Unter einem Lungenemphysem oder auch volkstümlich Raucherlunge genannt, versteht man eine unheilbare Überblähung der kleinsten luftgefüllten Strukturen des Atemorgans welche als Lungenbläschen oder Alveolen bezeichnet werden. Diese Strukturen sind wichtig für den Gasaustausch im Körper. In der Alveole gelangt lebenswichtiger Sauerstoff aus der Einatemluft in die Blutgefäße der Lunge und mit dem Blutstrom zu Organen und Geweben. Zum anderen gibt das Blut dort das Stoffwechselprodukt Kohlendioxid an die Lungenbläschen ab, so dass es ausgeatmet werden kann. „Zigarettenrauch und andere Reizstoffe können die Lunge schädigen und führen dazu, dass die Lungenbläschen zerstört werden“, sagt Dr. Martin Hetzel, Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Beatmungsmedizin und Allgemeine Innere Medizin am Krankenhaus vom Roten Kreuz Bad Cannstatt. Es kommt zu Wanddefekten an den Lungenbläschen und aus vielen kleinen Bläschen entstehen große funktionslose Blasen. Mit der Folge, dass intaktes Lungengewebe weniger wird und die Sauerstoffversorgung des Körpers abnimmt. So wie bei dem 68-jährigen Gordon-Stuart Johnson, der bis vor 15 Jahren ein sehr starker Raucher war. „Während meiner Arbeit als Monteur in der Stahlindustrie waren 70 Zigaretten am Tag keine Seltenheit“, erzählt Johnson. Dass ihm der Nikotinkonsum nicht gut tat, war ihm bewusst. Doch aufhören konnte der Duisburger erst vor rund 15 Jahren. „Damals kam ich mit massiver Atemnot ins Krankhaus und der Arzt eröffnete mir, dass ich, wenn ich nicht sofort mit dem Rauchen aufhöre, nicht mehr lange zu leben hätte“. Doch da war Johnson schon erkrankt, was seine Ärzte zunächst für Asthma hielten, stand bald als Lungenemphysem fest.“ Ich war so kurzatmig, dass ich die paar Schritte von meinem Wohnzimmer bis zur Toilette nur mit mindestens drei Verschnaufpausen zurücklegen konnte“, sagt Johnson, der früher aktiv Fußball und Rugby gespielt und als Kurzstreckenläufer an Wettbewerben teilgenommen hat.
Mit der zunehmenden Atemnot sank seine gesamte Lebensqualität rapide. Er bekam blaue Lippen und Finger weil der Sauerstoff fehlte, war kurzatmig, antriebslos und schlapp. „Dies sind die typischen Anzeichen eines Lungenemphysem, oft ist auch noch ein trockener Husten dabei“, weiß Lungenfacharzt Hetzel. Doch der Fachmann kann jetzt vielen Patienten wie Gordon-Stuart Johnson zu einer deutlichen Verbesserung ihrer Krankheitsanzeichen verhelfen. Am Krankenhaus vom Roten Kreuz verleiht man jetzt mit bis zu 150 Millimeter langen, speziellen Metallspiralen aus Nickel-Titan der kranken Lunge Elastizität, in der Form, dass die Atemwege beim Ausatmen offen bleiben, und setzt so der Überblähung der Lunge ein Ende. Danach kommt die Luft nur noch dorthin, wo sie auch wirklich am Gasaustausch teilnehmen kann. Dem Patienten steht somit wieder mehr Sauerstoff zur Verfügung. „Unser Eingriff erfolgt minimalinvasiv, also ohne dass wir ein Skalpell benutzen müssen. Wir verwenden nur ein wenige Millimeter dickes Bronchoskop“, erklärt der Chefarzt. Ein Bronchoskop ist eine Art Schlauch mit einer Kamera und kleinen Operationsinstrumenten, der durch die Luftröhre in die Atemwege geführt wird. Dies kann in einem tiefen Dämmerschlaf oder unter Vollnarkose passieren. „Um zehn dieser Bügel, sogenannte Coils, ein zu setzten, brauchen wir rund 30 Minuten Zeit und bereits nach weniger als einer Woche ist der Patient schon wieder zu Hause“, sagt Martin Hetzel. Noch gibt es lediglich acht Lungenfachkliniken in Deutschland, welche dieses neue Verfahren anbieten und nur noch wenige andere weltweit. So wurden in Stuttgart bisher weltweit die meisten Eingriffe durchgeführt. Martin Hetzel und sein Team können nach über 500 eingesetzten Coils sagen, dass sie jetzt eine Therapie anbieten können, die Patienten mit einem Lungenemphysem sofort mehr Lebensqualität schafft. Eine Lebensqualität die früher für diese Patienten undenkbar war. Und auch Patient Gordon-Stuart Johnson macht sich nun keine Gedanken mehr wie er vom Wohnzimmer zur Toilette kommt, sondern wo der nächste Golfplatz ist, um ein paar Bälle ein zu lochen. „Dass ich wieder Sport treiben kann, nach allem was ich erlebt habe, erscheint mir wie ein Wunder“, sagt er lachend.
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