“Früh genug erkannt, ist Prostatakrebs meist heilbar”, zu diesem Konsens kamen Experten anlässlich einer Pressekonferenz. Grund für diese positive Aussage sind neben modernen Früherkennungsmethoden auch die Fortschritte in der Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten.
Mit weit über 30.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist Prostatakrebs in Deutschland inzwischen der häufigste Tumor des Mannes. Nach dem Lungenkrebs ist das Prostatakarzinom sogar die zweithäufigste Todesursache beim Mann. Eine traurige Zahl, da “bei rechtzeitiger Diagnosestellung eine Heilung möglich ist”, so Professor Dr. Manfred Wirth.
Eindeutig votierten daher alle Experten für die Vorsorgeuntersuchung. Bisher nehmen nur rund 17 Prozent der Männer ab 45 die jährliche Vorsorgeuntersuchung beim Urologen in Anspruch. Wichtig ist dabei nicht nur die Tastuntersuchung, bei der der Arzt die Prostata mit dem Finger vom Enddarm her ertastet. Vielmehr sollte auch der PSA-Wert bestimmt werden. PSA ist ein Eiweißstoff und steht für p rostata s pezifisches A ntigen. Ist der Wert im Blut erhöht, ist das ein Hinweis auf Prostatakrebs. Eine Gewebeprobe aus der Prostata kann gegebenenfalls klären, ob tatsächlich eine Krebserkrankung vorliegt.
Zur Zeit übernehmen die Krankenkassen die Kosten in Höhe von € 15 bis 20 für den PSA-Test nur bei Verdacht auf Krebs. Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung muss der Mann bislang selbst in die Tasche greifen. Da mit Hilfe dieser Blutuntersuchung die Krankheit früher erkannt und damit auch eher geheilt werden kann, forderte Alfred Solleder, stellvertretender Vorsitzender des BPS, dass die Bestimmung des PSA-Wertes bei der gesetzlichen Krebs-Vorsorge für Männer zum Standard wird.
Ist die Diagnose Krebs gestellt, muss die Prostata in vielen Fällen operativ entfernt oder bestrahlt werden. Dies kann zu einer Heilung führen, aber dennoch muss sich der Patient auch nach diesen Maßnahmen mit der Gefahr eines Rückfalls auseinandersetzen. Zwischenergebnisse des bislang größten Studienprogramms zum Prostatakrebs (EPC- oder “Early Prostate Cancer”-Programm) mit über 8.000 Patienten zeigen, dass die Aussicht auf eine dauerhafte Heilung mit dem Wirkstoff Bicalutamid (” Casodex”) deutlich verbessert werden kann. Das Medikament ist seit November in einer ausreichenden Wirkstärke von 150 mg auch in Deutschland zugelassen. Es wird nach der Operation oder Bestrahlung mindestens zwei Jahre lang einmal täglich als Tablette eingenommen. Die Studienergebnisse zeigen, dass das Risiko eines Rückfalls eindrucksvoll um rund 40 Prozent gesenkt werden kann. Mit der so genannten adjuvanten Therapie können die Überlebenschancen also deutlich verbessert werden.
Entscheidend ist dabei für den Patienten: Der Wirkstoff unterscheidet sich in seiner Verträglichkeit prinzipiell von den bislang eingesetzten Hormonpräparaten, den so genannten LHRH-Analoga.
Diese werden monatlich oder vierteljährlich gespritzt. Sie senken den Testosteron-Gehalt im Blut ab und bewirken so eine chemische Kastration. Dagegen bleibt unter Bicalutamid der Hormonspiegel im Körper erhalten. “So ist mit Nebenwirkungen wie Osteoporose (Knochenschwund), Abnahme der Muskelmasse und damit der Leistungsfähigkeit Verlust des sexuellen Interesses (Libido) sowie der Potenz nicht zu rechnen”, beschrieb Wirth die Vorteile dieser neuen Behandlung.
Die Diagnose Prostatakrebs bedeutet für die meisten Männer Angst. Angst vor dem Tod, aber insbesondere auch vor Inkontinenz und Impotenz. Männer, die mit dieser Erkrankung konfrontiert werden, haben Fragen über Fragen. Hier können Selbsthilfegruppen weiterhelfen. Sie haben Erfahrung mit der Krankheit, bieten Information und Austausch an. Der BPS bietet in Deutschland ein großes Netz an regionalen Selbsthilfegruppen an, die Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite stehen.