Häufig wissen Urlauber nicht, dass in manchen Ländern schon die Eiswürfel im Drink, das Menü mit frischen Muscheln oder einfach das Glas Wasser eine Gefahrenquelle sein können. Dazu zählen auch der nahe Mittelmeerraum, Südostasien, Russland, Afrika, Mittel- und Südamerika sowie der Vordere Orient. Auch bei Sexualkontakten, vor allem bei Männern, die Sex mit Männern (MSM) haben, besteht die Gefahr einer Ansteckung1.
Vor vielen Infektionskrankheiten kann man sich durch Impfungen schützen. Welche Schutzimpfungen angezeigt sind, hängt von Ihrem Reiseziel und der Art Ihrer Reiseunternehmung ab, ob Sie sich als Hotelgast oder Trekkingtourist in Ihrem Urlaubsland aufhalten wollen. Da die verschiedenen Impfungen Zeit in Anspruch nehmen, sollten Sie sich sechs Wochen vor Ihrem Reisetermin bei Ihrem Arzt, dem Gesundheitsamt oder einer tropenmedizinischen Beratungsstelle erkundigen und sich einen gezielten Impfplan aufstellen lassen.
Ganz unabhängig vom Ziel sollte eine bevorstehende große Reise Anlaß dazu sein, unsere Schutzimpfungen gegen Infektionskrankheiten zu überprüfen und diejenigen zu ergänzen, die auch in heimischen Gefilden von Bedeutung sind, wie Tetanus (Wundstarrkrampf), Poliomyelitis (Kinderlähmung) und Diphtherie sowie - je nach Region - die FSME (Frühsommer-Meningo-Enzephalitis, eine durch Zeckenstich übertragene Gehirn- und Gehirnhautentzündung). Für diese Impfungen übernehmen die Krankenkassen die Kosten. Die Impfungen für Urlaubsreisen ins Ausland werden dagegen im allgemeinen von den Krankenkassen nicht übernommen. Die Kosten dafür machen jedoch oft weniger als 1 Prozent der Gesamtkosten einer Fernreise aus. Zu den typischen Reiseimpfungen gehören Schutzimpfungen gegen Gelbfieber, Hepatitis A und B, Typhus und Cholera.
Als einzige Reiseimpfung ist die Schutzimpfung gegen Gelbfieber verpflichtend. Manche Länder verlangen sie bei der Einreise aus Seuchengebieten. Das Gelbfiebervirus wird von Mücken (Aedes aegypti) übertragen, deren Ausrottung in den tropischen Ländern noch nicht vollständig gelang. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis sechs Tage. Plötzliches Fieber, Muskel-, Kopf- und Kreuzschmerzen, Übelkeit und Erbrechen u. a. sind die ersten Symptome, in der zweiten Phase kann es zu Leber- und Nierenversagen kommen und damit zum Tod. Immerhin sterben 20 bis 50 Prozent der Erkrankten. Empfohlen wird die Schutzimpfung allen Reisenden, die in Ländern, in denen Gelbfieber vorkommt (z. B. Zentralafrika oder der Norden Südamerikas), Gebiete außerhalb der großen Städte besuchen wollen.
Das Virus, das die Hepatitis A verursacht - übrigens hitzebeständig ist -, wird über verunreinigtes, infiziertes Wasser oder über Lebensmittel aufgenommen. Zwei bis sechs Wochen nach Übertragung stellt sich ein allgemeines Krankheitsgefühl ein, das mit Schmerzen im rechten Oberbauch, später dann mit einer Gelbsucht verbunden sein kann. Bis zur Gesundung können viele Wochen vergehen.
Da gerade Reisende aus Industrieländern für eine Infektion mit dem Hepatitis-A-Virus anfällig sind, sollten sie nach Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation vor Reisen in Gebiete außerhalb Australiens, Kanadas, Westeuropas, Japans, Neuseelands und der USA geimpft werden.
Das Hepatitis-B-Virus kann beim ungeschützten Geschlechtsverkehr mit Virusträgern, aber auch durch infiziertes Blut übertragen werden. Die Folgen können schwerwiegend sein: Etwa 10 Prozent der Betroffenen entwickeln eine chronische Hepatitis und laufen damit Gefahr, Leberkrebs zu bekommen. Die Hepatitis B ist vor allem in ganz Afrika, weiten Teilen Südamerikas, in Osteuropa, im östlichen Mittelmeergebiet, in Südostasien, China und auf den pazifischen Inseln mit Ausnahme von Australien, Neuseeland und Japan verbreitet. Eine Impfung wird denjenigen empfohlen, die häufig in diese Länder reisen, die in diesen Ländern engen Kontakt mit Virusträgern haben oder sich eventuell einer medizinischen oder zahnmedizinischen Behandlung unterziehen müssen.
