Sabine K. ist ein so genannter Hingucker. Die junge, bildhübsche Frau mit Modelmaßen sticht aus jeder Menge heraus. Nicht nur ob ihres Aussehens, sondern auch, weil sie ein ungewöhnliches Accessoire trägt. Aus beiden Nasenlöchern laufen zwei kaum sichtbare feine Schläuche nach hinten zu den Ohren. Sabine K. leidet seit einigen Jahren an einer anhaltenden Erhöhung des Blutdrucks in den Blutgefäßen des Lungenkreislaufs, der pulmonalen Hypertonie (PH), auf Deutsch auch als Lungenhochdruck bezeichnet.
Beim 11. Patiententreffen in Frankfurt erzählte uns Sabine K., wie schwer es war, überhaupt eine Diagnose für ihre Krankheit zu bekommen. Denn ein trotz aller Fortschritte bei der Diagnose und Therapie des Lungenhochdrucks weiterhin bestehendes Problem ist die frühzeitige Diagnose dieser seltenen Krankheit.
Privatdozentin Dr. med. Heinrike Wilkens, Homburg/Saar, erläuterte auf der Pressekonferenz anlässlich des Patiententreffens in Frankfurt, weshalb das so ist: „Ein Problem bei der Früherkennung ist, dass die ersten Anzeichen eines Lungenhochdrucks sehr unspezifisch sind. Luftnot bei Belastung, chronische Müdigkeit und Schwäche, aber auch eine Ohnmacht bei körperlicher Belastung, Schmerzen im Brustkorb und Heiserkeit können erste Symptome dieser Krankheit sein. Diese Beschwerden kommen jedoch auch bei ganz anderen Erkrankungen vor. Bis zur Diagnosestellung vergehen so oft mehrere Monate bis Jahre.” Da Patienten mit unbehandeltem Lungenhochdruck jedoch eine rasche Verschlechterung der Krankheit droht, ist die frühzeitige und korrekte Diagnosestellung von größter Wichtigkeit. „In den letzten Jahren haben sich ganz entscheidende Fortschritte in Bezug auf die Behandlungsmöglichkeiten ergeben, hierdurch wurde aus einer schnell tödlich endenden Krankheit eine zwar ernste, aber behandelbare Erkrankung”, erklärte Wilkens. „Eine frühzeitige, gezielte Therapie führt zu deutlich besseren Therapieergebnissen.”
Der erhöhte Druck im Lungenkreislauf kann verschiedene Ursachen haben und in Zusammenhang mit verschiedenen Erkrankungen auftreten, beispielsweise bei Bindegewebserkrankungen und bei bestimmten Herz- oder Lungenerkrankungen. Die sogenannte idiopatische pulmonale Hypertonie (iPAH) tritt ohne eine bekannte Ursache auf. Insgesamt klassifizieren die Experten einen Lungenhochdruck je nach Ursache in fünf verschiedene Gruppen. Die richtige Zuordnung in diese PH-Klassifikation und die Bestimmung des Schweregrades entscheidet über den Erfolg der Therapie. „Eine genaue diagnostische Klassifikation ist unbedingt notwendig, da die verschiedenen Formen der PH sehr unterschiedliche Therapien erfordern. Daher sollten die Patienten so früh wie möglich in einem PH-Zentrum vorgestellt werden”, sagte Wilkens.
In der Behandlung des schweren Lungenhochdrucks hat es in den letzten Jahren große Fortschritte gegeben. Während noch vor 15 Jahren keine spezifischen Medikamente für die Therapie des arteriellen Lungenhochdrucks zur Verfügung standen, können Ärzte in Deutschland heute auf sechs zugelassene Substanzen zurückgreifen, auch wurden Diagnose- und Therapieempfehlun¬gen als Leitfaden für die Ärzte entwickelt. Zurzeit beginnen Patienten mit arteriellem Lungenhochdruck die spezifische Therapie meist mit der Einnahme von Tabletten. Wenn die Patienten darauf gut ansprechen, wird diese Therapie weitergeführt. Werden hingegen therapeutische Ziele wie die Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit, nach 3 bis 4 Monaten nicht erreicht, wird eine Intensivierung der Behandlung durch eine Kombinationstherapie eingeleitet.
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