Ungefähr zwei Drittel aller Säuglinge infizieren sich mit ihnen bereits im ersten Lebensjahr, und im Alter von zwei Jahren hatte nahezu jedes Kind eine RSV-Infektion. Bei gesunden Babys und auch bei Erwachsenen verlaufen Ansteckungen mit dem RS-Virus in den meisten Fällen harmlos. „Es treten in der Regel erkältungsähnliche Symptome in den oberen Atemwegen auf, also Husten, Schnupfen und Halsweh“, erklärt Professor Fred Zepp aus Mainz, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ). „Wenn die Infektion jedoch auf die unteren Atemwege übergreift, kann es zu einem schweren Verlauf mit einer Lungenentzündung oder Bronchiolitis kommen.“
Eine Bronchiolitis ist eine Entzündung der kleinsten Atemwege, die zu den Lungenbläschen führen, wo der Gasaustausch stattfindet. Sind diese Atemwege entzündet, schwellen sie an und füllen sich mit Schleim. Dies kann die Sauerstoffversorgung deutlich beeinträchtigen und zu Atemnot führen. Bei Säuglingen wird die RSV-Bronchiolitis für bis zu 70 Prozent aller Klinikeinweisungen wegen Atemwegsinfektionen verantwortlich gemacht. Zusätzlich haben Babys, die sich eine schwere Infektion mit dem RS-Virus zuziehen, ein erhöhtes Risiko, auch langfristig unter den Folgen zu leiden. Manche Kinder, die aufgrund einer schweren RSV-Infektion im Krankenhaus behandelt werden müssen, entwickeln Asthma oder Symptome, die einem Asthma sehr ähnlich sind, und können dadurch noch über längere Zeit gesundheitlich beeinträchtigt sein.
Es gibt bestimmte Babys, bei denen das Risiko für eine schwere RSV-Infektion erhöht ist. Dazu gehören zum Beispiel Frühgeborene, denn ihr Immunsystem ist bei der Geburt noch unausgereift. Normalerweise werden die schützenden Antikörper der Mutter erst im letzten Drittel der Schwangerschaft übertragen – durch die verfrühte Geburt erhalten die Kleinen diesen „Schutzschild“ nur unzureichend. Ein zusätzliches Risiko stellt die unreife Lunge der Frühchen dar.
Darüber hinaus haben auch Babys mit Lungenerkrankungen oder angeborenen Herzfehlern ein erhöhtes Risiko für schwer verlaufende RSV-Infektionen. Für besonders gefährdete Kinder aus diesen Risikogruppen gibt es jedoch eine spezielle Schutzmöglichkeit: eine sogenannte passive Immunisierung, die das Immunsystem beim Abwehren der RS-Viren unterstützt. Eltern können von ihrem Kinderarzt mehr darüber erfahren.
Das Risiko für eine Infektion kann man grundsätzlich mit allgemeinen Vorsichtsmaßnahmen bei allen Babys senken. „Die Erreger werden nicht nur durch Tröpfcheninfektion, sondern auch durch Berührung mit der Hand übertragen, beispielsweise beim Streicheln oder Kuscheln“, so Professor Zepp. „Daher sollten sich alle Menschen, die das Baby berühren, vorher sorgfältig die Hände waschen.“ Ein gründliches Säubern ist auch bei Oberflächen wichtig, da das Virus zum Beispiel auf Arbeitsplatten und Spielzeug mehrere Stunden überleben kann. Außerdem sollten Eltern darauf achten, dass ihre Kleinen viel trinken. So bleiben die Schleimhäute feucht und können Krankheitserreger besser abwehren. Es ist hilfreich, im Winter Menschenansammlungen sowie den Kontakt mit erkälteten Personen zu vermeiden. Rauchen sollte in Gegenwart von Kindern und Babys tabu sein. „Tabakrauch kann der Lunge des Babys schaden und den Verlauf einer Infektion erschweren“, erläutert Zepp.
Weitere Informationen zu RSV-Infektionen: www.fruehgeboren.de