Gegen einen weiteren Virushepatitis-Erreger steht bisher keine Schutzimpfung zur Verfügung: Das Hepatitis C-Virus (HCV) wird fast ausschließlich über Blut-zu-Blut-Kontakte übertragen. Unsterile Tätowiernadeln, Piercings oder Rasiermesser sind mögliche Infektionsquellen. In einigen Regionen Asiens oder Afrikas tragen mehr als fünf Prozent der Bevölkerung das Hepatitis C-Virus in sich. Zur Behandlung dieser Virus-Variante gibt es erfolgreiche neue Medikamente, die direkt in den Vermehrungszyklus des Virus eingreifen (sogenannte DAAs – Direct Acting Antiviral Agents). Damit kann die chronische Hepatitis C bei fast allen Patienten in kurzer Zeit und nahezu ohne Nebenwirkungen geheilt werden. Doch nur wer sich informiert und untersuchen lässt, kann im Falle einer bestehenden Erkrankung auch therapiert werden. Wird die Erkrankung zu spät erkannt oder bleibt unbehandelt, kann sie in einer Leberzirrhose oder einem Leberzellkrebs münden.
Gelangen Cholerabakterien (Vibrio cholerae) über verunreinigtes Trinkwasser oder Lebensmittel in den Darm, so stellen sich innerhalb weniger Stunden bis Tage schwere Durchfälle mit Leibschmerzen und Erbrechen ein, die vor allem durch den Flüssigkeitsverlust gesundheitsgefährdend sind. Sie bedürfen alsbaldiger Behandlung, unbehandelt kann Cholera zu Nierenentzündung und Sepsis führen.
Eine Cholera-Schutzimpfung ist für Rucksack- und Trekkingtouristen sinnvoll, sofern sie abgelegene Gebiete Südamerikas, Afrikas und Ostasiens erkunden möchten. Auch Typhusbakterien (Salmonella typhi) werden durch infizierte Nahrungsmittel und Wasser übertragen, aber auch durch direkten Kontakt mit Erkrankten. Ein bis drei Wochen nach der Ansteckung bricht die Krankheit aus; die ersten Anzeichen sind Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit und ständig steigende Temperatur: das Fieber steigt auf 39 bis 41 Grad, der Betroffene fühlt sich schwer krank. Ab der dritten Krankheitswoche tritt erbsbreiartiger Durchfall auf. Komplikationen können tödlich verlaufen. Die Typhus-Impfung ist bei Personen angezeigt, die unter schlechten hygienischen Bedingungen reisen. Cholera und Typhus sind meldepflichtige Infektionskrankheiten.
Diese Krankheit wird durch den Stich der Anophelesmücke von einem Menschen auf den anderen übertragen. Der Malariaerreger ist ein Parasit, die Anophelesmücke der Hauptwirt, der Mensch der Zwischenwirt. Die charakteristischen Symptome der Malaria sind periodische Fieberanfälle mit Schüttelfrost und Schweißausbrüchen. Der erste Fieberanfall kann sich auch erst mehrere Wochen nach dem Stich einstellen. Schwere Malariaformen können zu lebensbedrohlichen Zuständen führen. Vor einer Reise in Malariagebiete sollten Sie sich ausführlich über die persönlichen Schutzvorkehrungen gegen den Stich der Anopheles (Moskitonetz!) informieren. Abhängig vom Reiseziel werden unterschiedliche Medikamente zur Malariavorbeugung empfohlen; nehmen Sie die Medikamente streng nach den Anweisungen Ihres Arztes ein.
Deshalb sollten folgende Dinge unbedingt mit auf die Reise gehen: - Ein Mittel gegen Reisekrankheit; zur Hinreise sollte es natürlich vor Antritt der Reise eingenommen werden, aber schließlich gibt es auch eine Rückreise! - Schmerzmittel: Am besten, Sie wählen diejenigen Substanzen aus, deren Wirkung Sie bereits aus dem Alltag kennen. - Präparate zur Bekämpfung von Erkältungskrankheiten (z. B. ein fiebersenkendes Mittel, eventuell ein Nasenspray). - Ein Arzneimittel gegen Durchfall, eventuell zusätzlich ein Mittel, das den Ersatz verlorengegangener Mineralstoffe ermöglicht (bei Reisen in tropische und subtropische Länder). - Ein Mittel gegen Verstopfung, die sich bei ungewohnter Kost und Umgebung durchaus auch einstellen kann. - Ein Präparat gegen Magenbeschwerden. - Sonnenschutzmittel mit einem angemessenen Lichtschutzfaktor, aber auch Präparate zur Linderung eines Sonnenbrandes. - Salben, Gels, Sprays zur Behandlung von stumpfen Verletzungen wie Prellungen oder Verstauchungen. - Mittel gegen Juckreiz und Insektenstiche. - Augentropfen; denn Sonne, Wind und Sand führen häufig zu Bindehautentzündung. - Wundsalbe und ein Mittel zur Hautdesinfektion. - Verbandzeug: Mullbinden, elastische Binden, Verbandpäckchen, Pflaster. - Pinzette, Schere, Fieberthermometer.
Alle Medikamente, die Sie regelmäßig einnehmen müssen, und zwar in ausreichender Menge. Die Mittel für die Reise selbst und ein kleiner Notvorrat gehören übrigens ins Handgepäck - falls sich die Koffer verspäten.
Verstauen Sie Ihre Reiseapotheke in einem geeigneten Behälter, damit Sie im Falle eines Falles nicht lange danach suchen müssen. Denken Sie auch daran, daß viele Arzneimittel hitzeempfindlich sind; die Hutablage Ihres Autos ist also sicher nicht der geeignete Aufbewahrungsort für Ihre Reiseapotheke.