Asbest (vom griechischen asbestos = unauslöschbar) ist ein natürliches Mineral aus der Gruppe der Silikate, das durch die Verfestigung von flüssiger Gesteinslava entstanden ist.
Die Entdeckung, dass dieses Material nicht nur extrem feuer- und hitzebeständig sowie resistent gegen Säuren ist, sondern andere Stoffe sehr gut binden kann,machte Asbest zu einem begehrten Baustoff. Asbestzement, besser bekannt als Eternit, wurde nicht allein als Dämmstoff in der Bauindustrie verwendet, sondern auch bei der Herstellung von Blumenkästen, Aschenbechern und weiteren Konsumgütern.
Bereits 1930 wurde erstmals bekannt, dass von Asbest gesundheitliche Gefahren ausgehen. Dennoch wurde der Stoff in großem Ausmaß weiterverwendet. In Deutschland wurde Spritzasbest erst 1980 verboten und die Verwendung von fest gebundenem Asbest ist erst seit 1988 nicht mehr erlaubt.
Asbest wird erst dann gefährlich, wenn die mikroskopisch kleinen Fasern eingeatmet werden und die Lunge schädigen. Zwischen Asbestaufnahme und Ausbruch einer Erkrankung können 20-60 Jahre vergehen! So wird gerechnet, dass bis 2020 die Zahl der Todesfälle nach Asbesterkrankung auf etwa 250.000 steigt! Das sind 10.000 Todesfälle jährlich! Hauptgrund ist der hohe Asbesteinsatz, vor allem nach dem 2. Weltkrieg beim Wiederaufbau in Europa.
Zu den durch Asbest verursachten Erkrankungen zählen die Asbestose (eine Art chronischer Bronchitis), Lungen– und Kehlkopfkrebs sowie Brust- und Bauchfellkrebs. Die Diagnose Brustfellkrebs, auch als Rippenfellkrebs bekannt, erschüttert den Betroffenen besonders; Ärzte sprechen vom malignen Pleuramesotheliom. Dieser seltene Tumor des Brustfells tritt bei Menschen, die mit Asbest in Berührung kamen, rund 1000 mal häufiger auf, als in der normalen Bevölkerung. Daher wird die Diagnose Brustfellkrebs heute automatisch mit einer Asbestbelastung in Zusammenhang gebracht. Bei mehr als 75 Prozent der Betroffenen findet man eine bis zu 50 Jahre zurückliegende Asbestexposition wobei Männer dreimal häufiger betroffen sind als Frauen.
Die Diagnose erfolgt häufig erst sehr spät, da die ersten Anzeichen sehr undeutlich sind. Eine Heilung ist selten, es besteht nun jedoch eine neue Möglichkeit, die Erkrankung wirksam zu behandeln. Das Pleuramesotheliom wächst schnell, es legt sich wie ein Mantel um die Lunge und engt diese zunehmend ein. Als Folge entstehen Flüssigkeitsansammlungen (Pleuraergüsse), die die Atmung behindern. Außerdem kann sich das Pleuramesotheliom auf umliegende Brustorgane, wie Zwerchfell und Herzbeutel ausbreiten. Nicht selten bricht der Krebs auch in den Bauchraum ein, ebenso sind Fernmetastasen möglich.
Die Diagnose ist schwierig: Im frühen Stadium der Erkrankung gibt es praktisch keine Symptome, die auf die Erkrankung hinweisen könnten. Erst wenn die Erkrankung fortschreitet, klagen die Patienten über langsam zunehmende Atemnot, schwer zu lokalisierenden Brustschmerzen und trockenen Reizhusten. Laborparameter, die auf die Erkrankung hinweisen könnten, sind nicht bekannt. Röntgenaufnahmen sind im Frühstadium nicht aussagekräftig. Für den Arzt beginnt nun oft eine Detektivarbeit, gilt es doch, unter anderem auch eine Jahrzehnte zurückliegende Asbestbelastung herauszufinden.
Zur Sicherung der Diagnose kommen am ehesten bildgebende Verfahren, wie die Computertomographie, in Frage und zunehmend auch die Spiegelung der Brusthöhle (Thorakoskopie), bei der feinste Gewebeteilchen entnommen und im Labor genau untersucht werden können.
Genau so schwierig, wie die Diagnose, ist auch die Therapie. Eine Operation, bei der die Lunge und das Brustfell der befallenen Seite entfernt werden, kommt nur in relativ frühem Stadium in Frage und ist als vorbereitende Maßnahme für weitere Verfahren, wie Bestrahlung und/oder Chemotherapie zu betrachten. In späterem Stadium muss das Brustfell chirurgisch entfernt werden um der atembehindernden Ergussbildung vorzubeugen.
Bei der Strahlentherapie kann die Größe des Tumors verringert werden. Diese ist aber nicht in jedem Fall zu empfehlen, da die umliegenden Organe, wie Knochenmark, Herz oder Speiseröhre, empfindlich gegen Strahlung sind. Bisher gab es auch keine geeignete Chemotherapie, weil alle getesteten Zytostatika bei diesem Krebs nur geringe Wirksamkeit zeigten. Das hat sich aber jetzt geändert.
Mit der europaweiten Zulassung von Pemetrexed (Handelsname Alimta) steht seit November 2004 erstmals ein gut wirksames Medikament für die Chemotherapie des Pleuramesothelioms zur Verfügung. In der Zulassungsstudie hat die Gabe von Pemetrexed das Leben der Patienten deutlich verlängert. Da sich durch das Aufhalten des Tumorwachstums gleichzeitig auch die Begleitsymptome, wie Husten, Atemnot und Schmerzen besserten konnte den Patienten ein Stück Lebensqualität zurückgegeben werden.
Pemetrexed ist ein Multi-Target-Enzym-Inhibitor. Es hemmt gezielt drei Schlüsselenzyme, die bei der Vermehrung von Tumorzellen eine tragende Rolle spielen. Damit hat es im Vergleich zu anderen Chemotherapeutika, die nur ein Enzym hemmen, einen entscheidenden Vorteil in der Bekämpfung der besonders schnell wachsenden Tumorzellen. Durch den gleichzeitigen Angriff auf mehrere Ziele (Multi-Target) können Abwehrmechanismen der Tumorzellen umgangen werden, die Chance das Tumorwachstum einzudämmen ist wesentlich größer.
Um normale Zellen, die ebenfalls Folsäure für ihr Wachstum benötigen, nicht zu schädigen, erhalten Patienten, die mit Pemetrexed behandelt werden, zusätzlich Folsäure und Vitamin B12. Die Anwendung ist erfolgt als 10-minütige Infusion alle 3 Wochen und ist durch die zusätzliche Gabe von Folsäure und Vitamin B gut verträglich und meistens ambulant durchführbar.
„Pemetrexed bedeutet einen Durchbruch in der Krebstherapie, da es mit seinem innovativen Wirkprinzip die Möglichkeiten der konventionellen Therapien übertrifft“, betonte Professor Christian Manegold, Sprecher der Organgruppe Thoraxtumoren, Interdisziplinäres Tumorzentrum Mannheim, bei der Einführungspressekonferenz in Hamburg.