Galten bislang Krebs und rheumatische Erkrankungen als Verursacher einer verminderten Lebensqualität, so sind es heute Osteoporose bedingte Lebenseinschränkungen , von denen Männer und vor allem Frauen betroffen sind. Denn im Laufe des meist schleichenden Krankheitsverlaufs kommt es häufig zu Frakturen, die nicht nur menschlich, sonder auch ökonomisch eine enorme Belastung darstellen. Laut Angaben der International Osteoporosis Foundation (IOF) wurden im Jahr 2000 über 3,8 Millionen osteoporotische Frakturen mit totalen direkten Kosten von ca. 32 Billionen Euro in Europa verzeichnet. Tendenz steigend! Vor diesem Hintergrund sieht der Dachverband Osteologie (DVO) die Notwendigkeit, das Bewusstsein der Öffentlichkeit für den Knochenschwund durch umfassende Aufklärung zu stärken.
In Basel trafen sich führende Fachärzte zum jährlichen Fachkongress OSTEOLOGIE. Der hierbei stattfindende interdisziplinäre Austausch zwischen Wissenschaft und Medizin fördert nicht nur eine schnelle Umsetzung von aktuellen Forschungsergebnissen in die klinische Praxis, sondern bildet eine wichtige Grundlage für die gesellschaftliche Aufklärung über das Krankheitsbild und seine Risikofaktoren.
So konnte man auf zahlreichen Symposien unter anderem erfahren, dass Astronauten von Osteoporose betroffen werden. Grund ist die ob schlechter Klimatisierung herrschende Hitze in den Raumkapseln. Die Weltraumreisenden schwitzen während ihres Aufenthaltes dadurch wesentlich mehr Natrium aus, als für den Körper gut ist. Die damit einhergehende Dehydration verringert den körpereigenen Wasserspiegel und schon ist dem Knochenschwund Tür und Tor geöffnet. Auch eine Überdosierung an Calcium kann sich ungünstig, sogar in Form von infarktähnlichen Beschwerden, für den Körper auswirken. Als hilfreich wurden hingegen, zur Vorbeugung einer Gebrechlichkeit, die Gaben von Vitamin D und Vitamin K (1 mg tgl.) genannt. Eine sehr simple und auch noch äußerst kostengünstige Lösung ist der Verzehr von 100 g getrockneten Pflaumen pro Tag. Dies wurde von amerikanischen Forschern in einer Studie bei über 200 Frauen mit bereits vorangeschrittener Osteoporose beobachtet. Alle Studienteilnehmerinnen, die getrocknete Pflaumen erhielten, hatten nach einem Jahr deutliche dichtere Knochen als ihre Konkurrentinnen. Auch bestimmte Gemüsesorten, wie Brokkoli, Lauch und Fenchel können der Osteoporose vorbeugen.
Natürlich gibt daneben mittlerweile eine Auswahl unterschiedlicher Medikamente, die bis zu 70% aller osteoporotischen Wirbelkörperbrüche und 50% der osteoporotischen Schenkelhalsfrakturen verhindern können. Zu ihnen zählt unter anderem ein Strontiumrenelat (Protelos) mit hoher Effektivität , welches unabhängig von Alter und Risikofaktoren einen umfassenden Frakturschutz bietet.
Weiter sind Fragebogeninstrumente vorhanden, mit denen sich ein hohes Bruchrisiko gut erfassen lässt (z.B. Osteoporose-Risiko-Tool unter www.dv-osteologie.de), ähnlich denen zur Vorhersage von Schlaganfällen oder Herzinfarkten.
Bleibt dennoch die Tatsache, dass immer noch zu viele Patienten mit einem hohen Risiko für Brüche und eine unzureichende Versorgung bei uns gibt. „Viele Brüche entstehen, weil die Empfehlungen für eine medikamentöse Therapie der Osteoporose nicht ausreichend berücksichtigt werden“, führte Frau Professor Heide Siggelkow , Präsidentin des DVO, aus. Von vielen Patienten mit einem hohen Frakturrisiko wird ein Bruch immer noch häufig als schicksalhaft empfunden, obwohl er durch eine rechtzeitige Medikamenteneinnahme mit einiger Wahrscheinlichkeit hätte verhindert werden können.
Die Perspektive von Betroffenen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken ist deshalb auch das Anliegen der multilingualen Ausstellung “Osteoporose kennt keine Grenzen”. Diese, sehr persönliche Aufarbeitung des Krankenbildes der Osteoporose ist projektiert, erarbeitet, gestaltet und umgesetzt vom Netzwerk-Osteoporose e.V. Die Ausstellung wird unter anderem anlässlich des 10. Deutschen Seniorentages vom 3.5. bis 5.5. 2012 im Congress Centrum Hamburg auf dem Osteoporose Parcours des Netzwerk- Osteoporose e.V. in Halle H Stand A03, präsentiert. 12 Männer und Frauen haben sich für das Ausstellungsprojekt fotografieren lassen. Die jeweilige Heimatsprache zeigt im Begleittext zu den Portraits auf einem Tandemposter die Risiken, Strategien und Therapien zur Bewältigung der Osteoporose.