ermöglichen. Ihr Nachteil: Sie sind als Sonderkonstruktionen extrem teuer. Vor allen Dingen vor dem Hintergrund, dass die Kinder sie häufig nicht annehmen und regelmäßig tragen.
Weitaus günstiger sind in dieser “Testphase” flexible, selbsthaftende Leselinsen aus dem Kunststoff Texin (z.B. von Bayer Polymers), die in eine normale Brille mit wenigen Tropfen Wasser “eingeklebt” werden und wie eine Lupe wirken. Sie können praktisch “zur Probe” verwendet werden und erst wenn das Kind diese Lösung akzeptiert, stellt der Augenarzt ein Rezept für eine Bifokalbrille aus.
Die Einsparungen sind beträchtlich. Ein Texin-Linsenpaar – übrigens auf Rezept erhältlich – kostet mit rund 32 Euro etwa nur ein Zehntel dessen, was für eine Bifokalbrille zu zahlen wäre.
Auch wenn Kinder beim Nahsehen schielen – ein Befund, den man als akkomodativen Strabismus bezeichnet, kann auf die hochtransparenten Linsen-Hafties, die ein ungestörtes Schauen ermöglichen, zurückgegriffen werden. Das ist ein wichtiger Unterschied zu speziellen anderen, bei diesem Krankheitsbild verschriebenen Linsenfolien. Diese werden ebenfalls in die Brille eingeklebt, weisen aber umlaufende Rillen auf, die beim Sehen stören und irritieren.
Für Erwachsene sind die Linsen, die in Dioptrien von +1,25 bis +3,00 erhältlich sind, auch eine große Hilfe. Orthoptistinnen setzen sie anstelle teurer Brillen bei vorübergehenden Sehschwächen ein, die etwa nach der Operation eines grauen Stars, nach einem Unfall, Schlaganfall oder im Verlauf einer Multiplen Sklerose-Erkrankung auftreten. Im therapeutischen Alltag ist sehr praktisch, dass höhere Dioptrien als +3,00 durch einfaches Aufeinandersetzen der Linsen erreicht werden können. Dieser “Trick” bewährt sich etwa bei kurzen Trageversuchen oder Sehübungen.
Grundsätzlich ist zu empfehlen, bei Augenkrankheiten wie Schielen die Sehschulen von Orthoptisten – ein überwiegend von Frauen ausgeübter Beruf – aufzusuchen.
Wo in seiner Nähe eine Orthoptistin zu finden ist, erfährt man über seinen Augenarzt oder beim Berufsverband der Orthoptistinnen Deutschlands e.V. Tel. Nr.: 0911 - 22001
Infos zu den Kunststofflinsen, mit denen sich auch einfache Sonnen-, Sport-, Schutz- und Arbeitsbrillen mit wenigen Handgriffen in “scharfe Augengläser zum Nahsehen” umwandeln lassen, gibt es unter Leselinsen. Vertrieben werden sie von der Anzinger Firma SPECOM (Tel.: 08121- 92 48 66)