Frau Professor Heidrun Behrendt berichtete auf einer Pressekonferenz der Hochgebirgsklinik in Davos, dass beispielsweise Dieselrusspartikel beziehungsweise insgesamt Feinstaubbelastung allergiefördernd sind. Nach Schätzungen der WHO können solche belastenden Feinstaubpartikel zu einer Verringerung der Lebenserwartung um ein halbes Jahr führen.
Zudem sind Pollen in der Außenluft nicht nur Allergenträger, sondern setzen auch kleine Fettpartikel frei – diese fördern Entzündungen und können schließlich sogar bei Menschen, die bislang nie eine Allergie gehabt haben, im mittleren Lebensalter eine auslösen. „Das sind dann die Patienten, die im Alter von Mitte 50 zu uns kommen und es einfach nicht begreifen können, warum sie plötzlich allergisch sind“, sagte Prof. Johannes Ring, München/Davos. Denn die körpereigene Immunabwehr fühlt sich durch die Fettpartikel (Pollen-Associated Lipid Mediators = PALMs) angegriffen und wehrt sich! Zwar ist für den „echten“ Allergiker nachweislich ein bestimmtes genetisches Profil gefunden worden (den Patienten fehlt die Glutathion-S-Isomerase) – sie zeigen von Geburt an eine erhöhte Reaktivität auf Fremdstoffe – aber es gibt heute auch viel mehr Pollen als früher. Diesen Prozess haben Ozon durch steigende Verkehrsbelastung und die Klimaerwärmung vorangetrieben.
Wie man die Allergie auch behandelt, die wirksamste kausale Therapie ist es, das auslösende Allergen zu meiden. Das kann im Einzelfall bedeuten, auf Haustiere zu verzichten, Wohnräume zu sanieren oder auch eine bestimmte Diät zu machen. Doch Prof. Ring ermahnte, keine ungerichtete Diätempfehlung auszusprechen, sondern dass es oft darum geht, dem Patienten ein Gefühl von seelischem und körperlichen Gleichgewicht zu vermitteln oder dass er sich selbst darin sieht. Er zitierte manche Patienten, die berichteten, dass es ihnen manchmal gut und manchmal schlechter geht, trotzdem sie sich der gleichen Menge Allergene ausgesetzt hätten.
Interessant auch – so erzählte er – dass er allergische Kinder in seiner Sprechstunde aufforderte, Bilder von ihrer Familie zu malen. Verblüffend war dabei die Beobachtung, dass alle übergroße Mütter zeichneten, während der Vater immer nur ein Drittel so groß gemalt war wie die Mutter. Gibt es wohl doch schon so etwas wie eine psychologische Konditionierung im frühen (Allergiker-) Kindesalter, sind es die Mütter, die der Allergie ihres Kindes eine übermäßig große Bedeutung beimessen und dieses Gefühl zu sehr ausleben? (Anmerkung des Autors)
Nach Erfahrungen von Ring kann die Arbeitsfähigkeit eines Allergikers – damit sind insgesamt Neurodermitiker, Psoriatiker und Asthmatiker (auch Patienten mit Urtikaria) gemeint - durch einen Kuraufenthalt in Davos um bis zu einem Jahr zunehmen. Die schon lange bekannte günstige Wirkung des Hochgebirges zur Behandlung von allergischen Erkrankungen scheint auch durch Forschungsergebnisse untermauert zu werden: So scheint tatsächlich das unspezifische Immunsystem des Menschen im Hochgebirge zur Ruhe zu kommen. Aber nicht nur das, nach Rückkehr ins Flachland, sollen die zur Ruhe gekommenen Zellen auch andere Teilnehmer des immunologischen Geschehen beruhigen – und das scheint die Nachhaltigkeit einer solchen Kur für die Betroffenen zu erklären.
In der Hochgebirgsklink Davos bestehen übrigens Verträge mit allen deutschen Kostenträgern, es ist eine Kur möglich für alle gesetzlich Krankenversicherten, eventuell muss nur die Fahrt nach Davos selbst bezahlt werden. Man kann dort Allergologen, Lungenfachärzte, Hautärzte, Augenärzte und HNO-Ärzte in Anspruch nehmen. Auch die niederländischen Krankenkassen haben Da vos (schön ist) schon entdeckt und ihren Platz für Allergiker aus ihrer Heimat schon für die nächsten Jahre besetzt.