Den kleinen Fleck hinten auf der Netzhaut unseres Auges nennt man auch den gelben Fleck, weil der Farbstoff Carotinoid diese winzige Stelle leicht gelblich verfärbt und vor Lichtschäden schützt. In der Fachsprache heißt der gelbe Fleck Makula. Es ist der Ort des schärfsten Sehens. Dicht an dicht drängen sich dort rund sechs Millionen winziger Zäpfchen. Das sind die empfindlichen Zellen, die für scharfes und farbiges Sehen sorgen.
Doch gerade bei älteren Menschen sind diese wichtigen Zellen im Auge immer häufiger bedroht. Bei etwa ein bis zwei Millionen Deutschen sterben sie langsam ab. AMD heißen die drei drohenden Buchstaben dafür. Es ist die Abkürzung für Altersbedingte Makula Degeneration. Die AMD ist der häufigste Grund für starke Sehbehinderungen oder gar Blindheit bei älteren Menschen in Deutschland. Etwa 15 Prozent aller Menschen zwischen 65 und 75 Jahren, etwa 25% über 75 Jahren und sogar etwa 30% über 85 Jahren leiden unter AMD. Weil unsere Lebenserwartung steigt, kommen immer mehr neue Patienten hinzu.
Doch jetzt gibt es für einen Teil der Patienten neue Hoffnung. Auf dem 17. Kongress der Deutschen Augenchirurgen (24. bis 27. Juni in Nürnberg) wurden erstmals neue Injektionsbehandlungen vorgestellt, die das Fortschreiten der Krankheit ohne Laser- oder operative Eingriffe zumindest verzögern können. Groß angelegte klinische Studien an AMD-Patienten haben bereits gezeigt, dass die Therapien tatsächlich wirken.
Etwa 85 Prozent der Patienten leiden unter der so genannten „trockenen AMD“, die sich langsam fortentwickelt und gegen die es außer speziellen Brillen und Sehhilfen bisher keine Hilfe gibt. Hier gibt es noch keine Medikamente. 15 Prozent der Betroffenen leiden jedoch unter der so genannten „feuchten AMD“ , die rascher fortschreitet und das Sehen noch aggressiver beeinträchtigt. Das sind die Patienten, bei denen die Spritze wirkt. Hier wachsen vermehrt kleine Blutgefäße in die Netzhaut ein. Die Wände der Adern werden zudem undicht. Flüssigkeit und Blut treten aus. Dies führt zu Schwellungen und Entzündungen, die die Sinneszellen zerstören. Die Injektion bestimmter Wirkstoffe direkt in das Auge kann diesen Vorgang beeinflussen.
Das Steroid „Triamcinolon“, das normalerweise gegen Gelenkentzündungen injiziert wird, kann bei feuchter AMD jetzt in den Glaskörper des Auges injiziert werden. Diese einfache Art der Verabreichung gilt bereits als großer Vorteil. Denn alle bisherigen Therapien waren sehr aufwändig. Da der Patient vorher eine örtliche Betäubung erhält, tut die Injektion nicht weh. In den Studien hat sich gezeigt, dass der Wirkstoff die Bildung und das Wachstum neuer Blutgefässe in der Netzhaut hemmen kann. Ein weiterer großer Vorteil besteht außerdem darin, dass das Mittel die äußerst empfindlichen Zellen der Netzhaut nicht beschädigt.
Triamcinolon hat im Auge folgende Wirkungen :
Neu ist, dass Netzhaut- und besonders Makulaerkrankungen jetzt direkt durch Medikamente behandelt werden können. Das wird möglich, da Augenärzte nun den Glaskörper als Medikamentenreservoir entdeckt haben, in das sie Substanzen injizieren können und das die Stoffe dann kontinuierlich an die Netzhaut weitergibt.