Weltweit leiden schätzungsweise 244.000 Menschen an Akromegalie (aus dem griechischen Wörtern acros ” Endglied und megalos ” gross gebildet), einer heimtückischen Krankheit, die chronische Verformungen und Vergrößerungen der inneren Organe verursachen kann. “Die erste Beschreibung eines Menschen mit Akromegalie stellt die biblische Gestalt Goliath dar” (Prof. Dr. M. Reincke) und sie wird hervorgerufen durch einen Tumor der Hirnanhangdrüse, der zuviel Wachstumshormon produziert. Häufig bleibt die Krankheit jedoch unerkannt – mitunter bis zu 30 Jahre lang –, so dass sie bei den Patienten erst nach dem Auftreten von Begleiterkrankungen wie Hypertonie oder Diabetes diagnostiziert wird. Akromegalie- Patienten weisen infolge ihres Zustandes typischerweise erhöhte Glukose-, glykolisierte Hämoglobin-, Insulin-, LDL-, Cholesterin- und Triglycerid-Spiegel auf. Weitere Komplikationen im Zusammenhang mit Akromegalie sind respiratorische Erkrankungen wie Obstruktionen der oberen Luftwege sowie Tumorerkrankungen, z.B. Dickdarmkarzinome. Kardiale Erkrankungen stellen bei Akromegalie-Patienten die Hauptkrankheits- und Todesursache dar und betreffen ungefähr 80 Prozent dieser Patienten.
“Die Behandlung der ersten Wahl ist natürlich die operative Entfernung des Tumors an der Hirnanhangdrüse… Bei größeren Tumoren beträgt die Heilungsrate allerdings nur 50 %, die andere Hälfte der Patienten benötigt dann Medikamente, mit denen versucht wird, den Überschuß von Wachstumshormonen oder dessen Wirkung zu bremsen…”(Prof. Reincke).
Eine Studie, die kürzlich im Journal of Clinical Endocrinology veröffentlicht wurde, zeigt, dass mit Sandostatin LAR die akromegale Kardiomyopathie und die damit verbundene Krankheitsund Todesrate bei jungen Akromegalie-Patienten reduziert werden kann.
Forscher der Universität “Federico II” in Neapel/Italien wollten herausfinden, ob bei jungen Akromegalie-Patienten (Alter ” 40 Jahre) mit kurzer Krankheitsdauer häufiger ein Rückgang der akromegalen Kardiomyopathie festgestellt wird, wenn sie mit Sandostatin LAR behandelt werden, als bei älteren Patienten mit längerer Krankheitsgeschichte. Die akromegale Kardiomyopathie ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, bei der aufgrund übermäßigen Wachstums der Herzmuskel geschädigt wird und somit das Blut nicht mehr ausreichend pumpen kann.
“Die Studie zeigt, dass bei jungen Patienten eine Umkehrung der akromegalen Kardiomyopathie erreicht werden kann – vorausgesetzt, die Diagnose erfolgt frühzeitig und es wird eine schnelle und wirkungsvolle Behandlung wie die mit Sandostatin LAR eingeleitet”, erklärt Dr. Annamaria Colao, Principal Investigator im Rahmen der veröffentlichten Studie und Dekan des Department of Molecular and Clinical Endocrinology and Oncology der Universität “Federico II” in Neapel/Italien. Akromegalie-Patienten haben typischerweise im linken Ventrikel eine vergrößerte Gewebemasse, die systolische Dysfunktion und schließlich kardiovaskuläre Erkrankungen verursacht. Während der offenen prospektiven Studie erhielten 22 Patienten (12 Frauen und 10 Männer im Alter zwischen 21 und 57 Jahren) mit aktiver, komplikationsfreier Akromegalie Sandostatin LAR in einer Dosierung von 20 mg oder 30 mg alle 28 Tage über die Dauer von 12 Monaten. Es wurden jeweils vor und nach der Behandlung mit Hilfe der Echokardiographie die Herzstruktur und mit Hilfe der Äquilibrium-Radionuclid- Angiographie die Leistungsfähigkeit des linken Ventrikels untersucht.
Nach 12 Monaten hatte Sandostatin LAR die LVM bei 100 Prozent der jungen Patienten (10 Patienten) und 50 Prozent der Patienten im mittleren Alter (12 Patienten) normalisiert (p”0,0001). Durch die Behandlung verbesserte sich bei 80 Prozent der jungen Patienten sowie bei 50 Prozent der Patienten mittleren Alters auch die Reaktion der linken ventrikulären Auswurffraktion (LVEF) auf Spitzenbelastungen. Belastungskapazität und -dauer erhöhten sich nur bei den jungen Patienten…
A. Colao et al., Reversal of acromegalic cardiomyopathy in young but not in middle-aged patients after 12 months of treatment with the depot long-acting somatostatin analogue octreotide, Clinical Endocrinology, Februar 2003, 58: 169-176 Colao et al., Cardiovascular Consequences of Early-Onset Growth Hormon Excess, The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism 87 (7): 3097-3104
1) Das im Hypothalamus gebildete Somatostatin hemmt Produktion und Sekretion des Wachstumshormons im Hypophysenvorderlappen.