Magenkrebs: Neue Therapiemöglichkeiten
Autor:in: Redaktion • Datum: 01.06.2007
Magenkrebs zählt zu den eher seltenen Krebserkrankungen in Deutschland. “Nur” rund 20.000 Menschen, und davon mehr Männer als Frauen,sind von dieser Diagnoe jährlich betroffen
Vor allem falsche Ernährungsgewohnheiten spielen bei der Entstehung vom Magenkrebs eine nicht unbedeutende Rolle. So weiss man heute, dass
- Mangel an frischem Obst und Gemüge
- der Genuss stark gepökelter, geräucherter oder gesalzener Speisen
- Rauchen
- übermässiger Alkoholgenuss
- Infektion mit Heliobacter pylori bzw. Epstein-Barr-Virus
- erbliche Disposition
- Übergewicht
zu den Auslösefaktoren zählen können. Da Magenkrebs im Frühstadium praktisch keine Beschwerden verursacht, wird er häufig zu spät und nicht selten zufällig gefunden. Bei folgenden Symptomen sollte auf ein Magenkarzinom untersucht werden:
- Appetitlosigkeit
- Übelkeit
- Plötzlicher Gewichtsverlust
- Schluckbeschwerden
- Druckgefühl im Oberbauch
- Oberbauchschmerzen
- Starke Abneigung gegen Fleisch oder andere Speisen
- häufige Blähungen
- schwarz gefärbter Stuhl bei Darmentleerung
- Bluterbrechen
Methoden, die heute zur Diagnose von Magenkrebs angewendet werden, sind:
- Ultraschalluntersuchung (Sonographie)
- Magenspiegelung (Gastroskopie) mit Gewebeentnahme und Untersuchung der entnommenen Gewebeprobe auf Krebszellen
- Röntgenuntersuchungen mit Kontrastmittel werden heute zunehmend unterlassen, da die Gastroskopie sicherere Ergebnisse erzielt
- Computertomographie oder MRT zur Einschätzung der Ausdehnung des Tumors und eventueller Metastasen (Staging)
- Tumormarker geben Hinweise auf die Verbreitung und werden zur Verlaufskontrolle regelmäßig eingesetzt
- Magenkarzinome metastasieren häufig über die Lymphbahnen in einem Lymphknoten über dem linken Schlüsselbein, die so genannte Virchow-Drüse, die dann vergrößert und hart erscheint
TNM-Klassifikation des Magenkrebs
Die Einteilung der Erkrankung in die verschiedenen Stadien erfolgt nach dem so genannten TNM-System. Dabei bezeichnet T die Tumorgröße, N (für Nodus = Knoten) die Anzahl der befallenen Lymphknoten und M das Vorliegen von Metastasen (Tochtergeschwülsten):
- T1 Tumorzellen sind nur in der oberen Magenschleimhaut und dem darunter liegenden Bindegewebe zu finden (Synonym: Frühkarzinom)
- T2 Tumorzellen sind in der Magenschleimhaut, dem darunter liegenden Bindegewebe und der Magenmuskulatur vorhanden
- T3 Tumorzellen haben sich über die Magenmuskulatur auf die dünne Bindegewebsschicht in der Bauch- und Brusthöhle (Serosa) ausgedehnt ohne benachbarte Organe zu erfassen
- T4 Auch benachbarte Organe sind bereits vom Tumor erfasst worden (Milz, Dickdarm, Leber, Zwerchfell, Bauchwand, Bauchspeicheldrüse, Nieren, Nebennieren)
- N1 Metastasen in ein bis sechs lokalen Lymphknoten
- N2 Metastasen in sieben bis 15 lokalen Lymphknoten
- N3 Metastasen in mehr als 15 lokalen Lymphknoten
- M1 Fernmetastasen
Therapie
Je nach Stadium der Erkrankung, der Größe und Lokalisation des Tumors sowie dem Alter und dem Allgemeinzustand des Patienten werden verschiedene Therapien alleine oder in Kombination eingesetzt (multimodales Behandlungskonzept):
- Operation: Die Operation ist die wichtigste Behandlungsmaßnahme. Ihr Ziel ist eine möglichst vollständige Entfernung des Tumors durch eine teilweise oder vollständige Entfernung des Magens
- Strahlentherapie: Bei der Strahlentherapie werden hochenergetische Röntgenstrahlen oder andere Strahlungen genutzt, um die Tumorzellen abzutöten. Bei der externen Strahlentherapie werden die Strahlen von einer Maschine außerhalb des Körpers in Richtung Tumor projiziert. Bei der internen Bestrahlung wird eine radioaktive Substanz über Kanülen oder Katheter direkt in den Tumor oder in dessen Nähe geleitet
- Chemotherapie: Im weiter fortgeschrittenen Stadium ist eine Chemotherapie unbedingt notwendig. Adriamycin, Cisplatin, Mitomycin, 5-Fluorouracil und Folinsäure sind bisher die meistverwendeten Substanzen. Diese Medikamente werden in verschiedenen Kombinationen verabreicht, weisen mehr oder weniger starke Nebenwirkungen auf und werden per Infusion verabreicht. Dies kann über eine Kanüle im Arm oder über einen so genannten Port (ein unter die Haut implantiertes kleines Metall-Gehäuse mit Membran und Gefäßanschluss zur Durchführung der Infusions-Chemotherapie) erfolgen. Der Nachteil der Infusion: Viele Patienten sind an das Krankenhaus gebunden oder müssen tragbare Infusionspumpen oder ein Portsystem benutzen. Zudem leiden sie oft an unangenehmen Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Haarausfall und Entzündungen im Mundbereich.
- Chemotherapie in Tablettenform: Mit dem oralen Capecitabin steht nun eine neue wirksame Behandlungsoption für Patienten mit fortgeschrittenem Magenkarzinom zur Verfügung. Die Zulassung für das orale Capecitabin in Kombination mit einer platinbasierten Chemotherapie wurde aufgrund der überzeugenden Ergebnisse von zwei Phase Ill-Studien erteilt. Für Capecitabin liegt bereits die Zulassung zur First-Line-Monotherapie des metastasierten Dickdarmkrebs, zur adjuvanten Therapie des Dickdarmkrebs im Stadium III und zur Therapie des metastasierten Brustkrebs vor. Capecitabin wird als Tablette eingenommen und ermöglicht eine Therapie ohne Infusionen und Implantation eines Portsystems. Dabei zeigt es in Kombination mit Cisplatin eine überzeugende Wirksamkeit mit einer deutlich überlegenen Ansprechrate. In Kombination mit Epirubicin und Oxaliplatin verlängert Capecitabin signifikant das Gesamtüberleben auf über elf Monate. Bei Capecitabin werden durch einen tumorspezifischen Wirkmechanismus gesunde Zellen geschont. Durch höhere Konzentrationen des Wirkstoffs am Ort des Geschehens - also direkt im Tumor - im Vergleich zur herkömmlichen Behandlung, können die Krebszellen besonders gut angegriffen werden. Gleichzeitig ist die Behandlung patientenfreundlicher, denn die Tablette kann ganz bequem zu Hause eingenommen werden und die Patienten haben dadurch mehr nutzbare Zeit
- Kombinationstherapien: In manchen Fällen werden Chemo- und Strahlentherapie kombiniert eingesetzt. Dadurch erhöht sich der Effekt beider Therapien und die Chancen auf Heilung steigen
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