Allein in Deutschland leiden derzeit mehr als zwei Millionen Menschen an der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD), kurz auch „Makula“ genannt. Gegen die feuchte Form dieser Erkrankung war die Medizin bisher ziemlich hilflos, obwohl es einige Therapien gab. Jetzt aber kann der bisher unaufhaltsam fortschreitende „Verfall“ der Sehfähigkeit beendet oder in seiner Rasanz verringert werden – durch eine Injektion direkt ins Auge.
Dafür bietet das US-Unternehmen Pfizer seit wenigen Wochen erst (Mai diesen Jahres) auch in Deutschland das Medikament Macugen an. Vor Jahresfrist erst war es in den USA durch die zuständige Behörde FDA (Food and Drug Administration) zugelassen worden, denn in überzeugenden klinischen Versuchen hatte das Medikament mit dem Wirkstoff Pegabtanib bewiesen, dass es nicht nur hilft, sondern auch kaum Nebenwirkungen erzeugt. Gab es solche, waren sie milder Natur, vorübergehend und auf das Auge beschränkt.
Erstmalig ist es mit Macugen gelungen, jene Kräfte zu blockieren, die zur krankhaften Neubildung von Blutgefäßen in der Netzhaut führen. Der „Übeltäter“ ist der körpereigene Wachstumsfaktor VEGF 165 (vascular endothelial growth factor). Indem der augenzerstörende Teil von VEGF ausgeschaltet wird, kann der Funktionsverlust des Auges aufgehalten werden.
Bei dieser Therapie wird Macugen direkt in das Auge injiziert, genauer: in den Glaskörper. Die Injektion kann ambulant vorgenommen werden und ist weitestgehend schmerzfrei, denn zuvor wird das Auge lokal betäubt. Um die volle Wirksamkeit des Medikaments erzielen zu können, muss die Injektion alle sechs Wochen wiederholt werden. Das sollte, so die Ergebnisse der klinischen Tests, über einen Zeitraum von wenigstens zwölf Monaten geschehen:
An einer der größeren Studien des Präparats Macugen nahmen rund eintausend Patienten teil. Bei 70 Prozent von ihnen wurde nach einjähriger Behandlung eine Stabilisierung des Sehvermögens festgestellt – die ansonsten übliche Verschlimmerung also war unterbunden worden. Bei etwa jeder vierten Testperson wurde sogar eine Verbesserung des Sehvermögens erzielt. Wie die Privatdozentin Dr. Nicole Eter von der Bonner Universitäts-Augenklinik bei der Macugan-Präsentation in Berlin erläuterte, wurden die besten Ergebnisse mit der Dosierung 0,3 Milligramm erzielt – höhere Dosen erwiesen sich als überflüssig. „Eine zweijährige Behandlung ist meist erfolgreicher als die zwölfmonatige“, unterstrich die Spezialistin.
Wermutstropfen: Jede Injektion kostet den Patienten 300 Euro. Das dürfte sich aber bald ändern, hieß es auf der vom Deutschen Grünen Kreuz in Berlin geleiteten Pressekonferenz führender Augen-Experten Deutschlands. Entsprechende Verhandlungen auch mit den Krankenkassen seien im Gange.
Das menschliche Auge wiegt etwa 7,5 Gramm. Dieses nahezu kugelförmige Sinnesorgan hat einen Durchmesser von nur 24 Millimeter. Die Netzhaut (Retina) als innerste Schicht umkleidet das Auge. Sie ist nur 0,1 bis 0,5 Millimeter dick, besteht aber trotzdem aus mehreren Schichten. Die Makula lutea wird auch Gelber Fleck genannt. Sie ist jene Stelle auf der Netzhaut, mit der wir am schärfsten sehen. Die Krankheit AMD oder Makula „erwischt“ vorwiegend ältere Menschen. Deshalb gab es vor 100 Jahren, als der Mensch im Durchschnitt nur 37 Jahre alt wurde, die Makulaerkrankung nicht – aber im Jahr 2030 wird sie die häufigste Ursache für Erblindung sein, hieß es auf der Berliner Konferenz. Neben dem Alter ist übrigens das Rauchen der zweitgrößte Faktor für eine Makulaerkrankung. Wer mehr als 25 Zigaretten täglich raucht, verdoppelt sein Risiko.
Das Deutsche Grüne Kreuz ist zu erreichen in 35037 Marburg, Schuhmarkt 4. Zudem gibt es zahlreiche Selbsthilfeorganisationen, darunter ist auch der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband, Rungestraße 19, 10179 Berlin.