Eine im August durchgeführte EMNID-Umfrage brachte es an den Tag: Fast Dreiviertel aller befragten Frauen glauben, dass eine Osteoporose durch eine frühzeitige Behandlung verhindert werden kann. In der Therapie würde die Mehrheit (74 %) der befragten Frauen ein Medikament bevorzugen, welches wirksam den Knochenabbau bremst und das Risiko an Herzkreislauf-Erkrankungen sowie an Brustkrebs senkt. Gleichzeitig legten 61% aller Frauen Wert auf eine flexible Einnahme, da die nur einmal wöchentliche Einnahme eines Osteoporose-Präparats leicht vergessen werden kann. 77% aller Frauen wollen von Ihrem Arzt auf das Osteoporose-Risiko ausdrücklich hingewiesen werden.
Prof. Dr. Helmut W. Minne , Arzt für Innere Medizin (Endokrinologie) in Bad Pyrmont und Experte für die Initiative gegen Knochenschwund, klärt uns über die größten Irrtümer im Zusammenhang mit der Krankheit auf:
Absolut verkehrt! Osteoporosepatienten haben unvorstellbare Schmerzen, die jeden Tag zur Qual machen. Denn: Selbst die einfachsten Tätigkeiten im Haushalt werden ohne Hilfe zu einem unlösbaren Problem – Staubsaugen, Bettenmachen und Bügeln sind für die Betroffenen nur unter starken Schmerzen und mit vielen kleinen Pausen zu bewältigen. Damit der Alltag wieder gemeistert werden kann, sind für die Osteoporosepatienten daher eine wirkungsvolle Schmerztherapie, eine systematische Rehabilitationsbehandlung und ein konsequenter Knochenaufbau unerlässlich.
Wer so denkt, der begeht einen fatalen Fehler! Regelmäßige Bewegung trägt dazu bei, dass der Knochen stark bleibt. Chronischer Bewegungsmangel hingegen hat einen großen Einfluss auf die Entstehung der meisten Osteoporosefälle. Deshalb sind Sport und Gymnastik gerade für Osteoporosebetroffene ein absolutes Muss. Doch Vorsicht: Sich bewegen reicht alleine nicht aus, um Osteoporose zu bekämpfen. Stoppen lässt sich die Krankheit nur durch wirksame Medikamente wie zum Beispiel ein Bisphosphonat mit dem Wirkstoff Alendronat.
Nicht ganz richtig! Im Gegensatz zu untergewichtigen Frauen bleiben Übergewichtige häufig von Osteoporose verschont. Sie werden durch eine höhere Östrogenproduktion in den Fettzellen vor der Erkrankung geschützt. Frauen unterhalb des Normalgewichts haben hingegen ein hohes Risiko für Knochenfrakturen. Dies zeigen zahlreiche große Studien zur Osteoporose. Trotzdem ist Übergewicht natürlich keine Lösung – vor allem nicht bei einer bestehenden Osteoporose: Jedes Gramm zuviel stellt hier eine gefährliche Zusatzbelastung für die Wirbelsäule und die Knochen dar.
Falsch! Osteoporose ist keine reine Frauenkrankheit. Männer können ebenfalls Knochenschwund bekommen. In Deutschland ist sogar jeder fünfte über 50 Jahre betroffen. Der Grund: Auch Männer müssen bei steigendem Alter mit einem sinkenden Hormonspiegel rechnen, der sich nachteilig auf die Knochenstruktur auswirkt. Trotzdem wird das Risiko für Knochenschwund bei Männern erheblich unterschätzt und das Angebot an modernen Medikamenten zur Behandlung der männlichen Osteoporose ist entsprechend begrenzt. Zur Zeit ist dafür in Deutschland nur der Wirkstoff Alendronat zugelassen.
Ein lebensgefährlicher Trugschluss! Schon der erste Bruch kann für die Betroffenen schlimme Folgen haben und im Falle eines Oberschenkelhalsbruches sogar zum Tode führen. Deshalb sollten besonders Betroffene mit erhöhtem Osteoporoserisiko – das sind vor allem untergewichtige Frauen nach der Menopause – rechtzeitig zum Arzt gehen und eine Knochendichtemessung machen lassen. Hier gilt das DXA-Verfahren (Dual Energy X-ray Absorptiometry) zur Zeit als sicherste und beste Methode.
Stimmt nicht! Milch enthält zwar viel Kalzium – ein wichtiger Knochenbestandteil, der gerade bei Osteoporosekranken ausreichend in der Nahrung enthalten sein sollte. Doch bei einer diagnostizierten Osteoporose kann das alleine nicht viel gegen die Krankheit ausrichten. Für eine erfolgreiche Therapie ist zum Beispiel der Einsatz von bequem einmal wöchentlich einzunehmenden Bisphosphonaten geeignet. Sie hemmen die Knochen abbauenden Zellen und regen den Knochenaufbau an. Dadurch sinkt das Risiko eines Knochenbruches bereits nach einem Jahr Therapie um über die Hälfte und auch die Schmerzen der Betroffenen lassen deutlich nach.
Ein verbreiteter Irrtum! Die genetische Veranlagung spielt bei Osteoporose zwar eine Rolle, aber sie ist nur einer von vielen Faktoren. Großen Einfluss haben zum Beispiel auch die Lebensgewohnheiten. Starke Raucher, die über 20 Jahre mehr als 20 Zigaretten täglich geraucht haben, müssen mit einem deutlich erhöhten Osteoporoserisiko rechnen. Rauchen führt zu Durchblutungsstörungen, und das schädigt den Knochen. Eine weitere Risikogruppe: Kaffeetrinker, die regelmäßig drei bis vier Tassen am Tag zu sich nehmen. Sie scheiden verstärkt Wasser aus und damit gleichzeitig auch viel wertvolles Kalzium.