Während diese Viren bei gesunden, voll ausgetragenen Säuglingen außer einer banalen Erkältung meist nichts ausrichten, sind Frühgeborene, immungeschwächte Kinder und solche mit Herz- und Lungenerkrankungen besonders gefährdet. Die Atemwege können so stark in Mitleidenschaft gezogen sein, dass ein stationärer Aufenthalt bis hin zu intensivmedizinischer Betreuung notwendig ist. Palivizumab (Synagis™), ein monoklonaler Antikörper, ist das erste Medikament, das die Inzidenz schwerer RSV-Infektionen und möglicher Folgeschäden zu reduzieren vermag.
Meist starten die RS-Viren ihre Attacke auf die Atemwege in der feuchten und kalten Jahreszeit. In den Monaten zwischen September und April ist das RS-Virus besonders aktiv. Die Übertragung findet vor allem durch direkten Kontakt statt. Wichtigster Mechanismus ist das Einatmen virusbeladener Schleimtröpfchen; beim Husten oder Niesen werden Tröpfchen mit Milliarden Viren bis zu einem Meter weit geschleudert. Wer die Hand vor Mund und Nase hält, sollte sich diese anschließend gründlich waschen, damit beim nächsten Schmusen oder Küssen des Babys die Viren nicht den Besitzer wechseln.
Epidemiologische Untersuchungen zeigen, dass der Durchseuchungsgrad in den ersten Lebensrnonaten sehr hoch ist, bis zum zweiten Lebensjahr ist fast jedes Kind RSV-infiziert Die meisten Kinder stecken die Infektion mit leichtem Fieber und anderen Erkältungssymptomen weg, manchmal verläuft sie gänzlich asymptomatisch. Nur sehr selten sind die Beschwerden - Keuchen, erschwerte, rasselnde Atmung bis hin zur Atemnot, tiefsitzender Husten - derart vehement, dass ein Krankenhausaufenthait notwendig ist.
Erhöhte Gefahr droht jedoch Frühgeborenen, die vor der 35. Schwangerschaftswoche auf die Welt gekommen sind. Ihr Immunsystem Im Visier der RS-Viren sind aber auch HIV-infizierte und krebskranke Babys, Säuglinge und Kleinkinder mit chronischen Lungenleiden und angeborenen Herzfehlern sowie Kinder aus Raucherhaushalten.
Bei diesen Risikokindern können die RS-Viren die unteren Atemwege so stark schädigen, dass eine Klinikeinweisung unumgänglich ist. Schätzungsweise werden in der Bundesrepublik jährlich rund 20.000 Säuglinge und Kleinkinder mit schwerer RSV-Bronchiolitis oder Pneumonie ins Krankenhaus eingeliefert, Fast 30 Prozent brauchen eine intensivmedizinische Behandlung, oft mit künstlicher Beatmung. Nach Untersuchungen der WHO ist RSV der häufigste Verursacher für den Tod von jährlich vier Millionen Kindern, die an Atemwegserkrankungen sterben.
Die Viren hinterlassen keine bleibende Immunität; Re-Infektionen (Rückfälle) sind deshalb nicht selten. Noch weitreichender: Neben der akuten Gefahr drohen auch Langzeitfolgen. So zum Beispiel Asthma und/oder chronische Bronchitis.
Bislang gibt es kein befriedigendes Therapiekonzept bei einer akuten RSV-lnfektion. Die Beschwerden lassen sich nur symptomatisch behandeln. Der Fokus richtet sich deshalb besonders bei Risikogruppen auf die Prophylaxe(Vorbeugung).
Prophylaxe der Wahl ist seit seiner Einführung 1998 der monoklonale Antikörper Palivizumab (Synagis™). Er ist zur Vorbeugung schwerer RSV-Infektionen der unteren Atemwege bei Säuglingen und Kleinkindern zugelassen, die entweder in der 35. Schwangerschaftswoche oder früher geboren wurden und zu Beginn der RSV-Saison (September/Oktober) jünger als sechs Monate sind; außerdem bei Kindern unter zwei Jahren, die innerhalb der letzten sechs Monate wegen bronchopulmonaler Dysplasie (chronische Lungenerkrankung} behandelt wurden
Seit Oktober 2003 ist Palivizumab zusätzlich für Säuglinge und Kinder unter zwei Jahren mit angeborenen Herzfehlern (Congenital Heart Disease, CHD) zugelassen. Palivizumab wird während der RSV-Saison einmal monatlich intramuskulär injiziert. Wenn möglich, sollte die erste Injektion vor Beginn der RSV-Saison verabreicht und die Behandlung dann bis zum Ende der RSV-Saison fortgeführt werden.
Die vorbeugende Gabe von Palivizumab kann die Zahl RSV-bedingter Klinikeinweisungen drastisch reduzieren Die Palivizumab-Prophylaxe senkte diese Rate um 85 Prozent.