Der Verlauf und das Erscheinungsbild der Erkrankung können stark variieren. Kein Wunder, dass die MS daher auch als “Krankheit mit 1.000 Gesichtern” bezeichnet wird. Hinzu kommt auch, dass die Wissenschaft - trotz großen Einsatzes der Forscher - das Rätsel um die Ursachen der MS bis heute nicht endgültig lösen konnte. Und ein weiterer Anteil von negativen Reaktionen gegenüber MS-Betroffenen rührt sicher daher, dass die Begegnung mit einer Erkrankung wie MS vielen Menschen Angst macht. Die Unsicherheit ist groß und in unserer leistungsorientierten Gesellschaft neigen wir eher dazu, unangenehme Themen wegzuschieben und zu ignorieren anstatt uns damit zu befassen.
Unsicherheit und Angst lassen sich durch sachliche Aufklärung mindern, wenn nicht sogar auflösen. Mit den folgenden Informationen sollen die häufigsten Vorurteile und falsche Vorstellungen über die Erkrankung Multiple Sklerose ausgeräumt werden.
MS ist…
Mehrere Studien belegen zwischenzeitlich eindeutig, dass bei der häufigsten MS-Form, der remittierend rezidivierenden MS (RRMS), eine immunmodulatorische Langzeittherapie das Fortschreiten der chronisch progredienten Erkrankung drastisch bremsen kann. „Je früher eine Therapie mit einem der verfügbaren Medikamente begonnen wird, desto höher ist die Chance, auf kurze und vor allen Dingen auch auf lange Sicht den Verlauf der Erkrankung zu beeinflussen”, so Ziemssen.
Bei etwa 80 % aller Patienten beginnt die MS mit einem schubförmigen Verlauf (RRMS). Dabei wechseln sich Phasen mit akuten Krankheitszeichen, die Schübe, mit Phasen weitgehender Symptomfreiheit ab. Ein Schub ist eine Phase akuter Krankheitsaktivität, in der Symptome oder Beschwerden neu auftreten oder sich verschlimmern. Die Erkrankung schreitet allerdings auch in den Zeiten zwischen den Schüben fort, weshalb die Standardtherapie der RRMS heute eine immunmodulatorische Langzeittherapie ist. „Daher ist es ganz wichtig, dass der Patient lernt, dass sich ein großer Anteil der Erkrankung im Untergrund abspielt. Wir sagen, dass nur etwa 10 % der Erkrankung vom Patienten und vom Arzt wahrgenommen werden. 90 % der Erkrankungsaktivität läuft ab, ohne dass es Arzt oder Patient sehen”, so Ziemssen.
In den meisten Fällen können MS-Betroffene ihren Beruf weiterhin jahrelang ausüben. Es kann lediglich sein, dass sie mehr Pausen benötigen als ihre gesunden Kollegen. Dabei kommt es natürlich auch darauf an, wie fordernd die Tätigkeit ist und ob es sich um einen Bürojob oder um eine körperlich anstrengende Arbeit handelt. Eventuell kann eine Umschulung helfen, weiter beruflich aktiv zu sein.
Viele Menschen verbinden mit MS sofort ein Leben im Rollstuhl. Bevor immunmodulierende Langzeittherapien zur Verfügung standen, waren viele MS-Betroffene im Verlauf der Erkrankung tatsächlich auf einen Rollstuhl angewiesen.
Heute sieht die Realität - glücklicherweise - anders aus. Etwa 30 % der MS-Kranken haben keinerlei bleibende Gehbehinderungen. Wenn ein Rollstuhl benötigt wird, dann oft erst nach vielen Jahren oder sogar Jahrzehnten der Erkrankung. In einer aktuellen Untersuchung der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG)1 zeigte sich sogar, dass von den 5.445 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 44 Jahren und einer durchschnittlichen Erkrankungsdauer von knapp 13 Jahren nur 6 % auf einen Rollstuhl angewiesen waren. 60 % der Patienten über 50 Jahre und 40 % der Patienten über 60 Jahre benötigten keine Gehhilfe, um 100 m weit zu gehen. Viele MS-Betroffene nutzen jedoch Hilfsmittel wie Gehstock oder Rollator, um Kraft zu sparen oder sich vor Stürzen zu schützen.
Die Möglichkeit, mit MS ein aktives Leben zu führen, ist vor allem der Entwicklung immunmodulatorischer Therapien zu verdanken, die im Idealfall auch der Dualität der Erkrankung gerecht werden.
Die Multiple Sklerose wird auch als duale Erkrankung bezeichnet, da sie sowohl entzündliche als auch neuro¬degenerative Vorgänge umfasst. Bereits im frühen Krankheitsstadium der MS kommt es zu den entzündlichen Prozessen im Zentralen Nervensystem, die die Krankheitsschübe hervorrufen. Außerdem schreiten Schädigungen oder sogar Verluste der Nervenfasern (Axone) von Beginn der Erkrankung an über Jahre schleichend fort - auch während der schubfreien Zeiten. Sichtbar werden diese Axonschäden dann erst, wenn bleibende körperliche oder geistige Behinderungen mit entsprechenden Beeinträchtigungen der Lebensqualität entstanden sind.
Daher ist es umso wichtiger, bereits im Frühstadium der MS nicht nur die Schubfrequenz und akute Entzündungsreaktionen, sondern auch mögliche axonale Schäden mittels immunmodulatorischer Langzeittherapie zu reduzieren. Entscheidend ist dabei, dass die MS-Therapie der dualen Natur der Erkrankung gerecht wird, beispielsweise mit dem Immunmodulator Glatirameracetat. Dieser greift spezifisch in das Krankheitsgeschehen ein und kann so den weiteren Verlauf positiv beeinflussen.
MS-Betroffene können dank wirksamer immunmodulatorischer Therapien heutzutage ein aktives Leben mit hoher Lebensqualität führen. Sie können ihrem Beruf nachgehen, Sport treiben, ihre Freizeit nach Belieben gestalten und voller Zuversicht ihre Zukunft planen.