Fast 60% aller erkrankten Frauen leben noch länger als zehn Jahre, nachdem erstmalig Brustkrebs festgestellt wurde – dank der üblichen Früherkennungsmaßnahmen und der modernen Brustkrebstherapie. Ohne Behandlung wären – Hochrechnungen zufolge – nach zehn Jahren nur noch 5% der Frauen am Leben.
Bei drei von vier Frauen regen weibliche Sexualhormone das Wachstum des Tumors an. Wenn man die Bildung dieser Hormone im Körper verhindert, entzieht man dem Brustkrebs sozusagen seine “Nahrung”. Er hört zu wachsen auf und “verhungert”. Eines der neuesten und effektivsten Mittel, die Entstehung der Sexualhormone zu unterbinden, ist Letrozol (Femara).
Bei einigen Patientinnen weisen die Krebszellen nur wenige Hormonrezeptoren auf. Für die behandelten Ärzte gehörten diese Patientinnen jahrelang dennoch zu den “rezeptorpositiven”. Eine Behandlung mit dem althergebrachten Anti-Hormon-Medikament Tamoxifen schlug jedoch in fast allen Fällen fehl – Chemotherapie blieb somit die einzige Möglichkeit. Forscher nennen diese Patientinnen heute ” Leo -Patientinnen” – abgeleitet von L ow E xpression of O estrogen receptors.
Bisher wurden diese Frauen nicht optimal behandelt. Tamoxifen zeigte nur in den seltensten Fällen eine Wirkung auf den Tumor. Nun belegt eine große Studie, dass als einzige Anti-Hormon-Behandlung Letrozol (Femara) den Tumor klein bekommt. Und diese Behandlung ist viel schonender und verträglicher als eine Chemotherapie. Die Studie hat auch gezeigt, dass Femara bei Frauen mit hoher Hormonrezeptordichte wirksamer ist als Tamoxifen.
Aromatasehemmer (Femara) werden nun gemäß den Therapieleitlinien der Arbeitsgemeinschaft für gynäkologische Onkologie zuerst eingesetzt. Femara hat seine bessere Wirksamkeit gegenüber Tamoxifen in zahlreichen Studien bewiesen.
Kein Medikament wird eingesetzt, bevor seine Wirksamkeit nicht in mehreren Studien an einer großen Gruppe von Patienten nachgewiesen wurde. Letzte “Prüfung” ist eine so genannte “Phase-III-Studie” mit vielen hundert Patienten in zahlreichen Krankenhäusern weltweit. Die Hälfte der Teilnehmer erhält den neuen Wirkstoff, die andere Hälfte ein erprobtes Standardmedikament. Nur wenn das neue Medikament mindestens ebenso wirksam wie der bisherige Standard ist, wird es zugelassen und kann verschrieben werden.
Die meisten (90 bis 95%) Brustkrebspatientinnen erkranken ohne erkennbare Ursache. Auch gibt es in ihrer Verwandtschaft keine Häufung von Brustkrebserkrankungen. Weil Brustkrebs also so überraschend auftritt, sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und gute Früherkennungssysteme für alle Frauen so wichtig.
Rund 450 lokale Selbsthilfegruppen und Patientinnenorganisationen gibt es deutschlandweit – in fast jeder Kleinstadt ist Hilfe zu finden. Die Dachorganisation “Frauenselbsthilfe nach Krebs” ist die älteste Selbsthilfegruppe. Ihr Ziel lautet: “Auffangen nach dem Schock der Diagnose, informieren und begleiten auf dem Weg zu neuem Lebensmut.” In den letzten Jahren sind eine Reihe neuer Organisationen wie z. B. “Breast Health” in Hamburg oder “WIR ALLE” in Münster entstanden. Viele Gruppen engagieren sich politisch, zum Beispiel fordern sie mehr Mitspracherechte für Patientinnen bei der Therapieentscheidung.