Bislang galt: Raucher haben ein höheres Risiko, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erleiden und daran zu sterben als Nichtraucher. Diese These scheint jedoch überholt: Aktuelle Untersuchungen deuten darauf hin, dass das Risiko, im Laufe seines Lebens eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln, bei Rauchern wie Nichtrauchern gleich hoch ist – allerdings mit dem Unterschied, dass Raucher den Herzinfarkt meist früher bekommen als Nichtraucher. Dies fand jetzt ein amerikanisches Forscherteam um Donald M. Lloyd Jones heraus. Die Wissenschaftler hatten Daten von 7.724 Testpersonen verglichen, die an der bislang größten amerikanischen Herz-Studie, der Framingham-Heart-Study (1971-1996), teilgenommen hatten.
Die Ursachen für das frühe Herzinfarkt-Risiko bei Rauchern sind noch nicht vollkommen erforscht. Experten sehen jedoch einen Schlüssel für das Rätsel in dem Eiweißbaustein Homocystein.
Seit längerem ist bekannt, dass Raucher über erhöhte Homocystein-Werte im Blutplasma verfügen. Eine Gruppe irischer Forscher um P. O’Callaghan überprüfte jetzt, ob ein Zusammenhang zwischen erhöhten Homocystein-Werten, Ernährung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen besteht. Das Team untersuchte dazu 750 Fälle und 800 Personen unter 60 Jahren in 19 europäischen Herz-Zentren.
Das Ergebnis: Alle Raucher wiesen einen erhöhten Plasma-Homocysteinspiegel im Vergleich zu Nichtrauchern auf. Zigarettenraucher mit erhöhten Plasma-Homocysteinspiegel (über 12 mmol/l) hatten ein 12-fach höheres Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln, als Nichtraucher mit normalen Homocystein-Werten. Zugleich fanden sich bei den Rauchern ein Mangel an Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass Raucher für ein herzgesundes Leben nicht nur auf den Zigarettenkonsum verzichten, sondern vor allem auch auf ihre Ernährung achten müssen.
Homocystein ist ein Abbauprodukt der Aminosäure Methionin. Mit Hilfe von Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12 kann der Körper das Homocystein vernichten. Folsäure ist vor allem in Blattgemüse, Vollkornprodukten und Nüssen vorhanden. Gute Quellen für Vitamin B6 sind Getreide, für Vitamin B12 vor allem Fleisch. Zugleich ist auch die Auswahl der Nahrungsfette ausschlaggebend, da ein Zuviel an tierischen Fetten den Cholesterinspiegel erhöhen und die Arterien schädigen kann (Arteriosklerose). Besser ist es daher – wenn möglich – auf gesunde Pflanzenfette zurückzugreifen, die reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind (z.B. Diät-Öl, Diät-Margarine).
Quellen: American Heart Association’s Scientific Sessions, 18.11.02; European Heart Journal 2002, 23: 1580-1586