Anläßlich des 25. Deutschen Krebskongresses stellten namhafte Experten im Rahmen einer von der Chiron GmbH und der Hoffmann-La Roche AG veranstalteten Pressekonferenz aktuelle und vielsprechende Studienergebnisse zur Immuntherapie des metastasierenden Nierenzellkarzinoms vor. Einen besonderen Stellenwert hierbei nehmen die immunmodulierenden Substanzen Interleukin-2 (ProleukinS) und Interferon-alpha 2a (Roferon) ein.
Eine erfolgsversprechende Behandlung des Nierenzellkarzinoms (NZK) ist derzeit nur durch frühzeitige Erkennung und vollständige Entfernung des Tumorgewebes möglich. Da im fortgeschrittenen Zustand eine Heilung nur selten möglich ist, stehen hier die Lebensverlängerung und Lebensqualität im Mittelpunkt der Behandlung. Die Immun- und Immun-Chemotherapie mit Interleukin-2 (IL-2) und Interferon-? 2a (INF- 2a) können einen Grundstein der zukünftigen Optimierung der Behandlung hinsichtlich dieser Aspekte legen. “Für Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom gibt es wieder Hoffnung”, betonte Professor Gerald Mickisch, Rotterdam.
Durch den Einsatz der kombinierten Immun-Chemotherapie beim metastasierenden Nierenzellkarzinom konnte in großen Untersuchungen nachgewiesen werden, dass den Patienten ein längeres Leben trotz der schweren Erkrankung ermöglicht wird. Aktuelle Studienergebnisse der DGCIN konnten jetzt belegen, dass durch die zusätzliche Kombination von Interferon-? 2a mit Interleukin-2 ein signifikant verbessertes Gesamtüberleben erzielt wird. In der prospektiv randomisierten Multicenterstudie mit metastasierten NZK-Patienten (n=341) erfolgte eine vergleichende Untersuchung der Effektivität von drei ambulanten Immun-Chemotherapien:
subkutanes Interferon-? 2a, subkutanes Interleukin 2, 5-Fluorouracil;
zusätzliche perorale Vergabe von 13-cis-Retinsäure;
subkutanes Interferon-? 2a, intravenöses Vinblastin.
Professor Jens Atzpodien, Bonn, kommentierte die Ergebnisse dieser Studie: “Kombinierte Immun-Chemotherapien mit ambulant appliziertem subkutanem Interferon-? 2a und Interleukin-2 besitzen eine langfristig bessere Wirksamkeit als die zuvor gebräuchliche Interferon-? 2a/ Vinblastin-Kombintion ohne Interleukin-2.”
Gesteigerte Lebensqualität bei inhalativer Interleukin-2-Therapie
Auch die Lebensqualität nimmt neben der Lebensverlängerung des Patienten einen hohen Stellenwert bei der Krebstherapie ein. Bisher lagen zu diesem Aspekt nur sehr wenige, meist retrospektiv erhobene Untersuchungen vor. Dennoch ist die Beurteilung der Lebensqualität für eine Therapie von größter Bedeutung. “Die Evaluierung der Lebensqualität ermöglicht die Erfassung wichtiger zusätzlicher Informationen sowohl für die behandelnden Ärzte als auch für die Patienten selber und zur Beurteilung der Therapieergebnisse unter Immuntherapie”, unterstrich Dr. Hans Heinzer, Hamburg.
In den zwei vorgestellten Pilotuntersuchungen wurde die Lebensqualität mittels validierten Fragebogen der EORTC vor und während einer Therapie mit Interleukin-2 (inhalative, intravenöse und subkutane IL-2-Gabe) erhoben. Dabei zeigte sich, dass die inhalative IL-2 Gabe deutlich verträglicher als die subkutane und intravenöse IL2-Gabe ist. Die Lebensqualität unter inhalativem Interleukin-2 konnte während des Untersuchungszeitraumes zum Bezugspunkt vor Therapiebeginn weitgehend konstant gehalten werden.
Während die Tumornephrektomie beim lokalisiertem NKZ häufig zur Anwendung kommt, wird ihr Einsatz beim metastasierenden NKZ kontrovers diskutiert. In einer randomisierten Phase III Studie der EORTC-GU konnte nun gezeigt werden, dass sich durch eine Tumornephrektomie vor einer Immuntherapie im Vergleich zur Immuntherapie alleine ein bedeutender Überlebensvorteil ergibt. Für Patienten, die vor einer Immuntherapie einer Tumornephrektomie unterzogen wurden, stieg die mediane Überlebenszeit von 7 auf 17 Monate. Inzwischen wurde diese Kombinationstherapie von der EORTC als Standard empfohlen. “Diese neue Entwicklung hat die aktuelle Denkweise über diesen schwer beherrschbaren Tumor deutlich verändert”, soProfessor Gerald Mickisch, Rotterdam.